• 07.01.2008 15:44

Silberpfeile träumen von goldener Ära

Über das Jahr der Schande wollen Mercedes und McLaren den Mantel des Schweigens hüllen - 2008 soll der erste WM-Titel seit 1999 her

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit Lewis Hamilton als Nummer eins und mehr Macht für Mercedes wollen die Silberpfeile nach einem Jahr der Schande in der Formel-1-Saison 2008 eine goldene Ära einläuten: "Man kann nicht bei Daimler und Mercedes-Benz sein, ohne zu den Besten gehören zu wollen. Das steckt sozusagen in der DNA unseres Unternehmens", sagte Mercedes-Boss Dieter Zetsche anlässlich der Präsentation des neuen McLaren-Mercedes MP4-23 am Montag im Mercedes-Museum in Stuttgart.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis träumt von einer Rückkehr an die Spitze der Formel-1-WM

Nach der Spionageaffäre, der Aberkennung aller Punkte in der Konstrukteurs-WM und der Rekordgeldstrafe von 100 Millionen US-Dollar wollte Mercedes mit dem Ort der Präsentation ein deutliches Zeichen setzen. 700 Mitarbeiter der Frühschicht waren dabei, ebenso Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger und der britische Botschafter Sir Michael Arthur.#w1#

Erster Stuttgart-Launch seit 1995

Es war das erste Mal in der Partnerschaft mit McLaren seit 1995, dass ein Formel-1-Auto in der Mercedes-Heimat vorgestellt wurde. Auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hieß das Team willkommen.

"Manchmal muss man halt erst verlieren, um zu lernen, wie man gewinnt." Lewis Hamilton

Vizeweltmeister Hamilton hatte sein Lachen rund zehn Wochen nach dem verspielten WM-Titel wiedergefunden. Der neue Silberpfeil sei sein schönstes Geburtstagsgeschenk, meinte der Brite, der heute 23 Jahre alt wird. Und dass der neue Formel-1-Rennwagen im Ländle, der Heimat seines Arbeitgebers, vorgestellt wurde, mache diesen Tag für ihn umso schöner. Erste Testfahrten mit dem neuen Auto sind ab Mittwoch in Jerez geplant.

"Manchmal muss man halt erst verlieren, um zu lernen, wie man gewinnt", sagte Hamilton. "Ich denke schon, dass die anderen Fahrer ein wenig überrascht waren, wie gut ich mich verkauft habe. Aber ich habe mir ihren Respekt erarbeitet, und sie werden jetzt wissen, was sie von mir in diesem Jahr erwarten können."

Allerdings muss sich Hamilton mit seinem Team 2008 ganz hinten anstellen. Wegen des Ausschlusses aus der Konstrukteurs-WM wurden die Silberpfeile ans Ende der Boxenstraße verbannt. Hamilton und sein neuer Teamkollege Heikki Kovalainen haben die Startnummern 22 und 23. Die Eins hat erstmals Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, dessen Arbeitgeber am Sonntag als erster Rennstall das neue Auto für die Saison 2008 präsentiert hatte.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug gab erstmals offen zu, dass man 2007 Fehler gemacht habe. Doch 2008 soll für sein Team zum Neuanfang werden: "Jetzt sind wir mal dran. Fünfmal Vize in acht Jahren ist genug. Wir sind hungrig auf die WM", hatte Haug zuvor in einem Interview der 'Bild'-Zeitung gesagt.

Hamilton will keine Politik mehr

Für Geburtstagskind Hamilton sei 2007 abseits der Rennstrecke ein absolutes Desaster gewesen. Aber so sei nun mal das Geschäft, und es gebe absolut nichts, was man dagegen machen könne, sagte der Shootingstar, dem letztlich nur zwei Punkte zur Krönung fehlten: "Niemand möchte noch mal so eine Saison erleben, trotzdem hoffe ich, dass es genauso spannend wird - nur ohne all die Politik neben der Strecke."

"Niemand möchte noch mal so eine Saison erleben." Lewis Hamilton

In seiner ersten Formel-1-Saison hatte sich Hamilton 2007 im internen Duell gegen seinen Teamkollegen Fernando Alonso aufgerieben und in den letzten beiden Rennen noch einen scheinbar sicheren Vorsprung von 17 Punkten aus der Hand gegeben. Der Finne Räikkönen staubte den WM-Titel als lachender Dritter ab und machte das Ferrari-Glück komplett. Alonso hat das Team nach nur einem Jahr wieder verlassen und ist zu Renault zurückgekehrt.

McLaren-Boss Ron Dennis, der wegen der Spionageaffäre stark in der Kritik stand, betonte, dass jeder im Team nach den Vorkommnissen in der vergangenen Saison besonders hart gearbeitet habe. Man wollte den MP4-23 so früh wie möglich fertigstellen und dadurch sehr viel Vorbereitungszeit gewinnen: "Mit der Präsentation in Stuttgart unterstreichen wir auch den hervorragenden Zusammenhalt in unserer Partnerschaft", sagte der Brite.

Ob Dennis künftig noch der uneingeschränkte Herrscher des Teams bleibt, scheint nach dem Fiasko 2007 mehr als fraglich. Laut 'Bild' will Mercedes den 15-Prozent-Anteil des McLaren-Chefs kaufen und so den eigenen Anteil auf 55 Prozent aufstocken. Damit hätten die Stuttgarter die absolute Mehrheit und die totale Kontrolle über den Rennstall. "Derzeit wird sich da nichts dran ändern. Das ist Status quo", sagte Haug und wies diesbezügliche Meldungen zurück.