• 01.07.2001 19:54

  • von Fabian Hust

Sonntags-Pressekonferenz

Michael Schumacher, Ralf Schumacher und Rubens Barrichello auf der Pressekonferenz am Sonntag

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Uns wurde vor dem Rennen gesagt, dass du ein Kupplungsproblem hattest. Hat dich das überhaupt beeinträchtigt?"
Michael Schumacher: "Ich würde sagen ja. Ich hätte fast eine Position gegen David verloren. Wir kamen uns in der ersten Kurve sehr nahe. Ich war innen, er außen, ich hielt also drauf und wartete, was in Kurve drei passieren würde, aber er zog schon in Kurve eins zurück und so war die Linie frei. Aber es war sehr eng und ich war dicht davor, meinen Platz zu verlieren. Wenn ich hinter ihm gewesen wäre, dann wäre es mit der Strategie viel schwieriger geworden. Es war aus diesem Grund ideal, hinter Ralf zu sein, auch wenn er im ersten Rennteil sehr schnell war."

Titel-Bild zur News: Michael und Ralf Schumacher

Die beiden Schumacher-Brüder prägen zur Zeit das Geschehen in der Formel 1

Frage: "Hattest du irgendwelche Probleme nachdem du in Führung gegangen bist?"
Michael Schumacher: "Ich denke, dass unsere Strategie besser funktioniert hat. Von dem was ich gesehen habe lag es nicht an den Problemen, die Ralf hatte. Sie sind länger draußen geblieben, was in meinen Augen mehr Sprit und einen längeren Stopp bedeutete und wir standen ein wenig kürzer. Mein zweiter Reifensatz war sehr gut. Ich konnte regelrecht fliegen. Ich hatte mit meinem dritten Satz ein kleines Problem, ich war aus diesem Grund nicht mehr so schnell wie in meinem zweiten Rennabschnitt. Trotzdem ist es ein perfektes Ergebnis. In Kanada hatten wir einen Doppelsieg und jetzt habe ich es umgedreht und Rubens ist hinter uns, was für ihn wohl von seiner Startposition aus etwas unerwartet war. Er fuhr ein perfektes Rennen, für Ferrari war es also ein perfekter Tag."

Frage: "Ralf, bei dir scheint es beim ersten Stopp ein Problem mit einem Hinterrad gegeben zu haben."
Ralf Schumacher: "Ja, ich hatte ein Problem beim Boxenstopp. Aus diesem Grund habe ich wohl einen Position verloren, den ersten Platz. Während meinem zweiten Rennabschnitt haben meine Reifen überhaupt nicht gearbeitet. Ich war wirklich sehr langsam. Ich verlor alles und musste früher an die Box kommen. Wenn ich vor Michael auf die Strecke gekommen wäre, so denke ich, dass es schwer gewesen wäre, ihn hinter mir zu halten. Ich bin wirklich glücklich, hier als Zweiter zu sitzen, weil der zweite Satz ein Desaster war und es wirklich schwierig zu fahren war."

Frage: "Konnte dein Teamkollege Juan-Pablo Montoya nur wegen dieser Probleme zu dir aufschließen?"
Ralf Schumacher: "Ja, ich bin mir sicher, da ich mir im ersten Rennabschnitt keine Sorgen um ihn zu machen brauchte. Es war eine Schande, dass er ein technisches Problem hatte, ich weiß nicht, was es war, aber auf der anderen Seite wäre er so vermutlich vor mir ins Ziel gekommen."

Frage: "Rubens, du bist als Achter gestartet. Bist du überrascht, dass du hier als Dritter sitzt?"
Rubens Barrichello: "Nun, mit Sicherheit ein wenig aber ich hatte meine Probleme aussortiert, die ich gestern im Qualifying hatte. Das war ein wenig schrecklich für mich, ich wusste nie wirklich, was eigentlich da passierte. Das Auto übersteuerte an manchen Stellen, an anderen untersteuerte es. An diesem Morgen fühlte sich das Auto bedeutend besser an und ich war in meinem ersten Rennabschnitt wirklich gut unterwegs und sparte zu diesem Zeitpunkt viel Sprit und Ross fragte mich per Funk 'möchtest du auf drei Stopps gehen und dies probieren?' Und ich sagte 'ja, ich denke, dass das eine gute Idee ist, da ich dann die ganze Zeit auf der Strecke schnell fahren kann und wenn ich nur zwei Mal stoppe, komme ich vielleicht hinter den Jordans an, also lass es uns versuchen'. Ich denke, dass dies eine sehr gute Idee war und ich danke dem Team für dieses verdammt gute Rennen."

