Barrichello: "Es ist Zeit für Rubens, Rennen zu gewinnen"
Der Ferrari-Pilot im Interview über seinen Monza-Sieg, den Traum vom Brasilien-Triumph und weitere interessante Themen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, die Strecke ist fantastisch, aber was hast du von der Stadt Shanghai gesehen?"
Rubens Barrichello: "Ich mag die Stadt recht gerne. Ich bin schon seit Mittwoch hier. Sie ist modern, schön. Wir haben uns auch einiges angesehen. Andererseits ist es wegen der Verkehrs schwierig, aus dem Hotel zu gehen. Man sagt, dass die brasilianischen Rennfahrer wegen dem verrückten Verkehr so gut sind, aber dann müssten sie hier hunderte gute Rennfahrer in der Formel 1 haben! Das ist unglaublich, ehrlich."

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Rubens Barrichello bei der Pressekonferenz im Gespräch mit Montoya
Frage: "Was sagst du zur Strecke? Was sind die besten Überholmöglichkeiten und so weiter?"
Barrichello: "Ich mag sie ganz gern. Das erste Mal ist es immer ein bisschen rutschig, weil noch nie jemand gefahren ist, aber das Layout ist gut. Ich mag auch die Form von Kurve 13 - die wird einige Überholmanöver die Gerade hinunter ermöglichen. In Sachen Setup gibt es auch gute Stellen, weil verschiedene Wege zum Ziel führen können - genau wie in Indianapolis. Es gibt zum Beispiel eine lange Gerade, aber auch so viele Kurven, in denen man schnell sein muss. Alles in allem eine gelungene Strecke."#w1#
"Jetzt sagen alle, dass es Zeit für Rubens ist, Rennen zu gewinnen"
Frage: "Monza war ein besonderes Rennen von dir, speziell nach dem letzten Boxenstopp. Was war in Monza anders als in den vorangegangenen Rennen, wo es nicht so gelaufen ist, und was kannst du für die noch ausstehenden Grands Prix mitnehmen?"
Barrichello: "Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass etwas anders war. Die Aufmerksamkeit - nicht nur des Teams, sondern von allen Seiten - scheint sich ein wenig gedreht zu haben, weil die Weltmeisterschaft entschieden ist. Jetzt sagen alle, dass es Zeit für Rubens ist, Rennen zu gewinnen. Ich bin genau wie immer gefahren, habe nichts anders gemacht. Es war magisch. Dadurch, dass ich auf drei Stopps war, lag ich nicht hinten und hatte den nötigen Speed. Ich habe alles gegeben, das Setup war gut, aber das war dieses Jahr schon öfter so. Ich fahre nicht anders, weil die Weltmeisterschaft gelaufen ist, das steht jedenfalls fest."
Frage: "In all den Jahren hattest du in Brasilien nie besonders viel Glück, wo diesmal ja am Ende der Saison gefahren wird. Baut sich da schon wieder ein gewisser Druck auf?"
Barrichello: "Zunächst einmal glaube ich nicht, dass ich Pech hatte. Es sind einfach viele Dinge passiert - menschliche Fehler zum Teil -, die mich viele Zielankünfte in Brasilien gekostet haben. Das einzige Rennen, das ich in Brasilien beendet habe, war mein vierter Platz 1994. Monza war mein Vor-Qualifying - so nenne ich es -, denn beim Heimrennen von Ferrari war durch die Tifosi auch Druck vorhanden. Dass es diesmal das letzte Rennen ist, ist gut, denn so wissen wir wenigstens, dass das Auto zuverlässig ist. Da fällt schon einmal ein Risikofaktor weg. Natürlich kann immer alles Mögliche passieren, aber beim letzten Rennen stimmt die Standfestigkeit normalerweise. Mit dem Speed des Autos denke ich, dass wir eine gute Chance haben, in Brasilien zu gewinnen. Ich denke, ein Sieg in Brasilien würde mich glücklicher machen als die Weltmeisterschaft."
Warum haben die Teamchefs so viele Fahrer ausgetauscht?
Frage: "Welche Frage würdest du deinen Fahrerkollegen stellen, wenn du Journalist wärst?"
Barrichello: "Darüber habe ich nie nachgedacht. Ihr Jungs stellt ohnehin so viele Fragen, dass schlussendlich schon alles beantwortet ist, aber vielleicht würde ich die Teamchefs fragen wollen, warum sie so viele Fahrer für nächstes Jahr ausgetauscht haben."
Frage: "Man konnte heute sehen, dass in der 16. Kurve die meisten Ausrutscher passiert sind. Ist das die schwierigste Stelle des Kurses?"
Barrichello: "Es ist schwierig, dort den Scheitelpunkt zu erwischen, weil man dort hinfährt und dann dreht die Kurve auf einmal. Man sieht kaum, wo man ist. Mehr Probleme habe ich persönlich aber in der zweiten Kurve, denn da sieht man oft nicht einmal die Kurve selbst. Die Strecke ist ziemlich geradlinig, auch wenn sie ein paar anspruchsvolle Kurven hat, aber echte Probleme gibt es im Prinzip nicht."
Frage: "Diese Strecke verfügt über eine lange Gerade. Kann man da einmal durchatmen und vielleicht etwas am Auto umstellen?"
Barrichello: "Naja, man hat auch auf den Geraden so viele Dinge im Auge zu behalten, das ist schon erstaunlich. In Monza zum Beispiel kann es gut passieren, dass du schnell in den Windschatten eines langsameren Autos kommst und schon ist der Frontflügel weg, wenn du unachtsam bist. Hier hat man das Gefühl, die Gerade ist ewig lang, aber es ist irgendwie langweilig, weil wir so viel Flügel fahren, dass die Geschwindigkeit ab einem gewissen Punkt nicht mehr steigt. Es ist schon nett, aus der 13. Kurve herauszukommen, aber der Anblick der langen Gerade ist dann beeindruckend. Gestern war es noch schlimmer, als ich die Strecke mit dem Fahrrad abgefahren bin."
Mit einem Teamkollegen Rossi hätte Barrichello kein Problem
Frage: "Luca di Montezemolo hat gesagt, dass er gerne Motorradfahrer Valentino Rossi in den dritten Ferrari setzen würde, falls nächstes Jahr drei Autos eingesetzt werden müssen. Was sagst du dazu?"
Barrichello: "Davon weiß ich nichts. Vielleicht ist es nur eine PR-Geschichte, die gut für die Presse ist. Ich war dabei, als Valentino das Auto getestet hat. Er ist ziemlich gut gefahren. Ich glaube aber auch, dass es mehr braucht als einen Test im Dezember, damit er auf brauchbare Rundenzeiten kommen kann. Ich hätte kein Problem damit, mit ihm zu fahren. Ich bin ein großer Fan von dem, was er mit dem Motorrad aufführt, und wenn er im Auto so gut ist wie mit dem Motorrad, dann würde er uns alle verblasen."
Frage: "Wie schwierig ist es für Jacques Villeneuve, bei nur drei noch zu fahrenden Rennen in die Weltmeisterschaft einzusteigen?"
Barrichello: "Er war ja schon einmal da und weiß, was er zu tun hat. Natürlich ist es schwierig, wieder zurückzukehren, denn man kann trainieren, was man will, es wird nie sein wie das Fahren selbst. Wenn er körperlich zurechtkommt, dann hat er sicher keine Probleme."

