• 17.03.2002 14:42

  • von Fabian Hust

Sündenbock Montoya: Zu harte Bestrafung?

Die gegen Juan-Pablo Montoya in Malaysia verhängte Strafe trifft so gut wie nirgendwo auf Zustimmung

(Motorsport-Total.com/dpa) - Ralf Schumacher fand es "lächerlich", sein Bruder zu hart, und Juan-Pablo Montoya fühlte sich als Sündenbock. Eine unverständliche Strafe hat nach dem Großen Preis von Malaysia für Diskussionen gesorgt und den Rennkommissaren des Internationalen Automobilverbandes (FIA) Kritik eingebracht.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya wurde wohl zu unrecht bestraft

Es wirkte paradox: Vor zwei Wochen beim äußerst spektakulären Startunfall von Rubens Barrichello und Ralf Schumacher gab es keine Konsequenzen. Aber in Sepang kassierte Montoya sofort eine Strafe. "Dieser Unfall ist gar nicht der Rede wert. Für so eine lächerliche Sache wird mein Teamkollege bestraft, das kann ich nicht nachvollziehen. Die Herren Gelehrten, die diese Strafe verhängt haben, sollten sich mal hinsetzen und darüber nachdenken", verteidigte "Schumi II" den BMW-Williams-Kollegen.

"Die Kommissare haben eine Strafe verhängt, die ich überhaupt nicht verstehen kann", fand auch Jaguar-Teamchef Niki Lauda als Experte des TV-Senders 'RTL'. Michael Schumacher, der bei der Kollision mit dem Kolumbianer in der ersten Kurve den Ferrari-Frontflügel verlor, wertete die Kollision als "Rennunfall" und vermisste eine gewisse Konsequenz bei den Entscheidungen. "Wir haben schon viel extremere Situationen gesehen, wo nichts unternommen wurde. Und heute, bei einer kleinen Berührung wird etwas getan", meinte der Weltmeister: "Wir scheinen keine Konstanz zu haben. Das sollten wir in Zukunft verbessern."

Peinlich für die Rennleitung: Andere Zwischenfälle, blieben völlig ungeahndet: Takuma Sato, als er seinem Jordan-Honda-Teamkollegen Giancarlo Fisichella mit voller Wucht ins Heck fuhr oder Alex Yoong, der trotz blauer Flaggen Eddie Irvine die Türe zumachte und dessen Frontflügel demolierte. Besonders letzter Zwischenfall kann nicht mehr als normaler Rennunfall gehandelt werden.

Auch BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger verteidigte gegenüber 'Premiere World' seinen Fahrer: "Die Auseinandersetzung am Start zwischen Juan-Pablo Montoya und Michael Schumacher war meiner Meinung nach eine typische Erste-Kurve-Kollision. Die Strafe für Juan-Pablo ist ungerechtfertigt. Natürlich hat er Michael wenig Platz in der Kurve gelassen, aber das ist ja auch seine Aufgabe."

Auch der Formel-1-Experte von 'Premiere World' hält die Strafe für nicht gerechtfertigt: "Die Kollision direkt nach dem Start war ein normaler Rennunfall. Die Strafe gegen Montoya war nicht gerechtfertigt. Wenn man in Australien niemanden bestraft hat, weshalb zum Teufel hat man dann heute Juan-Pablo bestraft? Die Rennkommissare sollten nicht zu sehr eingreifen, schließlich wollen wir ja interessante Überholmanöver sehen. Und die gehen ab und zu halt mal schief!"

Während sich die Beobachter einig waren, dass nicht einem allein die Schuld zuzuweisen war, reagierten die Kommissare ungewöhnlich scharf mit einer neuartigen Strafe. Einer Extra-Boxendurchfahrt für Montoya, die ihn viel Zeit kostete. Er habe eine "vermeidbare Kollision" verursacht, hieß es in der Begründung. Aber allgemein wurde vermutet, dass nachgeholt werden sollte, was in Melbourne versäumt wurde. "Ich denke, nach dem Vorfall in Australien wurden sie ein bisschen extrem. Und ich musste es ausbaden", schimpfte Montoya.

Startkollisionen sind ein Dauerthema in der Formel 1. Im Vorjahr einigten sich die Fahrer darauf, dass der Vordere nur noch einmal die Spur wechseln darf. Zuletzt in Melbourne wechselte Barrichello mehrmals, die Stewards werteten den anschließenden Crash mit Ralf Schumacher dennoch als normalen Rennunfall. BMW-Technikdirektor Mario Theissen: "Wenn das in Melbourne ein normaler Rennunfall war, dann der heute erst recht."