Frage: "Als Ross diese Entscheidung fällte, hatte David seine 10-Sekunden-Zeitstrafe, das musste dich ja wohl auf den letzte 15 Runden des Rennens beeinflusst haben. Du hast ziemlich hart mit David gekämpft?"
Barrichello "Nun, meine ersten drei Reifensätze waren sehr gut. Der Letzte hatten hinten ziemlich früh Blasen geworfen und das war das Problem. Ich konnte für Kurve 5 nicht hart bremsen und hatte viel zu kämpfen. Einige Male konnte David das Auto neben mich setzen, aber ich konnte ihn aufhalten. Ich denke, als Achter gestartet ist es ein tolles Ergebnis, als Dritter ins Ziel gekommen zu sein."

Frage: "Zurück zu dir, Michael. Du hast nun einen Vorsprung von 31 Punkten. Kann man jetzt an den Gewinn des Titels denken?"
Michael Schumacher: "Leider muss ich realistisch bleiben. Wir haben im letzten Jahr gesehen, wo ich in zwei Rennen hintereinander ausfiel, wie schnell sich alles umdrehen kann, obwohl ich natürlich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich sehr komfortabel führe und bei verbleibenden sieben Rennen noch 70 Punkte zu vergeben sind. Ich sehe aber keinen Grund, schon jetzt zu feiern, bevor wir es noch im Sack haben. So lange es noch mathematisch möglich ist, ist noch nichts gesichert und ich werde weiterhin kämpfen, so wie ich das heute getan habe."

Frage: "Du scheinst deinen Sieg heute genossen zu haben?"
Michael Schumacher: "Ja, ja. Es war harte Arbeit und zu Siegen ist immer toll, besonders wie es heute lief hat es Spaß gemacht. Die Zahl 50 ist eine großartige Zahl und für die WM ist es ein großer Schritt nach vorne und aus diesem Grund war es in allen Belangen ein aufregendes Rennen."

Frage: "Wie anstrengend war es auf der Strecke?"
Michael Schumacher: "Magny-Cours ist eine Strecke die ermüdet. Ich habe immer noch ein wenig Grippe, die ich mir auf dem Nürburgring eingefangen habe, also bin ich ein wenig mehr erschöpft als ich das normalerweise bin, aber der letzte Rennabschnitt war wegen meines komfortablen Vorsprungs nicht so ermüdend, ich konnte es ruhig angehen lassen, weswegen es nicht sehr ermüdend war."

Frage: "Was hatte das Zeichen 'Drehzahlen -2' zu bedeuten?"
Michael Schumacher: "Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wir lagen komfortabel in Führung und ich sollte nur den Motor etwas schonen. Das bedeutet weniger Drehzahlen."

Frage: "Wie beeinflusste dich das Kupplungsproblem nach dem Start?"
Michael Schumacher: "Überhaupt nicht. Während dem Boxenstopp benutzt man die Kupplung nicht so wie beim Start, man lässt sie nur greifen und fährt los. Beim Start will man klarer Weise Leistung aus ihr ziehen, was wir nicht konnten. Wir wussten, dass wir ein Problem hatten. Wir dachten, dass wir das Problem behoben hatten, weswegen wir auch so spät erst aus der Box fuhren aber auf der Startaufstellung sahen wir, dass wir uns ein paar Sorgen machen mussten aber sie ging noch so gut, dass wir den zweiten Platz halten konnten. Es war ziemlich aufregend in der ersten Kurve."

Frage: "Wie waren die Reifen?"
Michael Schumacher: "Wie man sehen konnte, war der zweite Satz im Vergleich zu dem von Ralf sehr gut. Zunächst kam er gut von mir weg, aber beim zweiten Rennabschnitt war wieder alles in Ordnung. Beim Letzten wusste ich nicht, was los war, das müssen wir noch überprüfen. Es sah so aus, als wäre zu viel Luftdruck drin gewesen da ich keine Haftung hatte wie noch im Vergleich dazu zuvor. Trotzdem bin ich sehr glücklich, da ich nach dem zweiten Stopp meine Führung behalten konnte da Ralf vielleicht ein paar Probleme bei dem Stopp hatte. Ralf war beim dritten Rennabschnitt ein wenig schneller aber zum Glück nicht ausreichend genug."

