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Schumacher: "Wer es schafft, hat es auch verdient!"
Michael Schumacher im Interview über seine möglichen Nachfolger, die Perspektiven für 2006, Rossi, Massa, Bellof und seine Liebe zu Spa
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hast ja in deinen Aussagen vor diesem Rennen schon angedeutet, dass du wahrscheinlich keine großen Chancen haben wirst. Wie ist es, in so einer Ausgangsposition nach Spa zu kommen?"
Michael Schumacher: "Wir haben Hoffnung, dass es noch regnen könnte, aber ansonsten nicht viel. Es kann natürlich schon sein, dass uns gewisse Kombinationen wie in Imola oder Budapest entgegenkommen werden, aber ob unsere Reifen auf diese Strecke passen werden, ist noch eine offene Sache. Es wird sicherlich nicht reichen, um um den Sieg zu kämpfen, aber vielleicht können wir auf das Podium fahren."

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Michael Schumacher hat den Titel schon verloren, kämpft aber dennoch weiter
Frage: "Man sagt, Spa sei dein zweites Wohnzimmer. Was macht diesen Ort so besonders für dich?"
Schumacher: "Es verbinden mich sehr viele Schlüsselpunkte meiner Karriere mit Spa. Die haben hier stattgefunden: außergewöhnliche Rennen, Siege, Niederlagen oder auch eben Meisterschaften, der Beginn meiner Karriere, die Einzigartigkeit der Strecke und so weiter. Es gibt also viele Punkte, die mich mit Spa verbinden. Das ist auch der Grund, warum sich Spa zu meinem Wohnzimmer entwickelt hat."#w1#
Nicht einmal in Spa bleibt Zeit für Nostalgie
Frage: "Wenn du hierher kommst, hast du dann Szenen wie den WM-Gewinn im Vorjahr vor Augen? Läuft das alles noch einmal wie ein Film ab?"
Schumacher: "Nein. Das ist völlig in der Gegenwart. Insofern beschäftigt man sich mit den Problemen, die man beim Rennen vorher hatte, und damit, was das für Auswirkungen auf das nächste Rennen haben wird. Was hier in der Vergangenheit passiert ist, spielt keine Rolle. Vielleicht tut man das, wenn man auf das Setup guckt, dass man noch einmal schaut, was man letztes Jahr gemacht hat und wie man es dieses Jahr machen kann. Die schönen Szenen und Momente sind da erst mal ein bisschen weiter weg."
Frage: "Entwickelt ihr in dieser Phase, in der Renault und McLaren-Mercedes um den Titel kämpfen, euer Auto eigentlich noch weiter? Oder schaut ihr schon mehr auf das Auto für 2006?"
Schumacher: "Wir sind sehr stark am Arbeiten für 2006. Keine Frage, die Prioritäten haben sich in der Hinsicht verlagert, was selbstverständlich ist. Dennoch sind wir sehr daran interessiert, in diesem Jahr noch den Anschluss zu finden, weil das sicherlich auch für nächstes Jahr sehr wichtig sein kann."
Frage: "Wenn man die Geschichte der Formel 1 betrachtet, dann hat es immer schon Wellenbewegungen gegeben. Wenn die Welle einmal nach unten zeigt, dauert es meistens ein paar Jahre, bis sich ein Team wieder erfängt. Hast du Sorge, dass Ferrari daher den Anschluss auch nächstes Jahr noch nicht finden könnte?"
Schumacher: "Prinzipiell darf man in der Hinsicht Sorge haben, aber auf der anderen Seite ist man natürlich bestrebt, das schnellstmöglich hinzubekommen. Wir glauben schon, dass wir sehr viele Dinge verstanden haben und verändern können, aber auf der anderen Seite sind wir natürlich auch auf unsere Partner angewiesen. Wir müssen sicherlich hoffen, dass da die Probleme genauso verstanden werden. Wenn das geschieht, haben wir sicherlich eine realistische Chance, an alte Zeiten anzuknüpfen und diese Ausschweifungen der Welle etwas kürzer zu gestalten."
Schumacher will die Saison 2005 noch nicht abschreiben
Frage: "Bist du gedanklich schon im nächsten Jahr?"
