• 19.11.2015 10:22

  • von Dominik Sharaf

Sergio Perez: Videotherapie half gegen McLaren-Trauma

Der Mexikaner erklärt, wie er über das sportliche Debakel in Woking hinwegkam und warum die Krise in Woking keine Befriedigung ist: "Hasse McLaren nicht"

(Motorsport-Total.com) - Es sah zappenduster aus für die Karriere des Sergio Perez, als er bei McLaren zum Saisonende 2013 trotz Verpflichtung als einstiges Wunderkind der Szene gefeuert wurde. Das meinten nicht nur viele Experten, sondern auch der Mexikaner selbst, der vor seiner Vertragsunterschrift bei Force India vor einem Scherbenhaufen stand. "Wenn einem solche Dinge widerfahren, fängt man an, an sich selbst zu zweifeln", sagt er der 'BBC'. Doch Perez suchte einen Ausweg aus der Misere und fand zu alter Stärke.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Kimi Räikkönen, Romain Grosjean

Sergio Perez hat an sein Jahr in Diensten McLarens keine guten Erinnerungen Zoom

In Woking hatte er mit einem unterlegenen Auto weder durch sportliche Leistungen noch durch teamdienliches Fahren an der Seite Jenson Buttons geglänzt. Dazu übten die Verantwortlichen offen Kritik an seiner Person, was seinem Image ab abträglich war. "Es sieht blöd aus, wenn McLaren dich nach einem Jahr feuert", so Perez, für den die Sache die lange ersehnte, aber vertane Chance bei einem Topteam war: "Es war ein großer Schock." Denn nach Galaauftritten in Sauber-Diensten gab es weitere Angebote.

Perez meint: "Ich hätte zwei Jahre später zu Ferrari gehen können und es gab für mich eine Chance bei Mercedes." Er entschied sich für McLaren, holte keinen Podestplatz und musste packen. Zwei Jahre später ist er überzeugt, dass das Desaster ihm geholfen hätte. "Rückblickend hat es aber lange gedauert, ehe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden hatte", so Perez, der sich darauf besann, seine Erfolgssträhne bei Sauber wiederaufleben zu lassen und sich mit Videomaterial ein Lächeln herbeizuzaubern.

Es gab Psychotherapie vor dem Fernsehen, wie Perez berichtet: "Ich habe mir meine alten Rennen angesehen, die Podiumsplatzierungen mit Sauber. Ich habe mir gedacht: 'Ich bin so gut, ich kann das schaffen!'" Offenbar hat die ungewöhnliche Maßnahme gefruchtet. "Jetzt bin ich glücklich und genieße mein Leben", sagt Perez, der sich 2015 "reifer" und "am Zenit seiner Laufbahn" sieht. Mit 68 WM-Punkten hat er in der ausgehenden Formel-1-Saison so viele Zähler gesammelt wie nie zuvor.

Obwohl der Abu-Dhabi-Grand-Prix noch aussteht, sind es schon 19 Punkte mehr als bei McLaren. Er will nicht alles auf das Auto zurückführen, sich selbst aber auch keine Vorwürfe machen: "Ich hatte damals auch viel Pech, unter anderem mit Reifendefekten. Ich denke deshalb, dass meine Leistungen gut genug waren, als dass ich im Team bleiben und mich hätte entwickeln können", so Perez.


Fotostrecke: #PlacesAlonsoWouldRatherBe

Stille Revanche: In der WM-Gesamtwertung hat Perez aktuell mehr als doppelt so viele Zähler auf dem Konto wie Button und Fernando Alonso zusammen. Was eine Genugtuung sein mag, verbindet Perez die Krise seines Ex-Arbeitgebers nicht mit Schadenfreude. "Die Leute denken, ich würde McLaren hassen. Sicher ist es nicht mein Lieblingsteam, aber ich habe dort sehr gute Freunde. Es tut mir leid für sie", erklärt der 25-Jährige, kann sich eine Spitze aber nicht verkneifen: "Ich weine deswegen nicht."