Sotschi: Fahrer nach ersten Runden positiv überrascht

Nach zahlreichen Runden im Simulator und dem Track-Walk am Donnerstag wurde es am Freitag endlich ernst: Die Piloten drehten ihre ersten echten Runden in Sotschi

(Motorsport-Total.com) - Nach Stunden im Simulator und dem Track-Walk am Donnerstag durften die Formel-1-Piloten am Freitag endlich richtig loslegen und den brandneuen Kurs im Olympiapark von Sotschi mit ihren Boliden unter die Räder nehmen. Auf einer Länge von offiziell 5,848 Kilometern hält die aus der Feder von Hermann Tilke stammende Rennstrecke die eine oder andere Herausforderung bereit, die den Piloten im Simulator noch verborgen blieb.

Titel-Bild zur News: Start-Ziel-Gerade, Sotschi

Der Kurs im Olympiapark von Sotschi wird von den Piloten ausdrücklich gelobt Zoom

"Ich mag die neue Strecke", sagt Lewis Hamilton, der sie mit seinem Mercedes am Freitag in 1:39.630 Minuten am schnellsten umrundete. "Sie bietet viel Grip und großartige Kurven, viele davon sind mittelschnell. Insgesamt hat die Strecke einen guten Fluss. Der Belag ist nicht allzu uneben, die Kurven sind herausfordernd. Wenn es dir gelingt, überall die Linie richtig zu treffen, kommen richtig gute Sektorzeiten dabei heraus", so der WM-Spitzenreiter, der am Sonntag liebend gern den ersten Grand Prix von Russland gewinnen würde.

Hamiltons Teamkollege und Titelrivale Nico Rosberg findet: "Es ist ziemlich cool, auf dieser Strecke zu fahren. Sie macht viel Spaß. Kurve 3 ist etwas ganz Besonderes." In diesem Zusammenhang merkt Sauber-Freitagsfahrer Sergei Sirotkin an, dass Kurve 3 "durchaus voll" geht, "aber am Limit". Caterham-Pilot Marcus Ericsson allerdings findet: "Kurve 3 ist echt an der Grenze. Man muss lupfen und das Heck ist immer etwas unruhig. Das macht es schwierig, weil man sich auch auf die nächste Kurve vorbereiten muss."

"Im Mittelteil haben wir die mittelschnellen Kurven, wo man die Geschwindigkeit mitnehmen muss. Der Eingang zu Kurve 13 ist ziemlich knifflig", schildert Ericsson in Anspielung auf die Rechtskurve am Ende der Gegengeraden. Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo merkt in Bezug auf das dortige Anbremsen an: "Einige Leute nehmen das DRS an dieser Stelle einen Tick früher weg, um auf der Bremse ein stabileres Auto zu haben."

Kamui Kobayashi

Herausforderung Kurve 3: Für den einen ist sie größer, für den anderen kleiner Zoom

"Der Teil im Anschluss an Kurve 13 ist ziemlich eng und erinnert mich ein wenig an den dritten Sektor in Singapur, wo es ebenfalls ziemlich eng ist und man präzise fahren muss", setzt Ericsson mit seiner Beschreibung einer Runde in Sotschi fort. Die zahlreichen 90-Grad-Kurven im letzten Sektor mögen auf den ersten Blick ähnlich aussehen. Teilweise stimmt das auch, wie der Schwede betont, aber eben nur teilweise: "Die Kurveneingänge sehen ziemlich gleich aus, aber die Ausgänge sind verschieden." Und noch etwas ist dem Caterham-Piloten aufgefallen: "Ich war überrascht, dass die Randsteine so sanft waren. Ich hatte sie brutaler erwartet. Man kann also mehr Randstein mitnehmen als erwartet."

"Der Kurs hebt sich deutlich von allen anderen ab", urteilt Fernando Alonso und stellt heraus, dass in Sotschi "vor allem die Bremsen" gefordert werden. Insgesamt ist der Ferrari-Pilot nach den ersten beiden Trainingssitzungen "überrascht, wie viel Grip die Strecke schon jetzt bietet. Das ist für eine brandneue Anlage sehr ungewöhnlich". Ricciardo bezeichnet neben dem Anbremsen von Kurve 13 vor allem die nach außen hängenden Kurven als "eine Herausforderung, die für die Fahrer nicht immer so lustig ist, weil es dadurch schwierig ist, eine perfekte Runde hinzulegen".


Fotostrecke: Track-Run in Sotschi

Doch ist es nicht gerade diese Herausforderung, die sich die Piloten in Zeiten von Retorten-Rennstrecken wünschen? "Im Simulator machte die Strecke nicht sonderlich viel Spaß, aber in der Realität macht sie echt Spaß. Ich muss sagen, dass ich mit der Arbeit der Streckendesigner und der Organisatoren sehr zufrieden bin", lobt Jenson Button die Arbeit von Hermann Tilke und dem gesamten Sotschi-Team rund um Promoter Sergei Worobjew.

"Im Simulator machte die Strecke nicht sonderlich viel Spaß, aber in der Realität macht sie echt Spaß." Jenson Button

Auch Buttons McLaren-Teamkollege Kevin Magnussen ist aufgefallen, dass das Fahrgefühl "ein klein wenig anders ist als im Simulator und sich auch ein bisschen davon unterscheidet, was ich nach dem gestrigen Track-Walk erwartet hatte". "Die Strecke ist nicht schlecht. Es ist eine positive Überraschung, denn als ich sie im Simulator gefahren bin, dachte ich, dass ihr etwas fehlen würde, doch sie ist wirklich gut. Ich hatte viel Spaß", berichtet auch Williams-Pilot Valtteri Bottas.

Lotus-Pilot Romain Grosjean fasst zusammen: "Das Layout der Strecke ist wirklich gut. Ich denke, wir werden ein gutes Rennen erleben. Es macht Spaß, auf dieser Strecke zu fahren." Das Überholen allerdings sei in Sotschi nicht einfach. "Die Start/Ziel-Gerade ist zwar recht lang, aber der Flügel wird recht spät flachgestellt, ungefähr im Scheitelpunkt von Kurve 1. Wenn dir der Vordermann dann beim Anbremsen von Kurve 2 die Tür zumacht, wird es schwierig. Außen herum wird es auch nicht funktionieren, weil dich der Gegner dann vermutlich einfach nach draußen drückt", so Grosjean.