Schumacher siegt bei Crash-Chaos-Rennen in Melbourne
Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher triumphierte beim Saisonauftakt 2002 zum dritten Mal in Folge in Melbourne
(Motorsport-Total.com) - Mit viel Chaos startete die Formel-1-Saison in Melbourne in die Saison 2002. Neun Autos überstanden nach einem Startunfall nicht einmal die erste Kurve, die Zielflagge sahen zum Schluss nur acht der 22 gestarteten Autos. Auslöser der Massenkarambolage am Start war ein Unfall zwischen Rubens Barrichello und Ralf Schumacher. Polesetter Rubens Barrichello versuchte durch Zickzackfahren den von Startplatz drei exzellent weggekommenen Ralf Schumacher hinter sich zu halten.

© xpb.cc
Ralf Schumacher fliegt über den Ferrari von Rubens Barrichello
Doch beim Anbremsen der ersten Kurve ging das aggressive Fahren beider Fahrer schief, Schumacher krachte Barrichello ins Heck, stieg auf und flog über den Ferrari des Brasilianers. Vielleicht ist die Hauptschuld bei Rubinho zu suchen, der seine Linie nach Expertenmeinung drei Mal wechselte, obwohl dies nur ein Mal gestattet ist. Der Brasilianer zog unmittelbar vor der Kurve nach links und bremste direkt vor Ralf Schumacher, der deutlich schneller auf die erste Kurve zuschoss.
Der Crash der beiden Autos vorne löste im hinteren Feld eine weitere Karambolage aus. Nick Heidfeld wich in die Wiese aus und kam ins Rutschen und pflügte mit voller Wucht in die erste Rechtskurve hinein, die zu diesem Zeitpunkt voller Autos war. Für Giancarlo Fisichella (Jordan-Honda), Felipe Massa (Sauber-Petronas), Nick Heidfeld (Sauber-Petronas), Jenson Button (Renault), Olivier Panis (BAR-Honda) und Allan McNish (Toyota) war damit ebenfalls das Rennen noch in der ersten Runde gelaufen.
An der Reihenfolge änderte sich durch das Durcheinander in Kurve 1 viel. David Coulthard eroberte die Führung vor Jarno Trulli im Renault und Juan-Pablo Montoya im BMW-Williams. Michael Schumacher fiel auf den vierten Platz zurück, die beiden Jaguar-Piloten profitierten am deutlichsten und kamen von den Startplätzen 19 und 20 auf die Plätze fünf und sechs nach vorne. Die Rennleitung entschied sich trotz der zahlreichen Ausfälle gegen einen Neustart und schickte das Safety Car auf die Strecke.
Nach fünf Runden hinter dem Safety Car wurde das Rennen wieder frei gegeben, Michael Schumacher nutzte einen Fahrfehler von Juan-Pablo Montoya und ging am Kolumbianer vorbei. Während vorne David Coulthard dem Feld davon zog, hing der vierfache Weltmeister nun hinter Renault-Pilot Jarno Trulli fest, der sich aber in der neunten Runde ohne Fremdeinwirkung wegdrehte und in die Leitplanken krachte.
Wieder schickte die Rennleitung das Safety Car auf die Strecke, um das Auto des Italieners bergen zu können. Die 6,6 Sekunden Vorsprung von David Coulthard waren damit wertlos geworden. Als das Safety Car wieder an die Box fuhr, rutschte David Coulthard in Führung liegend ins Gras, was sich später durch ein technisches Problem verursacht erweisen sollte. Juan-Pablo Montoya nutze den Restart ebenfalls und konnte am Ende der Start- und Zielgerade an Michael Schumacher vorbeiziehen.
Doch in Runde 17 kam nach einigen aufregenden Runden der Gegenschlag des Deutschen, der den Kolumbianer in der ersten Kurvenkombination außen ausbeschleunigte. Damit waren die Plätze an der Spitze vorerst belegt, denn Schumacher zog dem Feld wie erwartet mit dem F2001 locker davon, während Juan-Pablo Montoya und Kimi Räikkönen keine Chance hatten, das Tempo des Führenden mitzugehen.
Für zwei weitere Piloten ging das Rennen zwischen der 19 und 29 Runde zu Ende, als die Rennleitung beide Arrows-Piloten die schwarze Flagge zeigte. Sowohl Heinz-Harald Frentzen als auch Enrique Bernoldi blieben beim Vorstart stehen. Frentzen fuhr bei roter Ampel mit dem wieder belebten Arrows aus der Box, Teamkollege Bernoldi setze unerlaubter Weise das Ersatzauto ein.
David Coulthard unterdessen wurde nach einem weiteren Ausrutscher in die Wiese immer langsamer, da er nur noch mit einem stecken gebliebenen sechsten Gang fahren konnte und musste Auto für Auto vorbei lassen, bevor er das Auto nach einem weiteren Ausrutscher in Runde 36 abstellen musste. Abrupter endete das Rennen für seinen Freund Jacques Villeneuve, der sich in Runde 29 mit gebrochenem Heckflügel ins Aus drehte.
Die kuriose Reihenfolge hieß zu diesem Zeitpunkt: Michael Schumacher vor Juan-Pablo Montoya, Kimi Räikkönen, Jaguar-Pilot Eddie Irvine, den Minardi-Piloten Mark Webber und Alex Yoong und Toyota-Fahrer Mika Salo.
An dieser Reihenfolge sollte sich auch nichts mehr ändern, auch wenn das Potenzial eindeutig dafür vorhanden gewesen wäre. Kimi Räikkönen kam nach seinem letzten Stopp vor Juan-Pablo Montoya auf die Strecke, rutschte dann aber in der ersten Kurve ins Gras, weswegen der Kolumbianer wieder am Finnen vorbei kam. Toyota-Fahrer Mika Salo war dicht davor, Mark Webber noch zu packen, doch der Finne verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und drehte sich hinter dem Australier weg.
Am Ende ging ein dominanter Michael Schumacher mit 18,6 Sekunden Vorsprung zum 54. Mal in seiner Karriere als Sieger über die Ziellinie. Der Deutsche konnte das Rennen locker nach Hause fahren, als er einmal in Führung lag ? und das mit dem Vorjahresmodell. Montoya holte mit Platz zwei das Maximum aus dem Auto heraus, Kimi Räikkönen fuhr in seinem 18. Formel-1-Rennen zum ersten Mal auf das Podium und muss sich nur vorwerfen, den zweiten Platz verschenkt zu haben.
Das Jaguar-Team nutzte die Gunst der Stunde und fuhr mit Eddie Irvine auf Platz vier drei wichtige WM-Punkte ein. Völlig aus dem Häuschen war man bei Minardi, wo ausgerechnet Formel-1-Neuling und Lokalmatador Mark Webber zwei WM-Punkte einfuhr. Auch bei Toyota knallten die Sektkorken. Gleich beim Formel-1-Debüt holte Mika Salo den ersten WM-Punkt.

