• 12.12.2008 21:20

  • von Roman Wittemeier

Mosley: "Ein großer Schritt für die Formel 1"

FIA-Präsident Max Mosley zeigt sich angesichts der neuen Sparmaßnahmen erleichtert und erklärt die Vorzüge der neuen Regeln

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley hat sein Ziel nach langem Kampf endlich erreicht. Seit Monaten drängte der FIA-Präsident auf eine erhebliche Reduzierung der Kosten in der Formel 1, drohte zwischenzeitlich mit drastischen Maßnahmen wie einem Einheitsmotor, aber stieß offenbar bei den Herstellern lange Zeit auf taube Ohren. Erst der weltweite wirtschaftliche Crash, der Einbruch der Autoverkaufszahlen und letztlich der Abschied von Honda brachten die Wende.

Titel-Bild zur News:

Max Mosley hat einen Großteil seiner Formel-1-Sparpläne umsetzen können

In aller Eile schmiedeten die Mitglider der Teamvereinigung FOTA einen Sparplan, der in Teilen sogar über die Forderungen von Mosley hinausging. Nur zwei Tage später wurde das Maßnahmenpaket vom FIA-Weltrat abgesegnet - eine neue Formel 1 innerhalb von 48 Stunden. "Das ist ein großer Schritt voran", sagte Mosley erleichtert gegenüber der 'Press Association'. Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage sagte er: "Niemand weiß, ob es besser oder schlechter wird. Wir mussten uns vorbereiten."#w1#

Formel 1 bleibt Formel 1

Mosley wollte die Formel 1 - und somit das sportliche Aushängeschild der FIA - wieder auf wirtschaftlich gesunde Beine stellen. "Wenn ein Wunder passiert und die Weltwirtschaft innerhalb der kommenden Monate wieder gesund wird, dann werden manche Teams sogar Profite machen können", sagte der Brite angesichts der Einsparungen von mindestens 30 Prozent der Kosten schon im kommenden Jahr.

Man habe sich gemeinsam mit der FOTA in konstruktiven Gesprächen zwar auf weitreichende, aber doch sportlich dezente Maßnahmen geeinigt. "Das tolle ist, dass wenn sie durch die Boxengasse gehen, auf der Tribüne sitzen oder am Fernseher, keinen Unterschied feststellen werden. Das wird immer noch die Formel 1 sein, die wir alle kennen. Aber eben deutlich weniger teuer", so der FIA-Chef, der erst im Juni über eine mögliche weitere Amtszeit entscheiden will.

"Das wird immer noch die Formel 1 sein, die wir alle kennen." Max Mosley

Für Grand-Prix-Besucher verspricht das Testverbot innerhalb der Saison sogar einen Mehrwert, denn die Teams müssen ihre Probefahrten künftig am Freitag im Rahmen eines Rennwochenendes abhalten. Auf der anderen Seite entfallen vergleichsweise kostengünstige Besuche bei einem der Testtage zum Beispiel in Jerez, Barcelona oder an der Algarve in den Sommermonaten. Wer Tests sehen will, muss künftig im Winter oder Spätherbst fahren.

Stellenstreichungen unvermeidlich?

Die Maßnahmen zur Reduzierung der Entwicklungsarbeit in den Bereichen Aerodynamik, Getriebe, Antrieb oder Elektronik werden in den Fabriken nicht ohne Konsequenzen bleiben. Ziel ist es augenscheinlich, die Belegschaft der großen Teams von derzeit 700 bis 1.000 Menschen auf eine Zahl in der Größenordnung von etwa 200 zu reduzieren. "Die Teams sagen, sie wollen neue Beschäftigungsbereiche finden, die sie zurzeit nicht bieten können", sagte Mosley und fügte hinzu: "Aber natürlich geht Kosteneinsparung in der Industrie auch immer mit Arbeitsplatzabbau einher."

"Es wird auch schnelle Stellenstreichungen geben", gab der FIA-Chef zu. "Zurzeit werden Leute durch die Weltgeschichte geflogen, die nichts anderes tun, als die Benzinmengen und Reifen der anderen Teams zu beobachten. Das wird nun überflüssig, weil diese Informationen jetzt offengelegt werden." Diese Spione der Boxengasse könnten demnach die ersten Opfer der Sparzwänge sein. "Man muss das auch mal so sehen: Da bringen 700 bis 1.000 Leute gerade einmal zwei Autos an den Start. Das kann sich doch nicht rechnen."

"Kosteneinsparung geht in der Industrie auch immer mit Arbeitsplatzabbau einher." Max Mosley

Die aktuellen Maßnahmen hatte Mosley schon seit langer Zeit gefordert. Die weltwirtschaftliche Krise habe die Teams endlich zum Umdenken gebracht: "Selbst wenn wirtschaftlich nichts schiefgelaufen wäre, hätten wir nicht mehr lange auf diesem Niveau weitermachen können." Der FIA-Chef sieht 2009 als einen ersten Schritt auf dem Weg, die Formel 1 wieder für die beteiligten Teams profitabel und somit für weitere Rennställe interessant zu machen.

Weniger interessant fanden sowohl die FOTA als auch die FIA den Vorschlag von Bernie Ecclestone, den drei bestplatzierten Rennteilnehmern Medaillen zu geben. Eine WM-Entscheidung per Medaillenspiegel liegt nach der Sitzung des Weltrates zumindet auf Eis - auf dickem Eis sogar. "Marktforschung soll uns erst einmal zeigen, wie manche Ideen ankommen", so Mosley in der 'Daily Mail'. "Im übrigen könnte man Medaillen 2009 nur bei einstimmiger Zustimmung aller Teams einführen. Das halte ich für unwahrscheinlich."