Michelin rechnet nicht mit einer Anfrage von Ferrari

Obwohl man einer Zusammenarbeit grundsätzlich nicht abgeneigt wäre, glaubt man bei Michelin nicht an einen Reifenwechsel von Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Alle Experten sind sich einig, dass Ferrari dieses Jahr in erster Linie wegen der Bridgestone-Reifen in die Krise geschlittert ist, dennoch haben Teamchef Jean Todt und dessen Präsident Luca di Montezemolo in Monza betont, dass ein Wechsel der Pneumarke momentan nicht in Frage kommt. Seitens Michelin rechnet man jedenfalls nicht mit einer Kontaktaufnahme seitens des Traditionsrennstalls.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquiers Interesse an Ferrari hält sich weiterhin in Grenzen

"Ich denke nicht, dass sie uns fragen werden, ob sie unsere Reifen haben können", sagte Pierre Dupasquier, Sportdirektor des französischen Reifenherstellers, in einem Interview mit der 'Gazzetta dello Sport'. "Man kann manche Attacken auch nicht so einfach vergessen. Das wäre aber kein Hindernis, denn aus kommerzieller Sicht haben wir eine exzellente Beziehung nach Maranello - und wir haben gemeinsam schon Weltmeisterschaften gewonnen."#w1#

Mit den angesprochenen Attacken bezieht sich Dupasquier auf das Jahr 2003, als Michelin eine Grauzone im Reglement voll ausschöpfte und mit Reifen fuhr, die sich während des Rennens leicht ausdehnten und somit eine breitere Lauffläche hatten. Da die Dimensionen der Reifen damals nur vor dem Rennen abgenommen wurden, fiel dies lange niemandem auf, ehe Ferrari der FIA einen entsprechenden Tipp gab.

"In der Formel 1 kommt es oft vor, dass die gut bezahlten Ingenieure den Reifen die Schuld geben, wenn sie selbst ihr Auto nicht verbessern können." Pierre Dupasquier

Darüber hinaus zeigte sich der 68-Jährige darüber überrascht, dass Ferrari nach wie vor nicht den Anschluss an die Spitze findet; gleichzeitig lieferte er jedoch auch eine mögliche Erklärung dafür ab: "Was dieses Jahr passiert, bestätigt, dass es nicht gut ist, mit nur einem Team zusammenzuarbeiten. In der Formel 1 kommt es oft vor, dass die gut bezahlten Ingenieure den Reifen die Schuld geben, wenn sie selbst ihr Auto nicht verbessern können", sagte er.

Und weiter: "Die Fahrer rechtfertigen ihre eigene Langsamkeit oft mit einem Mangel an Grip. Letztes Jahr hatten wir zum Glück BAR, denn selbst wenn sie nicht gewonnen haben, sammelten sie jede Menge Punkte. Das war der Beweis, dass unsere Produkte nicht so schlecht sein konnten. Renault, McLaren und Toyota haben das verstanden und wurden dann im letzten Abschnitt der Saison ebenfalls sehr stark", so Dupasquier.

Allerdings sei es auch nicht der Stein der Weisen, mit zu vielen Topteams zusammenzuarbeiten, denn darunter leiden die Ressourcen. Michelin hat daher vor, sich von zwei bis drei Partnern zu trennen - angeblich sollen WilliamsF1 und Red Bull vor dem Absprung zu Bridgestone stehen, während an den Gerüchten um Toyota noch immer gezweifelt wird. Ferrari würde aber wohl kaum zu Michelin kommen, denn von Bridgestone kassieren die Italiener angeblich acht Millionen Euro jährlich.