Testbeschränkung: Ferrari geht auf Konfrontationskurs

Neun Teams treffen sich heute in London, Ferrari hat aber ganz eigene Vorstellungen, wie die Kosten gesenkt werden sollen

(Motorsport-Total.com) - Während neun von zehn Formel-1-Teams heute in London darüber beratschlagen, wie in der Kostendiskussion weiter verfahren werden soll, nachdem man sich beim letzten Meeting unter anderem auf eine Testbeschränkung von 24 Tagen während der Saison geeinigt hatte, geht Ferrari mit einer eigenen Initiative auf Konfrontationskurs.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Ferrari-Boss Jean Todt geht endgültig auf Konfrontationskurs mit der Opposition

Bekanntlich steht das 24-Tage-Limit, auf das sich neun Teams geeinigt haben, auf einer freiwilligen Basis, da die Regelung wegen der fehlenden Zustimmung Ferraris nicht mehr rechtzeitig ins Reglement aufgenommen werden kann. Es war ohnehin vermutet worden, dass sich Ferrari daran nicht halten wird, was ihnen natürlich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen würde. Nun scheint sich dies zu bestätigen.#w1#

Ferrari-Vorschläge für den eigenen Vorteil

Im Vorfeld des Meetings der restlichen Teamchefs hat das Traditionsteam aus Maranello eine offizielle Stellungnahme zu den kürzlich ausgearbeiteten Vorschlägen, die eben auch das 24-Tage-Limit beinhalten, abgegeben. Die Italiener halten dieses für unausgewogen, schließlich sehen sie in einer Testbeschränkung als einziges Bridgestone-Team einen großen Nachteil gegenüber der Michelin-Flotte mit insgesamt sieben Rennställen.

Anstelle der derzeit im Raum stehenden Vorschläge will Ferrari eine Obergrenze von 15.000 Testkilometern für die Fahrzeugentwicklung durchsetzen. Diese 15.000 Kilometer sollen nur auf einer vom jeweiligen Team nominierten Teststrecke durchgeführt werden dürfen. Ferrari hätte mit dem hauseigenen Kurs in Fiorano unter solchen Voraussetzungen natürlich einen Riesenvorteil, weil Fiorano nach Belieben angepasst werden kann, während andere Teams, die auf einer Strecke nur zu Gast sind, sich nach gewissen Vorgaben zu richten haben.

Darüber hinaus schlägt Ferrari ein Kontingent von weiteren 15.000 Testkilometern für jede der beiden Reifenfirmen vor. Auch hier ist die Absicht, die dahinter steht, klar: Während die Mannschaft um Michael Schumacher wohl das gesamte Bridgestone-Kontingent zugesprochen bekäme und damit insgesamt 30.000 Testkilometer zur Verfügung hätte, müsste Michelin 15.000 Testkilometer unter sieben Teams aufteilen. Rein rechnerisch hätte damit die unmittelbare Ferrari-Konkurrenz rund 17.000 Testkilometer pro Saison zur Verfügung - um 13.000 weniger als Ferrari.

Freiwillige Vereinbarung wird Ferrari nicht einhalten

Die Weltmeistermannschaft machte in dem Statement klar, dass man diese Vorschläge unbedingt umgesetzt sehen will, da man sich ansonsten über die freiwillige Vereinbarung der anderen Teams hinwegsetzen wird. Denn: "Wir können testen so viel wir wollen und wo wir wollen. Gleichzeitig ist uns aber bewusst, dass das Kostenthema uns alle betrifft und dass wir eine Reduktion anstreben müssen", so Ferrari.

Wie die restlichen neun Teams darauf reagieren werden, ist unklar. Durchaus denkbar wäre angesichts der Ankündigung Ferraris, das freiwillige 24-Tage-Limit nicht zu akzeptieren, dass der eine oder andere Teamchef wieder vom Gentlemen's Agreement abspringt, umgekehrt ist jedoch ebenso möglich, dass die Ferrari-Opposition nun noch enger zusammenrückt. Mit Sicherheit dürfte sich Ferrari nun aber endgültig vom Rest isoliert haben.