• 31.07.2004 17:46

  • von Fabian Hust

Head: Selbstzufriedenheit kommt vor dem Fall

Der Chefingenieur des BMW-Williams-Teams erklärt, warum man in der Formel 1 mit seiner Arbeit niemals zufrieden sein darf

(Motorsport-Total.com) - Gibt es in der Formel 1 einen Rennstall, der mit seiner Arbeit absolut zufrieden ist? Wohl kaum. Selbst das Ferrari-Team, das eigentlich allen Grund dazu hätte, mit der eigenen Leistung in dieser Saison absolut zufrieden zu sein, kann sich eine solche Einstellung nicht leisten. Michael Schumacher, der in der Formel 1 alles gewonnen hat, was man gewinnen kann, ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um sich selbst zu steigern. Und das gelingt dem 35-Jährigen nach eigener Aussage auch.

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Head weiß, dass man sich in der F1 keine Selbstzufriedenheit erlauben kann

In der vergangenen Saison war Ferrari nicht so dominant wie in der Saison 2002 und in der diesjährigen Meisterschaft. Michael Schumacher erklärte vor kurzem, dass man die Entwicklung des Autos zu sehr auf die leichte Schulter genommen hat und das Team nicht seine ganze Leistung abgerufen hat. Wer nach einem Erfolg in der Formel 1 in Selbstzufriedenheit verfällt, der wird sich mit einer "Eintagsfliege" zufrieden geben müssen. Denn in der Formel 1, der Spitze des Motorsports, kann man sich keine Verschnaufpausen leisten.#w1#

Lässt man einmal die Starts beiseite, wo Renault einen deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz hat, könnte man meinen, der Ferrari sei ein perfektes Auto. Doch es gibt keinen perfekten Rennwagen, nicht umsonst werden die Autos von Rennen zu Rennen schneller und sie werden ständig bei Testfahrten weiterentwickelt. "Jener Moment, in dem dir dein Kopf sagt, du machst etwas perfekt, ist der Moment, von dem an du keine Fortschritte mehr machst", erklärt Patrick Head, Chefingenieur von Williams auf der Internetseite von BMW Motorsport.

Selbst große Namen der Formel 1 können mit ihrer Einschätzung daneben liegen, wie Head erklärt: "Keith Duckworth, der legendäre Motorenkonstrukteur, hatte einmal behauptet, dass aus einem Rennmotor mit drei Litern Hubraum niemand mehr als 500 PS herausholen könnte. Inzwischen sind wir bei mehr als 900 PS angekommen."

Theoretisch könnten die Teams Unsummen in die Weiterentwicklung ihrer Autos stecken, doch kein Rennstall verfügt über ein unbegrenztes Budget. Also müssen Prioritäten gesetzt werden: "Man muss aufpassen, ob Aufwand und Ertrag in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen", so der Brite. "Das Auto an manchen Stellen zehn Gramm leichter zu bauen lohnt sich wegen der Kosten vielleicht nicht - für ein Kilo Gewichtsersparnis dagegen würden wir fast alles tun."

Bis Ende August dürfen die Teams keine Testfahrten unternehmen. Das Testverbot ist freiwillig und soll den Mitarbeitern ein paar freie Tage zusammen mit ihren Familien ermöglichen. Eigentlich soll durch das Testverbot auch Geld gespart werden, doch in Wirklichkeit geben die Teams das durch das Testverbot eingesparte Budget für Simulationen auf Prüfständen aus, die die Testfahrten ersetzen sollen. Denn Selbstzufriedenheit ist in der Formel 1 fehl am Platz - selbst in den "Sommerferien".