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Ärger über Startcrash und ausbleibenden Neustart
Hätte die Rennleitung nach dem Massencrash in der ersten Runde das Rennen neu starten sollen oder nicht?
(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello (Ferrari), Ralf Schumacher (BMW-Williams), Giancarlo Fisichella (Jordan-Honda), die beiden Sauber-Piloten Felipe Massa und Nick Heidfeld, Jenson Button (Renault), Olivier Panis (BAR-Honda) und Allan McNish (Toyota) konnten ein paar Minuten nach dem Start zum Großen Preis von Australien im Albert Park von Melbourne unter die Dusche steigen ? für sie war das Rennen schon vor oder in der ersten Kurve gelaufen.

© xpb.cc
Die verunfallten Fahrzeuge konnte man sich nicht mehr an einer Hand abzählen
Besonders ärgerlich war der Auffahrunfall von Ralf Schumacher auf Rubens Barrichello - der auch das Durcheinander in den hinteren Reihen auslöste - für Teamchef Peter Sauber, der gleich beide Autos verlor: "Ich verstehe einfach nicht, warum einige beim ersten Rennen es immer noch mit der Brechstange versuchen. Große Namen verpflichten", wetterte der Schweizer gegen Ralf Schumacher und forderte einen Neustart: "Wenn gleich am Anfang die vier langsamsten Autos auf den Rängen fünf bis acht liegen, ist es auch unfair gegenüber dem Publikum, nicht nochmals zu starten."
Anderson: "Absurde Entscheidung"
Gary Anderson, Technischer Direktor von Jordan forderte ebenfalls einen Neustart: "Die Entscheidung, das Rennen nicht zu stoppen war absurd. Das ist das dümmste, was ich in meinem Leben je gesehen habe. Wir haben doch alle Ersatzautos und wir hätten rund 18 Autos im Feld haben können. Es hätte passieren können, dass am Ende vom Rennen keiner mehr übrig gewesen wäre."
Aus der Sicht der Fans war es natürlich ein Desaster, dass gleich zu Beginn beinahe das halbe Feld eliminiert war, denn beide Arrows waren nach Startproblemen ebenfalls chancenlos. Doch selbst in der Formel 1 steht der Kommerz nicht über allem. So ist der Start der gefährlichste Moment eines Rennens und die Rennleitung versucht aus diesem Grund, einen Neustart nach Möglichkeit zu vermeiden.
Reglement sprach gegen Neustart
Das Reglement ist ganz klar: Wenn die Strecke befahrbar ist, wird nicht neu gestartet, stehen Hindernisse im Weg, das Feld kann aber mit einem Safety Car langsam durchgelotst werden, so gibt es ebenfalls keinen Restart. Nur dann, wenn wie in Hockenheim 2001 beispielsweise so viele Trümmerteile herumliegen, dass es zu gefährlich ist, auch langsam daran vorbeizufahren, wird das Rennen abgebrochen und dann neu gestartet.
"Charlie Whiting (Sicherheitsdelegierter der FIA; d. Red.) hat uns schon oft gesagt, dass es an uns ist, die erste Kurve heil zu überstehen. Für uns jedenfalls wird er kein Rennen neu starten", gibt sich Ralf Schumacher einsichtig, der aber die Schuld am Unfall nicht ausschließlich bei sich sieht, sondern zum größten Teil bei Rubens Barrichello, der vor ihm mehr als das erlaubte eine Mal die Linie wechselte und dann plötzlich direkt vor der Nase des Deutschen bremste.
"Da bekommt man ganz schön Angst"
"Es ist auf jeden Fall schöner, in einem Flugzeug abzuheben als in einem Formel-1-Auto", so Ralf Schumacher, der mit einem steifen Nacken die harte Landung überstand. "Da bekommt man schon ganz schön Angst. Ich versuchte innen vorbeizugehen, da machte er mir die Türe zu, dann versuchte ich es außen und er machte mir wieder die Türe zu. Ich versuchte es wieder innen, er machte wieder die Türe zu, er wollte dann die erste Kurve anbremsen. Ich hatte einen guten Start und es ist schade, dass ich ihn nicht nutzen konnte."
Barrichello fühlt sich unschuldig
Für Rubens Barrichello steht jedoch fest, dass er nicht die Hauptschuld am Unfall trägt: "Wenn er mich außen hätte überholen wollen, dann hätte er deutlich weiter ausholen müssen. Ich bin erschrocken, wie heftig der Einschlag war. Meiner Meinung nach war er so heftig, dass er die Kurve sowieso nicht bekommen hätte. Ich weiß, dass ich nicht früh gebremst habe. Ich habe die Telemetriedaten meines Starts mit denen von Michaels letztjährigem Start verglichen. Er nahm damals die Kurve innen also enger und musste deshalb früher bremsen. Aber ich habe später gebremst als Michael im letzten Jahr."
Der spätere Sieger Michael Schumacher kam ohne Blessuren an den herumkreiselnden und fliegenden Autos vorbei, auch wenn er dazu ins Gras fahren musste und drei Plätze verlor: "Es muss einfach jeder ruhiger werden", fordert der Ferrari-Pilot. "Dann kann man so etwas vermeiden, aber ganz verhindern kann man es nicht. Es ist Teil des Rennsports, Teil der Emotionen. Klar kostet so etwas einen Haufen Geld und es ist nicht wirklich schön, aber so etwas wird immer wieder passieren."
Sorgen um Bruder Ralf
Der Ferrari-Pilot machte sich nach dem Unfall, den er nur schemenhaft hatte aus dem Cockpit verfolgen können, Sorgen um Bruder Ralf: "Wenn man ein Hinterrad berührt, dann wird man in die Luft katapultiert und wenn man dann dumm landet, dann kann man sich schwer verletzten ? ich machte mir Sorgen und habe sofort über Funk gefragt, ob es ihm gut er. Man sagte mir, dass es ihm gut geht und ich sah ihn später die Gerade herunter rennen."
Michael Schumacher selbst war das letzte Mal in Hockenheim in einen ähnlichen Unfall verwickelt, als er wegen technischer Probleme langsamer wurde und Luciano Burti auf ihn auffuhr und wie Bruder Ralf aufstieg und über ihn hinweg flog. Damals wurde das Rennen abgebrochen: "Ich hätte gerne die rote Flagge gesehen. Aber wir sind nicht diejenigen, die das entscheiden und vielleicht sind wir auch nicht die richtigen Personen, um diese Frage zu stellen."
Schumacher: Melbourne nicht mit Hockenheim vergleichbar
Für Schumacher ist Hockenheim jedenfalls nicht mit Melbourne vergleichbar: "Hier waren viel weniger Trümmerteile auf der Strecke als in Hockenheim. Ich kann mich daran erinnern, dass die ganze Gerade dort mit Teilen bedeckt war und das der Grund für den Abbruch war. Hier war genügend Raum, um die Trümmer zu umfahren."

