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Schumacher: "Tatsache ist, dass wir zu langsam waren"
Der entthronte Weltmeister lässt die Saison 2005 Revue passieren, spricht über Shanghai und seine Zweikämpfe mit den jungen Wilden
(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag stellte sich Michael Schumacher wie immer den Journalisten, und gestern in Shanghai wurde diese Gelegenheit genutzt, um die Saison 2005 Revue passieren zu lassen. Der Ferrari-Pilot ist zwar prinzipiell froh, dass das Krisenjahr endlich vorbei ist, brennt aber schon wieder auf 2006 und behauptet sogar, auch nach 19 Grands Prix noch nicht rennmüde zu sein...

© xpb.cc
Michael Schumacher hat das Krisenjahr 2005 schon jetzt recht gut verarbeitet
Frage: "Michael, nach Suzuka wurde das Überholmanöver gegen dich von Fernando Alonso mit dem gegen Mika Häkkinen in Spa-Francorchamps 2000 verglichen. Wie ist deine Meinung dazu?"
Michael Schumacher: "Die haben sicherlich nicht viel miteinander zu tun, außer dass beide Male ein Auto hinter mir war, das viel schneller war als ich."#w1#
Schumacher vergleicht Alonso und Räikkönen nicht miteinander
Frage: "Wer hat eigentlich in Suzuka besser oder aggressiver überholt: Fernando Alonso oder Kimi Räikkönen?"
Schumacher: "Das kann man nicht sagen. Kimi hatte nur eine Chance, die hat er gleich genutzt, und Fernando musste zweimal an mir vorbei. Es macht aber keinen Sinn, da eine Analyse zu betreiben, denn der eine war auf wesentlich weniger Benzin unterwegs als der andere. Da kommen einige Faktoren dazu, weshalb man das nicht vergleichen kann."
Frage: "Wie fühlt man sich, wenn man sich so verteidigen muss?"
Schumacher: "Wenn man sich verteidigen kann, ist das in Ordnung, wenn man aber in Wirklichkeit keine Chance hat, gibt es spaßigere Momente."
Frage: "Du bist zum zweiten Mal in Shanghai. Ist es immer noch interessant und außergewöhnlich oder ist es schon eher Gewohnheit?"
Schumacher: "Es ist wahrscheinlich schon ein bisschen Gewohnheit - leider Gottes! Wenn man schon einmal da gewesen ist, weiß man, was einen erwartet. Ich habe nicht unbedingt große Hoffnungen, dass sich dieses Wochenende etwas ändern wird, insofern bin ich nicht allzu euphorisch."
Chinesischer Formel-1-Pilot wäre wünschenswert
Frage: "Das Interesse der Chinesen an der Formel 1 scheint schon nach einem Jahr nachzulassen. Glaubst du, dass es ein Fehler war, hierher zu kommen, oder glaubst du, dass einfach mehr Werbung gemacht werden muss?"
Schumacher: "Das wird es sicherlich benötigen, ja. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis die Menschen hier unseren Sport akzeptieren und richtig kennen lernen. Dafür benötigt es einige PR-Aktionen und vor allem einen chinesischen Rennfahrer."
Frage: "Letzte Woche waren wir in Japan, jetzt sind wir hier in China. Du warst schon auf einigen Veranstaltungen. Wie sind die Fans hier in China im Vergleich zu den Japanern?"
Schumacher: "Wir hatten heute ein paar Veranstaltungen. Die Chinesen sind sicherlich sehr emotionell und ganz anders als die Japaner. Der Japaner ist generell sehr reserviert, kann aber aus sich herausgehen, während der Chinese nicht reserviert ist und von vornherein aus sich herausgeht."
Frage: "2004 ist es hier ganz schlecht für dich gelaufen. Hast du deswegen das Gefühl, mit diesem Rennen noch eine Rechnung offen zu haben?"
Schumacher: "Nein."
