• 08.04.2006 16:41

  • von Marco Helgert

Surer: "Ein alter Hut"

Der 'F1Total.com'-Experte berichtet von seinen Eindrücken in einem derzeit bestimmenden Thema der Formel 1: Wie bekomme ich die Reifen auf Temperatur?

(Motorsport-Total.com) - Viel wurde schon im Winter über die Reifen in der Formel 1 gesprochen. Vorrangig ging es jedoch darum, ob Bridgestone nach der Wiedereinführung der Boxenstopps an Michelin wieder vorbeigehen könnte. Nach drei Rennen aber bestimmen andere Schlagzeilen bezüglich der Reifen die Presse. Zahlreiche Piloten klagten darüber, die Reifen nicht schnell genug oder gar nicht auf Temperatur bringen zu können.

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Marc Surer: "Keiner wärmt seine Reifen so wild auf wie Alonso"

Offensichtlich wurde dies bereits in Bahrain bei Toyota, doch nach und nach hatten fast alle Teams damit bereits zu kämpfen. In Australien bekämpften sich gerade in den Neustartphasen die Piloten immer wieder. Einige hatten Pneus, die bereits die Betriebstemperatur erreicht hatten, andere rutschten herum wie auf rohen Eiern.#w1#

Neu ist dies indes nicht. "Die Geschichte, dass ein Fahrer Grip hat und einer nicht, ist ein alter Hut. Das hat es schon immer gegeben", erklärte 'F1Total.com'-Experte Marc Surer. Möglichkeiten, die Probleme zu lösen, gibt es viele. "Radaufhängungsgeometrie ist eine Möglichkeit, Gewichtsverteilung - und man muss die ganzen Tricks auspacken, wie man damit umzugehen hat."

Der Beitrag der Fahrer

Doch jede Technik hilft nicht, wenn nicht auch der Fahrer seinen Teil zur Erwärmung der Reifen beiträgt. "Je mehr man die Reifen - gerade bei kühlen Bedingungen - anwärmt, desto mehr Grip hat man in den ersten beiden Runden", so Surer. "Das sagt jeder Kartfahrer. Das ist absolut entscheidend."

Und gerade hier erkenne man zum Teil schon von außen Unterschiede: "Keiner wärmt seine Reifen so wild auf wie Alonso", so der Schweizer. Dies könne aber auch an Renaults Designphilosophie beim R26 liegen. "Renault hat so viel Gewicht auf der Hinterachse, dass man eigentlich nicht versteht, wie die so viel Grip in die Vorderreifen bekommen. Der Fahrer trägt sicher dazu bei."

Dies kann sich aber auch umgedreht äußern. So verlor Jenson Button in Melbourne immer wieder auf Alonso, als das Rennen nach einer Safety-Car-Phase wieder freigegeben wurde. "Das Aggressive fehlt dem Button", analysierte Surer. "Der Kerl ist schnell, darüber muss man nicht diskutieren, aber der Killerinstinkt fehlt ihm. Es kann nicht sein, dass man die Reifen so schlecht anwärmt, dass man schon in der Aufwärmrunde ins Driften kommt."

Reifen bestimmen über Sieg und Niederlage

Das "schwarze Gold" wird auch in Zukunft für jede Menge Gesprächsstoff sorgen, denn gerade sie würden über Sieg oder Niederlage entscheiden. "Das Hauptproblem in diesem Jahr ist, das Maximum aus den Reifen herauszubekommen", so der 54-Jährige. "Die Autos sind sehr ähnlich stark, da gibt es nur geringe Unterschiede, und umso mehr ist entscheidend, was man aus den Reifen herausholt."

Die Ausgeglichenheit setzt sich dabei sogar auf dem Reifensektor fort, was die Ausgangslage noch komplizierter macht. "Michelin hat nach wie vor die Konstanz, insgesamt weniger Probleme", so Surer. Doch Bridgestone liege keineswegs im Hintertreffen. Den "schnelleren Reifen" habe Michelin nicht unbedingt. "Das hat Webber in Australien gezeigt."