• 14.12.2008 08:55

  • von Roman Wittemeier

Surer ist mit Sparplänen "voll zufrieden"

'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer analysiert die Sparmaßnahmen in der Formel 1: "Finde eigentlich alles positiv"

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat bei sich selbst den Rotstift angesetzt und auf der eigenen Ausgabenseite einen kräftigen Strich durch die horrenden Rechnungen gemacht. Die Königsklasse wird bereits im kommenden Jahr mit 30 Prozent weniger finanziellem Aufwand zu betreiben sein, für 2010 zündet die nächste Sparstufe. Die jüngst verabschiedeten Maßnahmen sind rundum gelungen, findet 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer: "Ich bin voll zufrieden mit dem, was nächstes Jahr läuft."

Titel-Bild zur News: Surer

Marc Surer ist mit den Monaco-Beschlüssen von FIA und FOTA zufrieden

"Ich habe schon vor Wochen gefordert, dass sie die Drehzahlen herunterschrauben und mehr Rennen mit dem Motor fahren sollen. Das machen sie jetzt", erklärte Surer zur limitierten Motorenanzahl pro Fahrer und der höheren Laufleistung ab dem kommenden Jahr. "Die Anzahl der Triebwerke zu reduzieren, geht mit Erhöhung der Betriebszeit Hand in Hand."#w1#

Testverbot: Gut für Geldbeutel und Grand-Prix-Wochenenden

Den größten Coup habe die Teamvereinigung FOTA gemeinsam mit der FIA aber mit dem Verbot der Testfahrten gelandet. "Das Testverbot hat Peter Sauber schon vor Jahren gefordert", sagte Surer in seiner umfassenden Analyse. "Der hat damals schon gesagt, dass sie beim Testen genauso viel Geld ausgeben wie beim Rennen fahren. Dabei können sie wohl am meisten sparen."

Das Testverbot hat vielschichtige Konsequenzen. Die Probefahrten vor Saisonbeginn werden nun noch wichtiger. "Jetzt wird es schwieriger, während der Saison etwas aufzuholen", beschrieb Surer die Auswirkungen schon im kommenden Jahr. "Für uns TV-Kommentatoren ist das Testverbot aus einem anderen Grund sehr gut. Endlich haben wir am Freitag wieder Fahrbetrieb. Es werden mehr Teile ausprobiert, es wird mehr gearbeitet."

Peter Sauber

Peter Sauber forderte das Testverbot schon seit einigen Jahren Zoom

"Wir müssen endlich keine leeren Strecken mehr kommentieren müssen, wie das in diesem Jahr in Barcelona, Silverstone und Monza der Fall war, weil die Teams direkt vorher dort getestet hatten. Das fällt jetzt weg. Die müssen also herausfahren. Weil sie bei der Gelegenheit neue Teile testen können, wird das wohl ein hektischer Betrieb werden. Das wertet also den Freitag extrem auf und somit auch unsere 'Premiere'-Übertragung."

Tankverbot: Gut für Mechaniker und TV-Kommentatoren

Auch an anderer Stelle soll die Arbeit beim Fernsehen und der Einblick aller Zuschauer besser werden. Durch die Offenlegung von Benzinmengen und Reifenstrategie hat das große Rätselraten endlich ein Ende. "Ich hoffe, dass wir als Kommentatoren das dann auch mitbekommen. Das wäre super", erklärte Surer seine Hoffnungen. "Die ganzen Spekulationen waren immer richtig mühsam. Grundsätzlich will man doch die Schnelligkeit eines Auto erfassen und nicht immer sagen müssen 'Aber es könnte auch sein, dass...'."

Die Formel 1 wird wieder durchschaubarer sobald die Spritmengen kommuniziert werden. Surer freut sich, dass man 2010 dann sogar noch einen gewaltigen Schritt weitergehen wird. Das generelle Tankverbot könne gleich mehrere Probleme auf einmal lösen. "Man muss ganz klar sagen, dass bisher der gefährlichste Job in der Formel 1 der des Mechanikers ist. Eigentlich müssten die Mechaniker mit dem Fahrer die Gage teilen dürfen. Die sind viel mehr Risiko eingegangen. Ich bin froh, dass dieses Risiko dann nicht mehr besteht."

Heikki Kovalainen

Ebenfalls neu: Ab 2010 wird in der Formel 1 nicht mehr nachgetankt Zoom

Außerdem reduziert sich neben der Gefahr auch die Anzahl der Leute beim Boxenstopp. "Man braucht zurzeit ja 17 Leute, die bei einem Boxenstopp arbeiten. Da muss ja Hinz und Kunz ran. Da spart man sicher etwas ein. Und es gibt Klarheit. Es wird keine Spekulationen mehr geben und keine Fragen mehr 'Wieso fährt der jetzt so früh herein?' Im Sport ist eines einfach sehr wichtig: Man muss wissen, was dort abläuft", schilderte der Schweizer Ex-Formel-1-Pilot.

Gesamtpaket: Gut für Neueinsteiger und aktuelle Teams

Surer nannte ein Beispiel: "Wenn im Radsport einer schneller ist, dann weiß man, dass der wohl gewinnen wird. In der Formel 1 hieß es immer 'Es könnte aber auch sein, dass...' - das war immer so ein Schlusssatz. Man konnte nie sicher sein. Wenn einer sensationell vorne fuhr, konnte man sich nicht einfach über die Fahrt freuen, sondern man musste immer bedenken, dass er wahrscheinlich leichter ist. Ich finde, die Formel 1 dürfte ruhig wieder klarer werden, sodass man Leistungen von Piloten und Autos einschätzen kann."

Die Sparmaßnahmen haben aus Sicht von Surer nicht nur den Bestand an Teams gesichert, sondern sie könnten nun sogar neues Interesse wecken. "Wir haben jetzt eine klare Linie für immerhin vier Jahre. Die Klarheit kann jemanden motivieren, jetzt einzusteigen. Er weiß jetzt, was auf ihn zukommt und die Kosten sind überschaubarer geworden. Das ist eine Sicherheit, die vorher gefehlt hat", sagte der Schweizer und machte somit auch allen Honda-Mitarbeitern Mut. "Das müsste einem potenziellen Interessenten eigentlich jetzt den Anstoß für den Kauf geben."

Ross Brawn

Honda-Teamchef Ross Brawn hält nach einem neuen Besitzer Ausschau Zoom

Bei extrem viel Lob und Zufriedenheit angesichts der neuen Sparpläne in der Formel 1, bleibt für Surer nur eine Frage offen. Warum darf Renault als einzige Mannschaft den Motor für das kommende Jahr nachbessern? "Es wundert mich wirklich, dass Honda dort nicht mit auf der Liste steht, denn die hatten auch solch ein schlechtes Triebwerk. Wer immer das Team jetzt übernimmt, muss auf jeden Fall auch so einen Antrag stellen. Ich habe aus Insiderkreisen gehört, dass dieser Motor wirklich nicht vorwärts ging und das hat man auch an den Topspeeds gesehen."

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