• 02.11.2002 18:34

  • von Fabian Hust

Stoddart fordert Abschaffung der 107-Prozent Regel

Minardi-Teamchef Paul Stoddart fordert den Motorsportweltverband FIA auf, die 107-Prozent-Regel abzuschaffen

(Motorsport-Total.com) - Um zu verhindern, dass Teams mit Autos an den Start gehen, die nicht "Formel-1-würdig" sind, nur um Start- und Sponsorengelder zu kassieren, führte der Motorsportweltverband FIA eine Regelung ein, die besagt, dass ein Fahrer nur dann am Rennen teilnehmen darf, wenn er im Qualifying nicht um mehr als sieben Prozent langsamer ist als der schnellste Fahrer. Nur in Ausnahmefällen kann die Rennleitung auf die Anwendung der "107-Prozent-Regel" verzichten.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart (Minardi-Teamchef)

Stoddart will die "107-Prozent-Regelung" gestrichen sehen

So kann einem Fahrer zum Beispiel die Starterlaubnis erteilt werden, wenn er das restliche Wochenende über gezeigt hat, dass er die 107-Prozent-Zeit hätte erzielen können, im eigentlich Qualifying aber durch Probleme wie Unfälle oder technische Defekte daran gehindert wurde, die notwendige Zeit zu fahren. Nach der Bekanntgabe des neuen Qualifying-Modus bestätigte ein Sprecher der FIA überraschend, dass die alte Regelung auch in Zukunft Bestand haben wird.

Da aber alle Fahrer nur eine einzige Runde fahren können und zu vorgegebenen Zeiten auf die Strecke gehen müssen, kann es jedoch sehr schnell passieren, dass die erforderliche Zeit nicht gefahren werden kann, da sich der Fahrer zum Beispiel auf seiner einzigen Runde verbremst hat oder schlichtweg auf eine nasse Fahrbahn trifft, wohingegen der Mann auf der Pole Position auf einer trockenen Piste fuhr. Im Extremfall könnte so das Feld nur aus einem einzigen Auto bestehen.

Dass hier die Rennleitung ein Auge zudrücken könnte und auch müsste, ist logisch, es ist aber mehr als fraglich, ob die "107-Prozent-Hürde" bei dem neuen Qualifying-Modus überhaupt haltbar ist. Minardi-Teamchef Paul Stoddart findet jedenfalls, dass man hier Handlungsbedarf hat, das Reglement den neuen Bedingungen anzupassen: "Unter den neuen Regeln ist die '107-Prozent-Regel' meiner Meinung nach nicht haltbar", so der Australier gegenüber 'ITV-F1.com'.

Stoddart, dessen Fahrer Alex Yoong in der vergangenen Saison gleich drei Mal an der Mindestzeit scheiterte, verwies darauf, dass er diese Forderung nicht nur im Interesse seines eigenen Teams stelle, sondern im Namen aller Fahrer, die auf nur eine einzige Runde gehen können: "Wenn sich die Bedingungen zur Mitte eines Trainings verändern, so kann ich einfach nicht sehen, wie das funktionieren soll."

Klar ist, dass ab der kommenden Saison weniger gute Fahrer, die mehr als nur eine fliegende Runde brauchen, um das Maximum aus sich und dem Auto herauszuholen, Gefahr laufen würden, sich des Öfteren nicht zu qualifizieren. Fakt ist auch, dass gerade die kleinen Teams wie Minardi oft mit "Bezahlfahrern" fahren, bei denen das Nicht-Qualifikationsrisiko relativ hoch ist. Und gerade für die kleinen Teams ist es ein herber Verlust, ein Auto in der Box stehen lassen zu müssen.