Frage: "Ralf, was war das Problem bei deinem ersten Stopp?"
Ralf Schumacher: "Ich weiß es nicht genau. Ich denke, das rechte Hinterrad war nicht zu montieren, ich sah nur im Rückspiegel, dass sie zu kämpfen hatte und der Mann sagte, dass er noch nicht fertig sei, aber ich habe mit dem Team noch nicht gesprochen."

Frage: "Du hattest auch erwähnt, dass es schwierig zu fahren war. In wiefern?"
Ralf Schumacher: "Ich war während des ersten Rennabschnittes überrascht, wie gut ausbalanciert das Auto war, wie gut die Reifen waren, denn das war nach meiner Reifenwahl gestern immer die Frage gewesen. Ich wollte im Qualifying keine gute Position riskieren, hatte dann aber nach den Stopps Unter- und Übersteuern fast überall und es war sehr schwierig zu fahren. Ich bin um den ganzen Kurs gerutscht und aus diesem Grund war ich auch so langsam. Mit dem dritten Reifensatz wurde es besser, aber nicht so gut wie noch beim Start."

Frage: "Du hattest ein Problem mit den Bremsen?"
Ralf Schumacher: "Ich konnte in den ersten zehn Runden einfach keine Balance finden. Ich tendierte dazu, die Reifen in der Haarnadelkurve zu blockieren und hatte Glück, dass ich mir in den ersten zwei Runden Luft verschafft hatte, so dass ich hier keine Position verlor, denn ich musste dort am Anfang weit fahren."

Frage: "Du bist jetzt in der Fahrerwertung auf den dritten Platz vorgekommen. Kannst du von Platz zwei träumen?"
Ralf Schumacher: "Ich denke, dass es möglich ist, aber Platz 2 oder Platz 3 ist kein großer Unterschied, oder? Ich möchte gerne gewinnen und ganz offensichtlich ist in diesem Jahr Michael dran. Ich werde es im nächsten Jahr versuchen. Es wäre nett, aber McLaren scheint die Lücke wieder ein wenig geschlossen zu haben. Sie hatten heute ein wenig Pech, aus diesem Grund denke ich, dass es schwierig werden könnte."

Frage: "Michael, du hast immer gesagt, dass der Rekord dir nichts bedeutet, aber Sieg Nummer 50 scheint für dich doch etwas besonderes zu sein?"
Michael Schumacher: "Da gibt es einen Unterschied, ich denke, dass mich einige Leute falsch verstanden haben. Priorität hat das Rennwochenende und der Sieg. Über die Saison gesehen heißt das Ziel WM und darauf konzentrieren wir uns. Und man konzentriert sich nicht darauf und sagt, ich möchte gerne die meisten Rennen oder die meisten WM-Titel gewinnen. Das ist nicht mein Ziel. Ich arbeite in jedem Jahr für den Titel. Klar bin ich sehr erleichtert, dass ich jetzt 50 Siege erreicht habe aber die Leute scheinen meine Gefühle über die Statistiken falsch zu verstehen. Ich habe immer gesagt, dass sie zweite Priorität sind aber mir etwas bedeuten."

Frage: "Ralf, es gab eine Zeit im Rennen, wenn Montoya immer näher kam und es war etwas Aufruhr bei deiner Crew. Hast du diesbezüglich Mitteilungen bekommen?"
Ralf Schumacher: "Nein, ich habe keine Mitteilung erhalten, aber es könnte anders gewesen sein. Das Problem lag bei der Verständigung. Das Team konnte mich hören, ich aber nicht sie. Irgendetwas ging mit meinen Ohrstöpseln schief. Ich weiß also nicht, was das Team wollte."

Frage: "Wann ging dein Funk nicht mehr?"
Ralf Schumacher: "Ich weiß es nicht. Ich habe nach dem Start nichts mehr vom Team gehört, es könnte also um diese Zeit herum passiert sein. So lange man nicht mit dem Team spricht, nimmt man das nicht zur Kenntnis. Irgendwann bekam ich keine Antwort mehr sondern hörte auf einem Ohr nur ein Rauschen. Es hat überhaupt nicht getan."