Bridgestone mitverantwortlich für die Krise bei Ferrari
Frage: "Warum ist es dieses Jahr so schlecht gelaufen? Was war der große Fehler?"
Schumacher: "Ich weiß nicht mal, ob wir von einem Fehler reden müssen. Tatsache ist, dass wir zu langsam waren. Warum wir zu langsam waren? Das lag sowohl an uns wie auch an unserem Partner."
Frage: "Du sprichst die Reifen an?"
Schumacher: "Richtig."
Frage: "Ist es vielleicht auch so, dass euch das neue Reifenreglement besonders getroffen hat?"
Schumacher: "Das würde ich nicht unbedingt behaupten. Selbst wenn wir die Reifen hätten wechseln können, wären wir im Qualifying zu langsam gewesen. Mit Ausnahme von Budapest waren wir ja auch in den ersten 20 Rennrunden nie schnell genug. Ob wir gewechselt hätten oder nicht, hätte in der Hinsicht keinen Unterschied gemacht."
Frage: "Wundert es dich eigentlich, dass ihr während der Saison keine Lösung für eure Probleme gefunden habt?"
Schumacher: "Ja, schon. Ich hätte prinzipiell damit gerechnet, dass wir eine finden würden. Wir haben sicherlich neue Richtungen eingeschlagen, die auch interessant sind, aber die brauchen natürlich Zeit, bis sie zum Tragen kommen."
In Istanbul legte Schumacher den WM-Titel zu den Akten
Frage: "Wann hast du denn innerlich den Titel abgehakt?"
Schumacher: "In der Türkei."
Frage: "Was nimmst du an Positivem aus dieser Saison mit?"
Schumacher: "In einigen Rennen waren wir zumindest zum Teil schnell genug. Wir konnten auch mal schnellste Rennrunde fahren und ein bisschen aufflackern lassen in Imola und Budapest. Auch das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Ohne diese wäre es ziemlich langweilig, und genau das macht es dann wieder interessant."
Frage: "Du redest immer viel vom Spaßfaktor, wenn du schon nicht gewinnen kannst. Wie stand es denn damit in der Saison 2005?"
Schumacher: "Es gab sicherlich Momente, wo ich den Spaß hatte. Den gab es auch kurze Zeit in Suzuka. Es gab aber sicherlich auch Phasen, in denen der Spaß nicht so da war."
Frage: "Was machst du nach Shanghai?"
Schumacher: "Wahrscheinlich gehe ich dann nach Hause..."
36-jähriger Schumacher ist noch immer nicht rennmüde
Frage: "Bist du nach der langen Saison nicht müde?"
Schumacher: "Ich fühle mich noch nicht so, als müsste ich dringend Urlaub nehmen. Was das angeht, hatte ich eine gute Zeit. Ich konnte mich auch immer wieder mal erholen. Ich fühle mich nicht zu müde."
Frage: "Bist du froh, dass es nun bald vorbei ist, oder ist der Spaß am Rennfahren so groß, dass es ruhig noch hätte weitergehen können?"
Schumacher: "Ich bin sicherlich in der Hinsicht froh, weil im Moment keine Aussicht auf Besserung besteht, aber hätten wir irgendwelche Sachen zur Verfügung, die uns noch näher heranbringen könnten, dann würde ich auch gerne noch ein bisschen weiterfahren. Ich bin nicht unbedingt rennmüde, das kann man nicht sagen."
Frage: "Wie blickst du den neuen Regeln hinsichtlich der Motoren entgegen? Ihr testet ja schon mit dem V8."
Schumacher: "Ja, aber das tun andere Teams auch. Insofern sehe ich keinen Grund, warum das irgendeinem wirklich entgegenkommen sollte."
Frage: "Von welchen Faktoren machst du abhängig, ob du nach 2006 weiterfahren wirst?"
Schumacher: "Von denen, die persönlich in meinem Köpfchen sind. Davon können wir nächstes Jahr wieder reden, denn mehr kommt jetzt sowieso nicht mehr dabei heraus..."

