• 01.07.2001 16:01

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher gewinnt vor Bruder Ralf in Frankreich

Mit einem taktisch perfekten Rennen fuhr Weltmeister Michael Schumacher in Magny-Cours zum 50. Jubiläumssieg

(Motorsport-Total.com) - Die Weltmeister Michael Schumacher und Ferrari liegen weiterhin voll auf Titelkurs. Mit einem taktisch perfekten Rennen sicherte sich Michael Schumacher den sechsten Saisonsieg im zehnten Rennen und feierte zugleich seinen 50. Jubiläumssieg. Der absolute Siegrekord von 51 Triumphen, gehalten durch Alain Prost, wackelt gewaltig. Bruder Ralf kam auf den zweiten Platz, Rubens Barrichello wurde im zweiten Ferrari Dritter.

Titel-Bild zur News: Podium Magny-Cours

Magny-Cours: Zum zweiten Mal ein Brüder-Doppelsieg in der Formel 1

Die Silberpfeile brachten sich in Magny-Cours einmal mehr selbst um ihre WM-Chancen. Mika Häkkinen blieb schon am Vorstart mit technischen Problemen stehen, Teamkollege David Coulthard fuhr zu schnell in der Boxengasse und musste eine 10-Sekunden-Zeitstrafe absitzen, was ihn um einen leicht möglichen zweiten Platz brachte. Stattdessen kam der Schotte nur auf den vierten Platz und verlor weitere sieben WM-Punkte auf Michael Schumacher.

Die letzten WM-Ränge belegten Jarno Trulli im Jordan-Honda als Fünfter und Nick Heidfeld, der im Sauber nach vielen vermurksten Rennen als Sechster endlich wieder einen WM-Zähler einfuhr. In der WM-Wertung baute Michael Schumacher damit seine WM-Führung auf David Coulthard bei noch verbleibenden sieben Rennen auf 31 WM-Punkte aus. In der Konstrukteurswertung führen die Roten gar mit 52 WM-Zählern vor McLaren-Mercedes. Ralf Schumacher übernimmt dank seines zweiten Platzes den dritten Rang in der Fahrerwertung vor Rubens Barrichello.

Doch der Reihe nach. Die erste Entscheidung fiel bereits vor 14 Uhr Ortszeit am Vorstart, als plötzlich Mika Häkkinen der Motor abstarb. Wieder einmal streikte die Technik der McLaren-Mercedes schon bevor es überhaupt in das Rennen ging und wieder einmal war es Saisonpechvogel Mika Häkkinen, der vorzeitig aussteigen musste. Die Mechaniker bekamen das Auto erst gar nicht in die Gänge, was sehr für einen mechanischen Schaden am MP4-16 spricht. 9 WM-Punkte in 10 Rennen ist die bittere bisherige Bilanz für den Vizeweltmeister.

Auch während der Formationsrunde gab es technische Probleme für einen Fahrer. Pedro de la Rosas elektronisches Gaspedal nahm plötzlich kein Gas mehr entgegen und der Spanier musste den Bordcomputer an der Box neu starten lassen, um das Jaguar-System wieder in die Gänge zu bekommen. Dadurch hatte er sich allerdings eine Runde Rückstand eingehandelt.

Nach der ereignisreichen Vorstartzeit ging es am Start dann relativ ruhig zur Sache. BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher setzte dank der wie immer perfekt arbeitenden Launch-control seine Pole Position um, nur Michael Schumacher sorgte mit einem weniger perfekten Start für einen erhöhten Puls, als ihm David Coulthard in der ersten Kurve gefährlich nahe kam, sich aber nicht am Kerpener vorbeizwängen konnte.

Bis auf ein vorzeitiges Ausrollen von BAR-Honda-Pilot Jacques Villeneuve blieben die ersten Runde ereignislos. Ralf Schumacher konnte sich leicht von seinem Bruder absetzen, dahinter hingen Bruder Michael, Coulthard, Montoya, Barrichello, Trulli und Frentzen. Bereits in Runde 20 stand für Ralf Schumacher die erste Überrundung an, der sich bis dahin ein kleines Sekundenpolster auf Michael Schumacher aufbauen konnte.

