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Theissen: "Haben andere Vorgangsweise gewählt"
Der BMW-Sportchef über den 2004er-Motor, die geplanten Regeländerungen und die Möglichkeit eines zweiten Partnerteams
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mario, wie schätzt du die Leistung des BMW-Motors bisher in diesem Jahr ein?"
Dr. Mario Theissen: "Naja, ich bin recht zufrieden. Wir haben es geschafft, zu praktisch derselben Drehzahl zu kommen, die wir Ende letzten Jahres hatten. Die Leistung ist auch in etwa gleich und wir wollen sie jetzt schon erhöhen. Das ist zufrieden stellend. In Sachen Leistungsentfaltung haben wir eine etwas andere Vorgehensweise gewählt, denn wir betrachten nicht mehr nur die Höchstleistung während einer Qualifying-Runde, sondern die Leistung über eine gesamte Renndistanz. Beim höchsten Gang wollten wir außerdem nicht weit mit der Drehzahl runter gehen, höchstens ein bisschen, für den Windschatten. Wir haben das fast erreicht und können den Motor beinahe das ganze Rennen über bei höchster Drehzahl und höchster Leistung fahren, was vor einem Jahr eigentlich nicht zu erwarten war."

© xpb.cc
Theissen kann sich nicht vorstellen, ein zweites Team zu beliefern
Frage: "Regierte bis jetzt ein bisschen Vorsicht?"
Theissen: "Wir waren letztes Jahr vorsichtig, bei der Entwicklung. Bei den Wintertests haben wir dann schon gemerkt, dass es möglich ist, dieselben Dreh- und PS-Zahlen zu erreichen und jetzt schauen wir voraus."#w1#
Frage: "Was sagst du zu den Vorschlägen für ein neues Reglement der FIA? Sind sie anwendbar und lebensfähig?"
Theissen: "Wenn man die Vorschläge betrachtet, sind sie meiner Meinung nach in zwei Bereiche zu spalten. Der erste Teil sind die Ziele. Wir unterstützen die Ziele voll und ganz. Die technischen Lösungsansätze sollte man davon aber erst einmal trennen. Die Hauptziele sind Sicherheit und Kostenreduktion und ich denke, die Kostenreduktion hat davon obere Priorität. Da sollten wir etwas unternehmen und zwar nicht erst 2008, sondern schon früher. In Sachen Motorenreglement sind wir für niedrige Kosten und daher sind wir gegen eine Änderung des Formats. In der Übergangszeit von 3,0-Liter-V10-Motoren auf 2,4-Liter-V8-Motoren müsste man zumindest ein Jahr lang parallel entwickeln, was massive Kosten nach sich ziehen würde. In der Vergangenheit haben wir ausgerechnet, dass ein 2,4-Liter-V8-Motor nur um fünf Prozent weniger bringt als ein 3,0-Liter-V10, daher sind wir eher für eine Verlängerung der Lebensdauer der Motoren, notfalls auch über zwei Rennen hinaus, denn so kann man die Leistung einschränken. Ich finde, in diese Richtung sollten wir eher gehen."
Frage: "Max Mosley will die elektronischen Fahrhilfen loswerden und eine standardisierte Elektronik einführen. Wäre das ein Punkt, der euer Engagement in der Formel 1 gefährden könnte?"
Theissen: "Es ist zu früh, um darüber zu sprechen. Die Motorenelektronik hat in unserem Projekt immer eine große Rolle gespielt und es war von Anfang an klar, dass wir uns in der eigenen Fabrik darum kümmern würden. Andererseits müssen wir den Vorschlag sorgfältig prüfen, um erkennen zu können, ob damit die Ziele erreicht werden könnten. Im Moment habe ich dazu keine Meinung, aber das ist ein Punkt, den wir sehr vorsichtig anpacken würden."
Frage: "Vor einem Jahr haben die kleinen Teams dem Beibehalten der Traktionskontrolle zugestimmt, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass leistbare Kundenmotoren zur Verfügung gestellt werden. Die Kleinen Teams sind da ein bisschen hängen gelassen worden..."
Theissen: "Wir haben immer gesagt, dass wir glücklich mit der Situation sind, nur das BMW-Williams-Team auszustatten. Ein Grund war immer, dass wir den Fokus nicht verlieren wollen, der andere, dass wir die Kapazitäten nicht haben. Bevor wir uns das noch einmal durch den Kopf gehen lassen können, müssen wir das neue Reglement sehen, etwa hinsichtlich der Lebensdauer der Motoren, denn die Lebensdauer bestimmt die Zahl der jährlich zu produzierenden Motoren und die ist in dieser Angelegenheit entscheidend."