Schumacher: "Nein, ich bin schon noch voll in diesem Jahr, weil es wichtig ist, den Anschluss zu finden."
Frage: "Woher nimmst du die Zuversicht, dass es mit den Reifen nächstes Jahr besser laufen wird?"
Schumacher: "Es gibt immer wieder genügend Anhaltspunkte, die uns glauben lassen, dass wir die Probleme verstanden haben. Es gibt dann aber immer wieder neue Probleme, die man oft erst am Rennwochenende erkennt, und so wird das fast zu einer unendlichen Geschichte."
"Bridgestone bringt jedes Mal neue Reifen. Sie entwickeln im Eiltempo. Wir können nur Vertrauen haben, dass sie es wieder hinbekommen werden, weil sie eben so viel Erfahrung haben und weil sie so viele Rennen gewonnen haben. Dadurch sollte es möglich sein. 1998 und 1999 hat auch niemand geglaubt, dass man McLaren einholen kann. Es hat später niemand daran geglaubt, dass man Bridgestone einholen kann. Jetzt gibt es eben Zeiten, wo man denkt, dass der Rückstand für uns nicht aufzuholen ist. Das sehe ich nicht so. Es ist möglich, aber es ist eine Frage der Zeit."
Frage: "Felipe Massa wird nächstes Jahr dein Teamkollege sein. Was kannst du uns über ihn als Mensch und Rennfahrer erzählen?"
Schumacher: "Menschlich ist er sehr aufgeschlossen. Wir kennen uns ja schon länger. Er ist recht nett. Fahrerisch hat er sich in den Jahren, in denen er jetzt dabei ist, sehr gesteigert. Er war bei uns Testfahrer, ist dann zu Sauber zurückgegangen. Er hatte immer gute Teamkollegen, konnte sich gegen die aber immer beweisen und durchsetzen. Seine Lernkurve zeigt steil nach oben. Gerade in diesem Jahr hat er noch mal einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht, um sich auch für Topteams zu bewerben."
Schumacher ist egal, wer sein Nachfolger wird
Frage: "Es wird entweder Fernando Alonso oder Kimi Räikkönen Weltmeister. Wer hätte es deiner Meinung nach mehr verdient?"
Schumacher: "Derjenige, der es am Ende schafft, um ehrlich zu sein. Fernando hat eine gute Saison hingelegt und hat wenig ausgelassen an Punkten, die er hat kriegen können. Auf der anderen Seite haben wir ja alle miterlebt, was mit Kimi passiert ist. Insofern wird dann bestimmt der Richtige gewinnen."
Frage: "Fernando Alonso äußert sich immer sehr positiv über dich, hat vorhin gemeint, dass es das Größte ist, was du erreicht hast. Was sagst du umgekehrt über die beiden Jungen?"
Schumacher: "Das ist ja nur von einem geredet jetzt! Fakt ist, dass ich mit beiden kollegial gut zurechtkomme. Mit Fernando gehe ich auch mal Fußballspielen und wir verhalten uns ganz normal miteinander. Unser Verhältnis war eigentlich immer völlig normal und völlig locker, obwohl das ja anders sein könnte, wenn man im Konkurrenzkampf steht und es auch um die Meisterschaft geht. Mit Kimi ist es prinzipiell genauso. Wenn wir uns mal wo treffen, können wir genauso miteinander einen trinken (lacht). Das ist alles recht gelöst. Wer es schafft von den beiden, hat es auch verdient."
Frage: "Du hattest schon einige Duelle mit Fernando Alonso. Was ist so besonders an ihm und was macht ihn zu einem Ausnahmerennfahrer?"
Alonso: "Zum einen sicherlich sein Talent, zum anderen sicher seine Gabe, ein Rennen einschätzen zu können. Es gibt sehr viele Punkte - genau wie ein Puzzle, das zusammengefügt werden muss -, und es gibt eben nur gewisse Fahrer, die das schaffen. Es ist kein Geheimnis, dass Kimi und Alonso zu den Fahrern gehören, die das können und die solche Dinge für sich entscheiden können. Sie können Rennen und damit auch Weltmeisterschaften gewinnen."
Frage: "Wenn du sagst, dass Fernando Alonso die Rennen einschätzen kann, kann man dann dazu auch Rennintelligenz sagen?"
