Theissen: "Leistung hat immer oberste Priorität"

Der BMW-Sportdirektor über die Verpflichtung von Webber und warum nicht unbedingt ein Deutscher Teamkollege werden muss

(Motorsport-Total.com) - Schon seit mehreren Monaten steht hinter den Kulissen fest, dass BMW-Williams 2005 mit zwei neuen Piloten zusammenarbeiten muss, doch bisher hat man nur Mark Webber als Ersatzmann für das Duo Schumacher/Montoya verpflichtet. Das zweite Cockpit soll erst in den nächsten Wochen vergeben werden.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Am liebsten würde Theissen wohl einen zweiten Webber verpflichten...

Diesbezüglich hat es zuletzt Spekulationen gegeben, dass Nick Heidfeld engagiert werden könnte - einerseits wegen seines unbestrittenen Talents, andererseits wegen seiner deutschen Herkunft. Gegenüber 'Eurosport' stellte nun aber BMW-Sportdirektor Dr. Mario Theissen zum wiederholten Male klar, dass solche Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, obwohl man mit Ralf Schumacher ein deutsches PR-Zugpferd an Toyota verliert.#w1#

Theissen: "Wir brauchen keinen deutschen Fahrer"

"Oberste Priorität hat immer, die zwei schnellsten verfügbaren Fahrer in den Autos zu haben", erklärte der 51-Jährige. "Erst dann kann man den Marketing-Aspekt ins Auge fassen. Das ist ganz klar. Wir brauchen keinen deutschen Fahrer. BMW ist ein globales Unternehmen, die Formel 1 ist ein globales Geschäft und die Nationalität des Fahrers spielt nur in einem der 17 oder 18 Länder, in denen wir antreten, eine Rolle. Daher kann das nicht oberste Priorität haben. Leistung hat immer oberste Priorität."

Mangels Alternativen bleibt Heidfeld freilich trotzdem bei BMW-Williams im Gespräch, schließlich hat Wunschkandidat Giancarlo Fisichella bei Renault angedockt, während es zum geplanten Test mit Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve nie gekommen ist. Die Gerüchte um Mika Häkkinens Comeback waren zu keinem Zeitpunkt mehr als eine Seifenblase und eine Rückkehr von David Coulthard hat Teilhaber Patrick Head schon im Frühjahr ausgeschlossen.

Am liebsten würde man einen zweiten Webber verpflichten, deutete Theissen an: "Ich freue mich wirklich darauf, Mark im Team zu haben. Er hat bewiesen, dass er schnell ist. Ich denke, er ist gut strukturiert. Er arbeitet sehr gut und sehr hart mit seinen Ingenieuren und Mechanikern zusammen. Ich schätze, er wird ein sehr gutes Team mit seinen Ingenieuren bilden. Ich bin wirklich optimistisch. Er wird bei uns sehr stark werden."

Frank Williams hat in der Fahrerfrage das letzte Wort

Die letzte Entscheidung, wer 2005 Teamkollege des Australiers werden soll, liegt bei Teamchef Sir Frank Williams, der diese aber natürlich mit BMW absprechen muss. Primär wird es dabei um die fahrerischen Qualitäten der Kandidaten gehen, sekundär spielen dann auch Faktoren wie die PR-Kompatibilität und die Gehaltsvorstellungen eine Rolle - schließlich ist Williams seit Jahrzehnten dafür bekannt, Geld lieber in die technische Weiterentwicklung als in Angestellte zu investieren.

Auch Webber hat Williams damit angeblich am meisten beeindruckt, dass er ein wesentlich höher dotiertes Angebot von Toyota aufgrund der besseren sportlichen Perspektive bei Blau-Weiß ausgeschlagen hat. Webber selbst kommentierte dies folgendermaßen: "Ich weiß nur, dass Frank und Sam (Michael; Anm. d. Red.) einigen Respekt vor den Fahrern haben, denen sie eine Chance geben - egal, welche Nationalität dieser Fahrer besitzt."

Bei der seinem neuen Arbeitgeber wird er auch auf einen Landsmann treffen, Technikchef Sam Michael. Beide stammen aus dem australischen Bundesstaat New South Wales. Bevorzugung erhofft sich Webber davon aber keine: "Ich habe mit Sam in diesem Jahr zum ersten Mal gesprochen. Es wäre zu viel gesagt, wenn ich sagen würde, dass ich ihn kenne, aber ich habe schon gemerkt, dass Sam und ich ziemlich auf einer Wellenlänge liegen. Das ist gerade für den Anfang ein Vorteil. Ich hoffe, dass das für das gesamte Team nützlich sein wird."