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Stoddart: "Was braucht es denn noch?"
Minardi-Teamchef Paul Stoddart sieht im Ford-Ausstieg auch eine Chance, doch diese muss auch von anderen erkannt werden
(Motorsport-Total.com) - Die Situation ist ja keineswegs neu. Seit Jahr und Tag wird Minardi in den Ruin geschrieben. Zum Teil stimmte dies auch, Gian Carlo Minardi war einige Male kurz davor, den Bettel hinzuwerfen. Irgendwie konnte das Team aber immer wieder den Kopf aus der Schlinge ziehen. Nun, so Teamchef Paul Stoddart, stehe es um Minardi gar nicht so schlecht, dennoch wird das Team an den Rand des Abgrunds geschrieben.

© xpb.cc
Stoddart (rechts): Das Scheitern Fords als neuer Ausgangspunkt für Verhandlungen?
Man kann jedoch nicht abstreiten, dass es die privaten Teams von Jahr zu Jahr schwerer haben. Auch wenn ein Überleben möglich ist, ein Aufholen ist für sie im Kampf der Automobilgiganten nicht mehr drin. "Die Lösung wäre eine gerechtere Verteilung des Reichtums in der Formel 1", so Stoddart gegenüber 'autosport.com'. Die Formel 1 ist also nur ein Spiegelbild der Gesellschaft.#w1#
Versprechungen gibt es viele, doch es bewegt sich in der Formel 1 nicht viel, weil jeder sich vom anderen entweder auf den Schlips getreten oder nachteilig behandelt fühlt. "Seit Jahren reden wir über ein neues Concorde-Agreement, gemacht haben wir nichts. Wir haben über eine gerechtere TV-Gelder-Verteilung geredet, gemacht haben wir nichts. Die Reichen werden reicher die Armen verlassen das Geschäft."
Minardi 2005 wieder mit eigenem Motor?
Doch mit Ford zog vor einer Woche nicht ein armer Vertreter der Formel 1 den Stecker. Genau das sollte ein Denkanstoß sein. "Wenn nicht, dann ist der Sport wirklich in Problemen, ganz zu schweigen von den kleinen Teams", so der 49-Jährige. Für Minardi gibt es immerhin einen Rettungsanker, sollte man keine Cosworth-Motoren bekommen, denn auch Cosworth gehört Ford und soll verkauft werden.
"Wir haben schon 2001 unseren eigenen Motor eingesetzt, wir schmieden schon Pläne, das 2005 wieder zu tun", erklärte er. Es wäre wieder ein veraltetes Cosworth-Derivat, doch noch hofft Stoddart auf Einhaltung des neuen Cosworth-Vertrags. Die Reichweite des Problems des Ford-Ausstieges ließe sich zudem nur im Zusammenhang sehen.
Minardi wird am 15. November eine Einschreibung für die Formel-1-Saison 2005 bei der FIA abgeben. "Und ich bin sicher, dass Jordan das auch tun wird", fuhr er fort. "Dann müssen wir Motoren finden. Für mich wird das einfacher sein, weil ich das kann. Aber ich bin deswegen so angefressen, dass ich selbst dann nach Melbourne reisen würden, wenn ich die Motoren auf dem Rücken tragen müsste."
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo drängte vor zwei Wochen in Monza erneut auf eine Einigung in der Formel 1 - gerade in finanzieller Hinsicht. Er könnte nicht garantieren, dass Ferrari sonst auf Dauer in der Formel 1 bleiben kann. "Und dann steigt Ford eine Woche später aus", so Stoddart. "Was braucht es denn noch? Müssen wir dieses Geschäft erst dem Erdboden gleich machen, bis jemand aufwacht und erkennt, dass es hier eine Krise gibt und dass man diese verdammten Probleme lösen muss?"
Ein neues Concorde-Agreement muss her
Dabei hält der Australier auch alle für blauäugig, die meinen, Jaguar Racing würde vom Markt mit Kusshand aufgenommen werden. "Eddie Jordan hatte sechs ernste Käufer, ich hatte in vier Jahren 23 Käufer oder Investoren, oder wie immer man das nennen mag. Ich hatte immerhin einen geplatzten Cheque über zehn Millionen Dollar. Wenn Tony Purnell (Jaguar-Teamchef; d. Red.) denkt, er kann in den nächsten vier bis sechs Wochen einen Deal abschließen, na dann viel Glück."
Problematischer ist dabei noch die Tatsache, dass Ford nur einen potenten Käufer möchte. Dabei ist dies mitnichten ein Erfolgsgarant, Toyota demonstriert dies seit 2002 in schöner Regelmäßigkeit. Doch "das Problem ist nicht, dass es nicht genug Geld gäbe, wir managen das nur einfach schlecht", ist Stoddart überzeugt.
Doch was hemmt alle, genau in diesem Punkt Veränderungen anzusetzen? Die einzige Lösung wäre, das Concorde-Agreement vorzeitig zu ändern. Dies fordern zwar alle, nur machen möchte es im Endeffekt doch keiner. Die Banken, welche 75% der Formel-1-Holding SLEC halten und gerade Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verklagten, wären darüber sicher nicht unzufrieden - es ist schließlich eine ihrer Forderungen gewesen.
Das Heft in der Hand habe Bernie Ecclestone persönlich. "Er kann das schaffen", so der 49-Jährige. "Wenn Bernie alle Teamchefs morgen zu sich rufen würde, die Banken mit dazu setzt und erklärt, dass wir nicht den Raum verlassen würden bis ein neues Concorde-Agreement steht, dann würde das auch machbar sein."