Schumacher: "Auch, ja."
Für Ex-Weltmeister Schumacher hat sich nichts verändert

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Die großen Drei der Formel 1: Räikkönen, Alonso und Michael Schumacher Zoom
Frage: "Welche Änderung seitens der anderen Fahrer hast du im Verhalten dir gegenüber festgestellt, seit du in Monza als Weltmeister abtreten musstest?"
Schumacher: "Ich habe seither niemanden gesehen. Ich erwarte nicht unbedingt eine Veränderung der Fahrer mir gegenüber. Warum auch? Intern wissen wir alle, wie die Dinge laufen und wie schnell es gehen kann. Ich habe ja bereits in Monza gesagt, dass ich eher überrascht bin, dass ich die Trophäe so lange in der Hand hatte. Jetzt geht sie eben in andere Hände über. Das ist aber nichts Besonderes unter uns Fahrern, wenn man weiß, was es benötigt."
Frage: "Was ist an der Geschichte dran, dass Valentino Rossi - möglicherweise mit dir im selben Team - zu Ferrari geführt werden soll?"
Schumacher: "Im Moment sehe ich da nicht sehr viel drin, laut Jean Todt ist da auch nach wie vor nichts dran - außer dass er die Möglichkeit hat, bei uns zu fahren, sich auszutoben und ein bisschen Spaß zu haben. Wenn er sich vorstellen kann, daraus mehr werden zu lassen, wird das sicherlich irgendwann diskutiert, aber im Moment wäre das sicherlich verfrüht, denn Spaß haben und ernsthaft in einem Ferrari um eine Meisterschaft zu kämpfen, das sind unterschiedliche Dinge."
Frage: "Seit du zu Ferrari gegangen bist, führt ein Journalist eine Wette durch, in der man dein Resultat tippen kann. Ursprünglich konnte man 1996 nur auf die Runde deines Ausfalls tippen. Dir ist sicher klar, dass es dieses Tippspiel im Fahrerlager gibt. Machst du manchmal auch selber mit?"
Schumacher: "Ich bin doch nicht blöd, oder?"
Spa: Erinnerungen an Stefan Bellof
Frage: "Vor 20 Jahren ist hier in Spa Stefan Bellof gestorben. Du warst damals 16 Jahre alt und wahrscheinlich im Kartsport. Hast du ihn damals wahrgenommen? War er ein Vorbild?"
Schumacher: "Klar. Zu der Zeit war ich in der Kartwelt unterwegs. Stefan Bellof hatte damals einen sehr großen Namen, hat ja auch sehr viel erreicht. Das Heimrennen in Oppenrod stand immer irgendwie mit ihm in Verbindung. Die Endphase seiner Karriere habe ich schon verfolgt, und dadurch habe ich auch die tragische Nachricht mitbekommen."
Frage: "Denkt man an so einem Todestag auch mal daran, dass der Tod in der Formel 1 ständig mitfährt? Oder blendet man das völlig aus?"
Schumacher: "Das blendet man aus. Das ist eine Schicksalssache. Wenn man ins Auto einsteigt, denkt man nicht darüber nach, dass es das letzte Mal sein könnte. Das würde dazu führen, dass man es nicht mehr macht, denn wer setzt sich schon irgendwo rein, wenn er weiß, dass er da nicht mehr rauskommt?"
Frage: "Es gibt immer wieder auch Frauen im Motorsport. Ist es mit all der Technik in der Formel 1 heutzutage einfacher für Frauen, den Sprung zu schaffen?"
Schumacher: "Dass es unbedingt einfacher ist, in die Formel 1 einzusteigen, würde ich nicht behaupten, denn die Formel 1 ist so schnell geworden in den letzten Jahren. Wenn man sich an Jacques Villeneuve erinnert, der bei seiner Rückkehr nach einem Jahr große Probleme hatte, kann man sich vorstellen, dass das eventuell für eine Frau nicht einfacher geworden ist, wenn sie nicht das Talent und die Ausbildung dafür hat."
Frage: "Lässt du privat auch mal Corinna fahren, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid?"
Schumacher: "Ich weiß zwar jetzt nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber meine Frau fährt sehr gut Auto und kann daher sehr gerne fahren."

