• 03.03.2002 13:30

"Schumi II" über den Startunfall: "Ich hatte Superglück"

Ralf Schumacher, Gerhard Berger und Niki Lauda sehen die Schuld für den Startunfall eindeutig bei Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com/dpa) - Der Crash war spektakulär und hätte im schlimmsten Fall wie im Vorjahr tödlich enden können. Nur ein paar Sekunden nach dem Start zum ersten Saisonrennen schoss Ralf Schumacher mit Vollgas Rubens Barrichello ins Ferrari-Heck und stieg auf wie ein Flieger. "Ich hatte Superglück, dass ich mich nicht überschlagen habe und an der Stelle eine große Auslaufzone ist", schilderte Schumacher später gefasst seinen Abflug auf dem Albert Park-Circuit in Melbourne, "ich habe mich wie ein Passagier im Flugzeug gefühlt."

Titel-Bild zur News: Barrichello und Ralf Schumacher

Der Unfall ging für beide Fahrer zum Glück glimpflich aus

Völlig unversehrt konnte der Kerpener nach der glimpflich verlaufenen Landung im Kiesbett aus seinem Williams-BMW klettern. "Ich habe mir nicht weh getan", sagte Schumacher am Sonntag. Nach der Massenkarambolage beim Großen Preis von Australien noch vor der ersten Kurve blieben insgesamt acht Rennwagen liegen. Sauber-Pilot Nick Heidfeld (Mönchengladbach) gehörte zu den Leidtragenden. Während der Materialschaden Hunderttausende von Euro beträgt, kamen alle Betroffenen glücklicherweise unverletzt davon.

Im Vorjahr war der Streckenposten Graham Beveridge von einem abgebrochenen Rad an Jacques Villeneuves BAR-Honda tödlich getroffen worden. Der Kanadier war nach einem vergleichbaren Zusammenstoß mit Ralf Schumacher Dutzende Meter durch die Luft gesegelt, ehe sein Auto an einer Betonmauer zerschellt war. Beim Abflug des Deutschen am Sonntag kamen sofort Erinnerungen an diese Tragödie auf.

Der Trainingsschnellste Barrichello wechselte beim Versuch, seine Spitzenposition kurz nach dem Start zu verteidigen, mehrfach die Linie. BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger und Schumacher sprachen von drei derartigen Manövern. Laut Reglement darf ein Vordermann seinen Verfolger nur einmal durch einen Spurwechsel blockieren. Dabei ist allerdings stets umstritten, wann so eine Kampflinie illegal ist.

Für Berger war der Fall klar. "Für Barrichello scheint es ein Problem zu sein, vorne zu liegen", sagte der frühere Formel-1-Fahrer, forderte aber nur indirekt Sanktionen gegen den Brasilianer. "Das muss der Internationale Automobil-Verband entscheiden." Die drei FIA-Rennkommissare an der Strecke urteilten nach Studium der TV-Bilder und Anhörung der beiden Betroffenen, der Vorgang sei ein Rennunfall. Damit blieben Strafen aus.

"Schumi II" stempelte dennoch den Südamerikaner zum Sündenbock: Dieser habe ihn erst mehrfach abgeblockt und dann gebremst. Jaguar-Sportdirektor Niki Lauda erklärte ebenfalls: "Barrichello ist schuld." Dieser bestritt, zu früh in die Eisen gestiegen zu sein: "Im Gegenteil: Ich habe später als üblich gebremst. Ralf hat da wohl noch Vollgas gegeben." Michael Schumacher fühlte sich etwas zwischen den Stühlen sitzend. Barrichello habe zwar mehrmals die Linie gewechselt, aber "vielleicht hätte Ralf auch noch weiter rüberfahren und den Unfall so verhindern können", meinte der viermalige Weltmeister.

Ralf Schumacher konnte zwei Stunden nach der Schrecksekunde schon wieder Witze reißen. "Ich hatte erst Angst, dass ich gegen eine Mauer oder einen Reifenstapel fliege, bin aber sanft auf meinen Michelin-Reifen gelandet", sagte der Hobby-Flieger. "Selbst mit meiner Citation hätte ich nicht so schön landen können. Wenn ich genügend Benzin an Bord gehabt hätte, wäre ich mit meinem Auto gleich nach Hause geflogen."