• 06.03.2003 14:49

Ticketpanne verhindert Mosleys Regelstunde

Dass FIA-Boss Max Mosley seinen Besuch bei einer Pressekonferenz platzen ließ, bringt zusätzlichen Wirbel um das Reglement

(Motorsport-Total.com/sid) - FIA-Boss Max Mosley hat seinen mit Spannung erwarteten "Einführungskurs" in Sachen Regelkunde am Donnerstag in Melbourne wegen einer mysteriösen Ticketpanne platzen lassen. Ein angebliches Problem mit der Flugbuchung bei einem Sponsor des Australien-Grand-Prix ('Qantas') verhinderte laut offizieller FIA-Pressemitteilung das Kommen des Engländers.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Konnte oder wollte Mosley nicht zur FIA-Pressekonferenz kommen?

Spekulationen, der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA wolle sich vielleicht nicht wie vorgesehen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz den Medienvertretern stellen oder sich in Australien mit den "Rebellen" Ron Dennis und Frank Williams an einen Tisch setzen, verhinderte diese Erklärung aber nicht. Ein neues Punkteschema mit Zählern für die ersten acht Fahrer (10-8-6-5-4-3-2-1) oder den Qualifikationsmodus als Einzelzeitfahren mit nur noch einer schnellen Runde am Freitag und Samstag hatte die FIA im Oktober 2002 noch mit Zustimmung der Teams verabschiedet. Im Januar drückte Mosley den Rennställen aber noch weitere Reformen auf - um Kosten zu senken und die Rennen wieder spannender zu machen.

Das Verbot elektronischer Fahrhilfen wurde zwar auf den 20. Juli (Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone) verschoben, aber der Wegfall des Warm-Up am Sonntag, die Auflage, zwischen Qualifikation und Rennen die Autos nicht mehr zu verändern und unter Parc-Fermé-Bedingungen mit FIA-Aufsicht nur noch ganz bestimmte Reparaturen durchzuführen, und zuletzt das Verbot des Nachtankens vor dem Rennen, stellte im Januar und Februar den Ablauf eines Rennwochenendes völlig auf den Kopf.

Für die Teams und ihre Taktik-Genies beginnt ein neues Spiel. "Diese Regeln sollen Chaos produzieren, um den Großen ein Bein zu stellen", sagt Ferrari-Technikchef Ross Brawn. "Wir kamen nach Mosleys Geschmack zu oft ins Ziel, was die Rennen vorhersehbar machte."

22-mal in Folge fuhr Weltmeister Michael Schumacher zuletzt ins Ziel und feierte dabei 14 Siege. In den letzten 19 Rennen stand der Kerpener immer auf dem Podium. Schumacher sieht die Regeländerungen allerdings nicht als Maßnahmen gegen Ferrari. Dennoch ist er der Meinung, dass die Besten auf neue Situationen auch am besten reagieren werden und sich nicht wirklich viel ändern wird.

Das Einzelzeitfahren in der Qualifikation findet Schumacher im Prinzip gut: "Wenn alles von einer einzigen Runde abhängt, ist das ein zusätzlicher Anreiz. Nur ist der mit der Einschränkung des Nachtankens jetzt verwässert", glaubt der 34-Jährige. Einige Teams könnten der Show oder ihrer Sponsoren zuliebe nämlich am Samstag mit wenig Benzin fahren, um in der Startaufstellung vorne zu stehen. Im Rennen müssten sie dann aber ganz früh die Box ansteuern.

"Die Zuschauer werden nach dem Qualifying nicht mehr genau wissen, wer denn nun der Schnellste ist, was übrigens auch für die Teams gilt", meint Schumacher. "Man weiß eben nicht mehr, ob derjenige, der künftig vorn steht, einen guten Tag erwischt hat, wenig Benzin an Bord hatte oder eben stark ist. Das wird einiges an Spekulationen, aber auch einiges an Durcheinander mit sich bringen."

Im Lager der Silberpfeile will man zunächst den Sport sprechen lassen: "Wir haben in den letzten Wochen genug diskutiert, jetzt wollen wir ein Rennen fahren", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. McLaren-Boss Ron Dennis, der wegen der Regeländerungen gemeinsam mit seinem alten Rivalen Frank Williams die FIA vor ein Schiedsgericht bringen will, setzt auch auf einen "Burgfrieden": "Wir sind nicht generell gegen Regeln oder Änderungen. Wenn alles gut funktioniert, freuen auch wir uns", meint der Engländer. "Aber wenn es nicht klappt, hoffen wir, dass es wieder geändert wird."