Bei Ferrari setzte man eine flexible Boxenstoppstrategie ein und schwenkte bei Rubens Barrichello auf eine Drei-Stopp-Strategie um, um den Brasilianer an Juan-Pablo Montoya vorbeizubringen, hinter dem man rundenlang festhing. In Runde 25 steuerte Ralf Schumacher die Box an, Michael Schumacher hielt eine Runde später. In seiner Runde nach dem Stopp machte der Ferrari-Pilot rund 3 Sekunden auf den BMW-Williams-Piloten gut, an dessen Auto es hinten rechts Probleme mit der Radmutter gab. Dadurch tauschten die beiden Schumacher-Brüder ihre Position.

In Runde 27 steuerte David Coulthard zu seinem Schicksalsstopp die Box an. "Ich weiß nicht, wo mir das passiert ist", gab der Schotte indirekt zu, dass er wohl zu spät oder zu früh den Knopf für die Begrenzung der Geschwindigkeit in der Boxengassen gedrückt oder wieder losgelassen hat. Vier Runden später erschien die Meldung auf den Monitoren der Teams und der Schotte musste durch diesen leichtsinnigen Fehler alle Hoffnungen auf seinen zweiten Magny-Cours-Sieg nach dem letzten Jahr begraben.

Es war Juan-Pablo Montoya, der zu dieser Zeit in Führung lag, da er als einziger Michelin-Fahrer die harte Reifenmischung ausgewählt hatte und so länger auf der Strecke blieb. Doch vier Runden später war die Führung nach dem ersten von zwei Boxenstopps wieder abgegeben. Der Kolumbier arbeietete sich jedoch wieder nach vorne und schloss bald auf Teamkollege Ralf Schumacher auf, der als Zweiter große Probleme mit seinem Reifensatz hatte. Rund fünf Runden verlor der 25-Jährige Zeit hinter dem Deutschen, bis Ralf Schumacher zu seinem letzten Stopp die Box ansteuerte und Montoya wieder freie Fahrt hatte.

Alle Träume von einem dritten zweiten Platz in seiner ersten Formel-1-Saison platzten 20 Runden vor Schluss, als Montoya mit technischen Probleme langsamer wurde und sein Auto abstellen musste. Zwei Runden später traf es mit Eddie Irvine einen weiteren Fahrer, der einen Ausfall wahrlich nicht verdient hatte. Der Jaguar-Pilot begeisterte rundenlang mit fantastischen Überholversuchen und -manövern gegen Olivier Panis und Heinz-Harald Frentzen. Doch der Cosworth-Motor verweigerte 17 Runden vor Schluss auf Platz 7 liegend seinen Dienst.

David Coulthard drehte unterdessen mit 1:16.088 Minuten die schnellste Rennrunde und unterstrich damit das Potenzial des MP4-16 an diesem Rennwochenende. Doch es gelang dem Schotten nicht an Rubens Barrichello vorbeizugehen und damit noch den Sprung auf das Podium zu schaffen. Für David Coulthard ist damit der Traum vom WM-Titel in noch weitere Ferne gerückt.

Das Siegpotenzial hatten sowohl Ferrari, als auch BMW-Williams und McLaren-Mercedes gehabt, doch das taktische und technische Vermögen sowie das Glück sind weiterhin auf der Seite von Ferrari, wo es viel Pech bedarf, dass man in dieser Saison noch einen der beiden WM-Titel verliert. McLaren-Mercedes muss jetzt sogar nach hinten schauen, denn Ralf Schumacher hat nur 16 WM-Punkte Rückstand auf David Coulthard und BMW-Williams fehlen lediglich 13 WM-Punkte auf McLaren-Mercedes.