• 26.05.2005 17:06

Schumacher: Tagesordnung statt Bruderkrieg

Michael und Ralf Schumacher haben sich ausgesprochen und kehren zur Tagesordnung zurück - Schumacher: "Wir sind Brüder und lieben uns"

(Motorsport-Total.com/sid) - Michael und Ralf Schumacher haben den Bruderkrieg beendet und wollen beim Heimspiel auf dem Nürburgring zur Formel-1-Tagesordnung zurückkehren. "Das hatte nichts mit einem Bruderkrieg zu tun. Wir waren nur anderer Meinung", meinte Ralf Schumacher am Donnerstag etwas zögerlich bei der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Europa.

Titel-Bild zur News: Ralf und Michael Schumacher

Ralf und Michael Schumacher: Die Bruderliebe ist stärker

Noch am vorigen Sonntag hatte der 29 Jahre alte Toyota-Pilot seinen sieben Jahre älteren Bruder heftig attackiert, nachdem der ihn in Monte Carlo auf den letzten Metern des Rennens noch überholen wollte. "Der hat sie manchmal nicht alle" und "er schaltet manchmal sein Gehirn aus", polterte Ralf damals. Jetzt räumte er ein: "Das tut doch jeder mal, ich auch." Als Rennfahrer müsse man halt manchmal innerhalb von Zehntelsekunden Entscheidungen treffen, "die nicht immer richtig sein müssen".#w1#

Keine weiteren öffentlichen Diskussionen

Auch für Michael Schumacher ist die Angelegenheit erledigt. "Ralf und ich hatten eine nette Unterhaltung. So ist halt der Rennsport", erklärte der siebenmalige Weltmeister: "Wir sind beide Rennfahrer, und jeder kämpft für sich und sein Team. Aber das hat nichts damit zu tun, dass wir Brüder sind und uns lieben."

Nebeneinander gesetzt hatten sich die beiden auf dem Podium allerdings nicht. Zwar waren sie auch nach ihrem Gespräch offenbar immer noch nicht gleicher Meinung über das fragliche Manöver (Ralf: "In Rennsituationen sieht man Dinge manchmal anders"), aber zumindest sind sich die Brüder einig, dass sie keine weiteren öffentlichen Diskussionen über die Angelegenheit haben wollen.

"Ich verstehe ja, dass es interessant ist, darüber zu schreiben. Außerdem war es ja eine gute Werbung für den Nürburgring", meinte Ralf. "Einiges, was geschrieben wurde, war einfach nur Bullshit", erklärte Michael. In einer ähnlichen Situation vor vier Jahren, als Michael seinen Bruder auf dem Nürburgring beim Start rücksichtslos Richtung Boxenmauer gedrängt hatte, beklagten sich die Schumachers später über eine "Hetzkampagne der Medien".

Norbert Haug wünscht sich ein "finnisches Jahr"

Vor dem 7. von 19 WM-Läufen am Sonntag wollen beide jetzt wieder zur sportlichen Normalität zurückkehren - und die heißt für den zuletzt oft geschlagenen Ferrari-Star Aufholjagd. Einen kleinen Vorteil sieht der Weltmeister, der seit sieben Rennen auf einen Sieg wartet, im geänderten Qualifikationsmodus mit nur noch einem statt bislang zwei Einzelzeitfahren. "Jetzt ist es für uns nur noch einmal schlecht, nicht mehr zweimal", sagte er in Anspielung auf die Ferrari-Probleme, eine schnelle Runde auf den Asphalt zu bringen. In Rennabstimmung waren die Ferrari zuletzt in Monte Carlo fast auf Augenhöhe mit den großen Konkurrenten Renault und McLaren-Mercedes.

Gerade die Silberpfeile kommen nach den finnischen Festwochen mit den souveränen Siegen von Kimi Räikkönen in Barcelona und Monte Carlo mit viel Selbstvertrauen zum Heimspiel in der Eifel. "Ich hätte nichts gegen ein finnisches Jahr", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Bei McLaren-Mercedes genießt man den Lohn für die monatelange harte Arbeit. "Das ist ein großer Spaß und eine große Freude für das Team", gibt Haug zu. Schließlich sei vor einem Jahr die Rollenverteilung in der Königsklasse noch ganz anders gewesen. "Was Ferrari jetzt erlebt, haben wir durchgemacht, vielleicht noch schlimmer", erinnert der Schwabe: "Aber wir haben immer gesagt, dass wir zurückkommen." Räikkönen gilt inzwischen trotz noch 22 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault als heißer Titelkandidat.