• 18.03.2005 06:43

  • von Marco Helgert

Shoichi Tanaka und seine Formel 1

Shoichi Tanaka, der Kopf hinter Hondas Formel-1-Bemühungen, über BAR, die Politik in der Formel 1, die Hersteller und seinen Ruhestand

(Motorsport-Total.com) - Shoichi Tanaka würde fast unbemerkt an vielen Formel-1-Fans vorbeigehen können, dabei ist der Japaner der wichtigste Mann bei 'Honda Racing Development'. Der 61-Jährige trieb 1999 das Werksengagement von Honda voran, bis Konstrukteur Harvey Postlethwaite plötzlich verstarb. Seither hat sich viel getan, Honda kam über Jordan und BAR als Motorenlieferant in die Formel 1, vom letztgenannten Team übernahm man sogar Anteile.

Titel-Bild zur News: HRD-Präsident Shoichi Tanaka

Shoichi Tanaka wird noch in dieser Saison seinen Stuhl freimachen

Der Abschied vom Japaner steht jedoch bevor. Nach 40 Jahren Arbeit für Honda wird er im Laufe der Saison von seinem Posten zurücktreten, doch Tanaka hinterlässt eine gute Basis für seinen Nachfolger. Das BAR-Team, wenn vielleicht auch nicht mehr in der Stärke der Saison 2004, ist ein stabiler Faktor, die Übernahme einigerAnteile des Rennstalls hatte dabei sicher auch einen Einfluss.#w1#

"Dies waren langfristige Rahmenbedingungen", erklärt Tanaka gegenüber 'Autosport' die Teilübernahme. "Das wird nicht unbedingt sofort Früchte tragen. Der unmittelbare Effekt ist aber ein Gefühl von Sicherheit." Denn auch wenn 'British American Tobacco' derzeit keine Anstalten eines Rückzugs macht, aufgrund der Tabakwerbesituation wird man nicht ewig der Besitzer des BAR-Teams bleiben.

Komplettübernahme von BAR stand nie zur Debatte

"Es geht darum, den Schwung im Team zu erhalten. Ich sage nicht, dass wir ihre Anteile übernehmen, es geht nur um die Stabilität", so der 61-Jährige. Ein wankelmütiger Eigentümer würde sich dagegen auch auf die Ergebnisse auswirken. "Wir bringen uns bei BAR stärker ein als BMW bei WilliamsF1, sie sind ja keine Teilhaber." Dabei änderten sich auch die Grundzüge der Zusammenarbeit, denn Tanaka sitzt nun in der BAR-Teambasis - Tür an Tür mit BAR-Teamchef Nick Fry.

"Nun kann Nick in mein Büro kommen und mich anschreien", scherzte Tanaka. Zudem können auf diese Weise alle zwei Wochen Treffen der gesamten Führungsriege bei BAR abgehalten werden, bei dem jeder den Stand der Dinge erklärt. Die Entscheidungswege wurden so verkürzt. "Es ist sehr, sehr effektiv." Eine Komplettübernahme des Teams sei aber weder damit begonnen worden, noch sei diese angestrebt.

"Honda möchte das Team nicht besitzen, es bedeutet nur, dass wir die Meisterschaft gewinnen möchten", so Tanaka. Die bessere Involvierung in das Tagesgeschäft bringt allerdings auch eine bessere Mitsprache in der Politik der Formel 1 mit sich. Und genau hier machte Honda auch von sich Reden. Der geplante Schritt zu V8-Motoren ab 2006 stieß bei den Japanern auf heftige Gegenwehr. Zusammen mit BMW wäre man fast vor Gericht gezogen.

"Welche Formel 1 möchte die 'GPWC'?"

"Alle anderen wollen von einem V10 zu einem V8 wechseln, was 20 Prozent Leistungsverlust mit sich bringt. Das geht in Ordnung, es ist genug, um die Formel-1-Autos langsamer zu machen. Warum aber müssen sie die Bohrung vorschreiben, den Zylinderabstand, Motorgewicht, Schwerpunkt? Warum beschneidet man die Freiheiten im Motordesign? Das ist gegen das Concorde Agreement", so der Japaner. Jegliche Herausforderung für Ingenieure sei damit genommen.

Honda wehrt sich nach Kräften, verband sich auch mit den anderen Herstellern in der Formel 1. Doch ein Teil der Vereinigung 'GPWC' wurde man nie. "Das Problem der 'GPWC' war - und wir sind ja kein Teil davon -, dass sie es auf Bernie Ecclestones Formel 1 abgesehen hat", so Tanaka. "Nur welche Formel 1 möchte die 'GPWC'? Soll sie anders sein, auch mit Einschränkungen im Design? Darüber herrscht noch Konfusion, auch darüber, was der Fan eigentlich will."

"Das geht nicht gegen die 'GPWC'. Es geht um Fairness und Transparenz", fuhr er fort. "In der Formel 1 hat heute (FIA-Präsident) Max Mosley eine Idee, dann hat Bernie eine, dann die Hersteller und dann die unabhängigen Teams. Diese vier Gruppen haben unterschiedliche Ideen daraüber, was sie in der Formel 1 sehen wollen. Und dann stehen daneben noch die Fans." Doch Tanaka wird sich dies bald aus der Pension aus ansehen können oder müssen.

"Ich werde weiter in der Formel 1 bleiben - als Zuschauer", erklärte er. "Ich werde dann wetten, wer gewinnen wird." Außerdem wird sich der Ruheständler dann seinem Geigenspiel widmen können, was in den vergangenen Jahren zu kurz kam. "Ich bin sehr glücklich. Ich lasse nichts zurück, keine Sorgen. Wenn man geht, dann möchte man, dass es stark weitergeht."