So sieht Rory Byrne das neue Formel-1-Reglement

Der Chefdesigner des Ferrari-Teams analysierte nach dem ersten Rennen die neuen Regeln und das bevorstehende Rennen in Malaysia

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier ist Rory Byrne zwar nach wie vor Chefdesigner bei Ferrari, tatsächlich hat der 61-Jährige aber schon viele Aufgaben an seinen designierten Nachfolger Aldo Costa abgetreten. Dennoch gilt der Südafrikaner als einer der begabtesten Ingenieure in der Formel 1, weshalb seine Meinung über das neue Reglement besonders schwer wiegt. Bei einem Medientermin in seiner Heimat nahm er sich dafür Zeit, die neue Situation zu analysieren.

Titel-Bild zur News: Rory Byrne

Rory Byrne ist einer der Männer hinter den großen Erfolgen von Ferrari

"Die signifikanteste Änderung ist die Ausdehnung der Lebensdauer der Motoren", erklärte Byrne. "In der Vergangenheit musste ein Motor nur 350 Kilometer halten. Letztes Jahr, als man ein ganzes Wochenende mit einem Motor bestreiten musste, waren es zwischen 700 und 800 Kilometern, aber das Bemerkenswerte war, dass die Hersteller genauso viel Leistung wie davor freisetzen konnten. 2005 müssen die Motoren schon 1.400 Kilometer überstehen, während die Herausforderung, weiterhin ungefähr 900 PS zu produzieren, bestehen bleibt."

Byrne rechnet mit einigen Motorschäden in Malaysia

Dass die Zuverlässigkeitsquote beim Saisonauftakt so hoch war, hat ihn zwar überrascht, gleichzeitig ist er sich aber sicher, dass man sich noch nicht zu vorschnell freuen sollte: "Mit dem ersten Rennen in Australien haben wir erst den leichteren Teil hinter uns. Ich glaube, dass wir am Ende des Rennens in Malaysia in der Boxengasse ein paar sehr nervöse Menschen auf und ab gehen sehen werden", gab der Betreiber einer thailändischen Tauchschule zu Protokoll.

Dass BAR-Honda die beiden Autos in Australien an die Box geholt hat, findet er "schade, denn das eröffnet diese Möglichkeit auch anderen Teams, die nicht in den Punkten liegen. Die könnten jetzt auch in der letzten Runde an die Box fahren. Zum Glück hat die FIA diese Grauzone eliminiert, aber es ist dennoch ein zusätzliches taktisches Element hinzugekommen. Ich bin sicher, dass wir diesbezüglich in dieser Saison noch einige Überraschungen erleben werden."

Gutes Setup entscheidend für den Reifenverschleiß

Und wie steht es um die Reifen, Rory? "Es ist noch nicht klar, wie hoch der Reifenverschleiß in Malaysia sein wird", runzelte der Ferrari-Mann die Stirn. "Australien war für die Reifen noch nie ein Problem, daher hat mich das nicht weiter überrascht. Aber in Malaysia ist der Verschleiß normalerweise hoch und wir haben herausgefunden, dass diejenigen Fahrer, die ihr Auto nicht richtig abstimmen, am Ende des Rennens in Probleme geraten könnten."

Abschließend äußerte er sich noch zur Aerodynamik: "2004 hatten wir höhere Abtriebslevels als in der Ground-Effect-Ära, wenn auch mit mehr Luftwiderstand. Die Motoren waren bereits zweimal so leistungsstark wie damals. Die Eingriffe ins Reglement haben ungefähr 25 Prozent des Abtriebs gekostet, aber die Teams werden versuchen, diesen Verlust wieder wettzumachen. Wir sind schon damit beschäftigt. Wenn es keine weiteren Änderungen gibt, sind wir 2006 wieder auf dem ursprünglichen Stand", so Byrne.