• 06.09.2005 15:17

Nach Monza-Debakel: Krisensitzung bei Ferrari

Bei Ferrari laufen Ende 2006 alle wichtigen Verträge aus, doch schon jetzt wird für die Zukunft geplant - Interesse in Italien im Sinkflug

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach dem Debakel von Monza hat Ferrari auf einer Krisensitzung in Maranello die Strategie für einen Neubeginn festgelegt. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo verlangt jedoch einen Sieg des italienischen Rennstalls noch in diesem Jahr, doch Teamchef Jean Todt sieht da schwarz: "In Belgien wird es verdammt schwer, ich rechne mit keinem Wunder in Spa. Es könnte regnen, was unsere Reifenleistungen verbessert, doch wir können nicht damit rechnen", sagte der Franzose der 'Gazzetta dello Sport'.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Luca di Montezemolo

Jean Todt und Luca di Montezemolo überlegen, wie es mit Ferrari weitergeht

Ferrari hatte sich beim Heimspiel blamiert. Weltmeister Michael Schumacher fuhr hoffnungslos hinterher und belegte den zehnten Rang. Teamkollege Rubens Barrichello wurde überrundet und kam nur als Zwölfter ins Ziel. "Wir sind zu langsam", meinte Schumacher resignierend. Auch beim Grand Prix von Belgien am Sonntag in Spa, wo vor 14 Jahren seine einzigartige Formel-1-Karriere begann, sei er diesmal krasser Außenseiter, sagt Schumacher.#w1#

Auch die Zukunft des siebenmaligen Weltmeisters Schumacher, der schon in Spa von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso nach fünf Jahren vom WM-Thron gestoßen werden könnte, stand bei den Roten auf der Tagesordnung: "Wir wollen natürlich, dass Michael in der Formel 1 bleibt. So lange er fahren will, wird es für ihn immer einen Ferrari geben", sagte Todt. Er mache sich aber auch Gedanken über die Ära nach Schumacher: "Wenn wir neue Leute brauchen - seien es Fahrer, Ingenieure oder ein Generaldirektor - wollen wir immer nur das Beste."

Über seine eigene Zukunft wollte sich Todt nicht äußern: "Mein Vertrag läuft Ende 2006 aus. Wir werden früher oder später darüber sprechen. Doch ich will für die Kontinuität bei Ferrari arbeiten", meinte der Franzose. Auch Schumacher steht noch bis Ende 2006 bei der Scuderia unter Vertrag. Nach Angaben seines Managers Willi Weber werde Schumacher eine Entscheidung über seine Zukunft nicht vor März nächsten Jahres bekannt geben.

Todt ist nicht nur wegen der schlechten Leistungen seines Teams besorgt. Auch der Zuschauerschwund macht Ferrari zu schaffen. Beim Grand Prix von Italien wurden am vergangenen Sonntag nur 93.000 Tifosi registriert, 30 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. "Die Ferrari-Krise hat sich auch negativ auf unsere Geschäfte ausgewirkt", sagte Enrico Ferrari, der Direktor des Autodromos von Monza. Man habe bereits mit einem Zuschauerrückgang von 15 Prozent gerechnet, doch die Lage sei deutlich schlimmer als erwartet.

Der Formel 1 fehle eine charismatische Persönlichkeit wie zum Beispiel Valentino Rossi in der Motorrad-WM: "In der Formel 1 gibt es nur Roboter, die bei den Leuten wenig Sympathie wecken", sagte Ferrari. Um im kommenden Jahr mehr Zuschauer zu locken, plant der Monza-Chef eine Senkung der Eintrittspreise.

Die Krise betrifft nicht nur die Rennstrecke von Monza - auch das italienische Fernsehen schlägt Alarm: Lediglich 7,9 Millionen Zuschauer sahen bei der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt 'RAI' den Italien-Grand-Prix, das waren 2,7 Millionen weniger als 2004.