• 23.04.2004 20:07

Haug: "Wir sind für alles offen"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über die bisher schwache Saison 2004 und die vorgeschlagenen Regeländerungen für 2008

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Norbert, was ist bisher schief gelaufen, und lässt es sich wieder korrigieren?"
Norbert Haug: "Das ist einfach zu beantworten. Bisher ist ja fast alles schief gelaufen. Wir haben nicht das erreicht, was wir in den ersten drei Rennen erreichen wollten, aber wir arbeiten sehr hart, um dorthin zurückzukommen, wo wie herkamen. Manchmal passieren solche Sachen. Sie sollten nicht passieren und ich denke, dass das ganze Team motiviert war und einen großen Schritt in die richtige Richtung machen wollte. Vielleicht war der Schritt ein wenig zu groß, aber nun arbeiten wir konzentriert daran, unser Leistung und Zuverlässigkeit zu verbessern."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug steht allen Vorschlägen öffen gegenüber

Frage: "Kannst du uns etwas über die Umstrukturierungen bei McLaren-Mercedes erzählen?"
Haug: "Martin Whitmarsh ist nun für den Chassis- und den Motorenbereich verantwortlich, gleichzeitig auch für die gesamte Organisation und das Formel-1-Team. Wir möchten als eine Einheit arbeiten und ich denke, das ist ein sehr guter Schritt in diese Richtung."#w1#

Frage: "Was ist mit Hans-Ulrich Maik (bisheriger Chef von Mercedes-Ilmor; d. Red.)?"
Haug: "Da gibt es nicht viel zu sagen. Es gab eine Übereinkunft von beiden Parteien. Wir trennen uns und kamen überein, keine weiteren Diskussionen darüber zu führen."

Mercedes ist offen für alle Vorschläge

Frage: "Kommen wir zu den Neuerungsvorschlägen der FIA. Wie siehst du diese Vorschläge?"
Haug: "Ich denke, dass es drei Hauptkriterien gibt, mit denen wir konfrontiert werden. Wir sollten einen besseren Sport für die Zuschauer bieten. Das ist für mich der wichtigste Punkt. Es ist aber auch wichtig, die Kosten zu senken, denn sonst sind wir in einigen Jahren in großen Schwierigkeiten. Das trifft auch für die Unternehmen zu, die sich diese Ausgaben leisten können. Aber warum mehr ausgeben als nötig? Der dritte Punkt ist, die Autos langsamer zu machen. Sie werden immer schneller und schneller werden, das ist bei einem harten Wettbewerb normal. Aber zuerst müssen wir erkennen, dass dieser Sport für die Zuschauer gemacht wird, an der Strecke und vor den Fernsehgeräten. Wir stehen jeder Diskussion in dieser Richtung offen gegenüber und wir sind auch offen für die Vorschläge, die FIA-Präsident Max Mosley den Teams und uns unterbreitete. Wir werden diesem Treffen beiwohnen und eine konstruktive Rolle dabei spielen."

"Meine persönliche Ansicht der Regeländerungen bei den Motoren ist, dass sie überhaupt kein Geld sparen, ganz im Gegenteil. Wir können es nicht so stehen lassen, dass man sagt, ein neuer Motor hat acht Zylinder, daher sparen wir viele Teile ein. Das ist nicht der richtige Weg. Wir sollten konstruktiv darüber nachdenken, was wir haben und wie wir die Geschwindigkeit und die Kosten senken können. Das wäre ein besserer Ansatz. Aber wie ich bereits sagte, McLaren und Mercedes werden konstruktiv zu diesen Diskussionen beitragen."

Frage: "Einer der Vorschläge von Max Mosley beinhaltet die Einführung einer standardisierten elektronischen Steuereinheit für alle. Er hat klar gemacht, dass er von den elektronischen Fahrhilfen weg möchte. Wird die Einführung solcher Standard-Steuergeräte das Interesse der Hersteller an der Formel 1 senken?"
Haug: "Ich denke, wir sollten von vorn herein keinen Vorschlag ausschließen, aber wir müssen diesen ganzen Prozess sehr vorsichtig angehen. Wir haben in der Vergangenheit einige Fehler gemacht und diese sollten wir nicht wiederholen. Aber im Grunde sind wir für alles offen."

Norbert Haug würde kurzfristige Lösungen bevorzugen

Frage: "Das derzeitige Concorde-Agreement läuft Ende 2007 aus. Daher, so sehe ich das, habt ihr eigentlich nichts zu sagen. Max Mosley sagt, wie die Formel 1 aussehen wird und möchte nicht darüber verhandeln. Verstehst du das auch so?"
Haug: "Es ist schwer vorstellbar, dass ein Chassis ohne Motor fährt, oder? Meine favorisierte Lösung ist bekannt. Wir brauchen die Formel 1 und wir sollten nun nicht anfangen zu sammeln, was für Lösung A und was für Lösung B spricht. Wenn die richtige Zeit und der richtige Ort da ist, dann können wir eine Lösung finden."

Frage: "Würdet ihr die Änderungen, beispielsweise beim Hubraum, auch schon akzeptieren, wenn sie noch während des laufenden Concorde Agreements durchgepresst würden?
Haug: "Ich kann meine Lieblingslösung darstellen, und diese sollte so schnell wie möglich umgesetzt werden. Wir könnten 30 oder sogar 50 Prozent der technischen Kosten einsparen. Mit diesem Geld könnten wir die Präsentation der Formel 1 verbessern, bei den Fernsehbildern zum Beispiel. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir schon eine Lösung für das nächste Jahr finden könnten, aber ich bezweifle das."

Frage: "Vor einem Jahr haben die kleinen Teams dem Beibehalten der Traktionskontrolle zugestimmt, im Gegenzug hätte es aber leistbare Kundenmotoren der großen Hersteller geben sollen. Da wurden sie ein bisschen im Stich gelassen.
Haug: "Es dürfte bekannt sein, dass wir im letzten Jahr ein Angebot machten, aber wir konnten uns mit keinem Team einigen."