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Shanghai "zu viel des Guten" für die Formel 1
Groß, größer, Shanghai - aber für 'F1Total.com'-Experte Marc Surer ist die Rennstrecke in China zu gigantisch: "Die Autos gehen fast unter!"
(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 auf der modernsten und teuersten Rennstrecke der Welt, dem 'Shanghai International Circuit'. Die Anlage in der chinesischen Kapitalistenmetropole setzt selbst für die millionenschwere Königsklasse neue Maßstäbe, erinnert von der Charakteristik her aber eher an einen sterilen Hightech-Palast als an eine PS-Arena mit Benzingeruch und verbranntem Gummi.

© xpb.cc
Der Paddock ist in Shanghai sogar für Formel-1-Verhältnisse fast zu groß
Die Mehrheit der aktuellen Fahrer findet die 5,451 Kilometer lange Strecke recht anspruchsvoll, doch einige - darunter auch Michael Schumacher und Christian Klien - können damit überhaupt nichts anfangen. 'F1Total.com'-Experte Marc Surer hat als Berater des Streckenarchitekten Hermann Tilke aktiv an den Plänen mitgearbeitet, findet im Nachhinein betrachtet aber, dass es dem 'Shanghai International Circuit' ein wenig an Charme fehlt.#w1#
"In Shanghai gilt das Motto: Je größer, desto besser", sagt der Schweizer. "Die bauen enorm massiv und groß - und genauso sind die Baulichkeiten der Strecke geworden. Es ist schlicht und einfach zu groß geworden. Man verläuft sich im Fahrerlager. Man sitzt irgendwo ganz hinten, sieht irgendwo ein paar Leute durch die Boxenstrasse gehen - und man hat keine Chance, die zu erreichen! Da geht man verloren, anders kann man es nicht sagen."
"Dass sie das beste Pressezentrum haben - mit diesen riesigen Fenstern direkt über der Strecke -, ist natürlich eine tolle Geschichte, aber wie gesagt: Es ist einfach alles zu groß geworden. Selbst die Formel-1-Autos gehen da fast unter", fügt er an. Das Urteil des 81-fachen Grand-Prix-Teilnehmers, der heute als TV-Kommentator bei allen Rennen vor Ort ist, lautet daher: "Man hat einfach zu viel des Guten gemacht, aber ansonsten finde ich die Strecke sensationell."
Einmal abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Gigantomanie bei den Anlagen ist Surer aber recht zufrieden mit dem Kurs an sich: "Ich war an der Streckenführung selber beteiligt. Die Schneckenkurve, die immer weiter zumacht, war so ein bisschen meine Idee, weil wir immer diese Haarnadelkurven hatten und uns gedacht haben, dass wir mal etwas anders machen müssen", sagt er über die einzigartige 300-Grad-Kurve in Sektor eins.
Und weiter: "Ich kenne solche Kurven von einigen Kartpisten, und ich fand es ganz witzig, etwas ganz anders zu machen, wo man auch in der Kurve bremsen muss. Fahrerisch ist das sehr anspruchsvoll. Letztes Jahr ist am Start alles gut gegangen, aber es ist natürlich sehr ungewöhnlich für die Fahrer, nach dem Start in eine so schnelle Kurve einzubiegen und versuchen, sich einzuordnen. Das ist ein heißes Eck", so der 'F1Total.com'-Experte.
Positiv streicht er auch hervor, dass es ausreichend Überholmöglichkeiten gibt, was bei der Premiere 2004 zu einem unterhaltsamen Rennen geführt hat: "Die Strecke ist abwechslungsreich", verteilt Surer grundsätzlich gute Noten an Shanghai, "aber vielleicht ein bisschen zu eng. Man versucht als Streckenplaner immer, mit Haarnadelkurven Überholmanöver zu ermöglichen. Schade, dass es zu eng geworden ist, denn den Platz hätten wir ja gehabt."

