In Monaco hatte "Schumi" dieses Jahr am meisten Spaß

Michael Schumacher über die guten Momente der enttäuschend verlaufenen Saison 2005, das geplante Qualifying und Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher geht nach einem Sieg, drei zweiten und einem dritten Platz mit zwei WM-Punkten Vorsprung auf Juan-Pablo Montoya in das Saisonfinale am kommenden Wochenende in Shanghai. Hinter Fernando Alonso und Kimi Räikkönen könnte sich der Ferrari-Pilot in der Gesamtwertung quasi als Trostpreis immerhin noch den dritten Platz sichern.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ist nach wie vor heiß und motiviert wie vor zehn Jahren: Michael Schumacher

Was bei genauerer Betrachtung des Jahres bleibt, ist ein punktemäßig noch recht respektables Abschneiden, denn abgesehen vom Rennen in Imola, in dem Schumacher allen um die Ohren fuhr und nur knapp einen möglichen Sieg verpasste, weil ihn Alonso in den letzten Runden perfekt abblockte, gab es keine echten Highlights. Selbst die zehn Punkte von Indianapolis sind wegen dem Fehlen der Michelin-Autos mit einem schwarzen Schleier behaftet.#w1#

Schumacher hat auch ohne Siege Spaß am Rennfahren

Dennoch blickt er im Nachhinein versöhnlich zurück: "Die Schlussfolgerung, dass ich eine nur von Resultaten angetriebene Person bin, ist nicht unbedingt richtig", sagte Schumacher heute in Shanghai. "Es gab einige Rennen, in denen ich Spaß hatte, und andere, in denen das nicht der Fall war. Manche Momente waren bestimmt nicht einfach, andere Momente waren aber sehr aufregend, zum Beispiel Monaco."

Beim Klassiker in den Straßen des Fürstentums an der Cote d'Azur belegte der 36-Jährige zwar nur den enttäuschenden siebenten Platz, doch mit einer Gewaltleistung presste er sich im Hafen noch in der letzten Runde an seinem Teamkollegen vorbei. Bei Start und Ziel riskierte er auch noch eine späte Attacke gegen seinen Bruder Ralf im Toyota, die allerdings nicht mehr gelang und ihm zumindest für ein paar Wochen einen Familienzank einbrachte.

Optimismus für die Zukunft ist weiter ungebrochen

"Am wichtigsten ist mir, dass man die Gegner herausfordern kann", philosophierte Schumacher. "Es muss nicht immer ein Sieg sein, aber man sollte immer in einer Position sein, um einen Sieg zu kämpfen. Kimi und Fernando haben dieses Jahr ihr Potenzial unter Beweis gestellt, aber es gibt da auch noch einige andere Jungs. Uns war aber klar, dass sich unsere Situation früher oder später ändern könnte. Trotzdem bin ich optimistisch für die Zukunft."

Nach dem Grand Prix von China wird sich der siebenfache Weltmeister entgegen Medienberichten übrigens nicht direkt wieder in die Testarbeit stürzen, sondern er legt zunächst seinen gewohnten Winterurlaub in Norwegen ein. Davor steht allerdings ein Abstecher zu einem Ferrari-Event in Mugello auf dem Programm: "Das ist eine wichtige Veranstaltung, um den Fans zu danken. Dieses Jahr ist das sogar noch wichtiger als in der Vergangenheit, als wir gewonnen haben", sagte er.

Der scheidende Teamkollege Rubens Barrichello wird ihm übrigens kaum fehlen: "Ich weiß nicht, ob fehlen das richtige Wort ist, denn er verlässt den Sport ja nicht", erklärte Schumacher. "Wir hatten eine gute Zeit miteinander, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er weg sein wird, und wir werden uns bei einigen Partys und Events sicher weiterhin treffen. Wir waren gemeinsam ziemlich erfolgreich. Ich hoffe, dass das mit Felipe (Massa; Anm. d. Red.) so weitergehen wird."

Beide Schumachers gegen voreilige Qualifying-Änderungen

Außerdem äußerte sich der Deutsche zur geplanten Änderung des Qualifikationsformats. Ab 2006 soll ja ein Ausscheidungsfahren über die Vergabe der Startpositionen entscheiden, doch genau wie Bruder Ralf ist Schumacher von dieser Idee wenig angetan: "In meinen Augen sollte das Qualifying so bleiben, bis man sich wirklich einig und sicher ist, dass man eine Lösung gefunden hat, die jedem zusagt. Die Erfahrung der letzten fünf Jahre zeigt, dass es keine Einigung geben kann", sagte er.

"Es wird immer einige geben, die daran etwas auszusetzen haben. Die Frage ist, ob es dann nicht ratsam ist, Kontinuität hinein zu bringen", fuhr Schumacher fort. "Es gibt viele Leute, die die Formel 1 nicht so genau verfolgen wie wir Fahrer oder die Journalisten. Sobald man den Sport nicht mehr versteht, wird es schwierig, das Geschehene nachzuvollziehen. Dann könnte das Interesse zurückgehen. Das sollte man sich überlegen, bevor man wieder etwas ändert."