• 07.09.2005 09:50

  • von Fabian Hust

Irvine: Michael sollte Bridgestone auf die Finger schauen

Der ehemalige Teamkollege von Schumacher über die Probleme bei Ferrari und die mangelnde Zuverlässigkeit bei den "Silberpfeilen"

(Motorsport-Total.com) - Eddie Irvine schaute sich den Italien-Grand-Prix vor Ort in Monza an, auch deshalb, weil er weiterhin bemüht ist, mit seinem Konsortium den Minardi-Rennstall zu kaufen und hinter den Kulissen entsprechende Gespräche geführt werden. Der ehemalige Ferrari-Pilot erlebte beim Heimrennen der Scuderia aber auch eine weitere Schmach, die die zahlreichen Tifosi vor Ort über sich ergehen lassen mussten.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

Eddie Irvine legt Michael Schumacher einen rechtzeitigen Rücktritt ans Herz

Der Ire wunderte sich vor allem über den "klaren Abstand" auf Juan-Pablo Montoya, der im Ziel mehr als 90 Sekunden Vorsprung auf den bald entthronten Weltmeister hatte: "Das ist schwer nachvollziehbar", so der 39-Jährige im Interview mit der 'Welt'. "Das sieht für die nächsten Rennen und wohl auch für die kommende Saison nicht gut aus."#w1#

"Es ist eine Schande." Eddie Irvine

Schuld an der Misere der "Roten" hat in den Augen des Ex-Vizeweltmeisters Reifenhersteller Bridgestone, der "miserable Arbeit" leisten würde. Daran seien die Italiener aber nicht ganz unbeteiligt, weil sie die Japaner exklusiv haben wollten: "Jetzt haben die anderen Teams Michelin zum besseren Reifen gemacht. Es ist eine Schande, dass die Formel 1 quasi zu einer Reifenweltmeisterschaft verkommen ist."

Ein weiterer Grund für den Abstieg von Ferrari sei die Tatsache, dass die anderen Teams auf den Standard von Ferrari aufgerüstet haben: "Als ich 1996 von Jordan zu Ferrari kam, war ich beeindruckt von der straffen Organisation. In Maranello wurde schon damals im Dreischichtbetrieb gearbeitet, Tag und Nacht. Bei Jordan ging die Belegschaft um fünf Uhr nachmittags und kam um neun Uhr morgens. Mittlerweile haben alle Spitzenteams den Ferrari-Standard übernommen."

Auch Michael Schumacher hat in den Augen des vierfachen Grand-Prix-Siegers einen Anteil am Ende der Ferrari-Dominanz, der zwar immer noch "ein großartiger Fahrer" sei, aber nun mal auch älter werde: "Wenn es zu einem Rad-an-Rad-Duell kommt, also wenn Alonso, Räikkönen und Schumacher in gleichstarken Autos sitzen, ist klar, wer gewinnt: die Jüngeren."

"Wenn Ferrari 2006 noch einmal so enttäuscht, ist Michael ein gestürzter Held." Eddie Irvine

Der 39-Jährige rät seinem ehemaligen Teamkollegen, aufzupassen, dass er seinen Ruf nicht verspielt: "Wenn Ferrari 2006 noch einmal so enttäuscht, ist Michael ein gestürzter Held. Ich würde an seiner Stelle über den Winter genau den Ferrari- und Bridgestone-Leuten auf die Finger schauen - und zurücktreten, wenn nicht alles 100-prozentig läuft."

Von den beiden jungen Schumacher-Gegnern gefällt Irvine Alonso am besten. Bei Kimi Räikkönen fragt sich Eddie Irvine, ob es normal sein kann, dass der Finne ständig wegen technischer Probleme zurückgeworfen wird, wohingegen Teamkollege Montoya weniger Probleme hat: "Fakt ist, dass McLaren-Mercedes und insbesondere wohl Mercedes ein Zuverlässigkeitsproblem hat. Aber ich glaube nicht an die Vielzahl der Zufälle. Ein aggressiver Fahrstil kann auch Defekten Vorschub leisten."