• 13.06.2005 01:32

Schumacher: "Müssen noch an unserem Paket arbeiten"

Trotz Platz zwei in Montréal ist Michael Schumacher skeptisch, was die nächsten Rennen angeht - PK-Interview mit dem Ferrari-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du bist sicher glücklich über deine Fahrt. In der ersten Kurve lagst du Seite an Seite mit Kimi Räikkönen, und dass er an dir vorbeigegangen ist, war im Nachhinein betrachtet ziemlich entscheidend, nicht wahr?"
Michael Schumacher: "Ja, das ist wahr, aber es gab nicht viel, was ich hätte tun können. Es spricht nichts dafür, in der Anfangsphase eines Rennens irgendwelche verrückten Aktionen zu riskieren. Leider sind Jenson (Button; Anm. d. Red.) und ich am Start schlecht weggekommen. Es ist interessant, dass wir beide zu wenig Grip hatten, während hinter uns alle gut weggekommen sind. Dadurch war unser Rennen natürlich von vornherein beeinträchtigt."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist aus eigener Kraft nach wie vor nicht siegfähig

Frage: "Vielleicht hatte es etwas mit der Fahrbahnoberfläche zu tun. Interessant ist ja, dass ihr beide eigentlich besser hättet wegkommen müssen, weil ihr weniger Benzin an Bord hattet..."
Schumacher: "Das sollte man meinen. Vielleicht ist die Erklärung, dass die Fahrbahn hinter uns sauberer war. Wir als die ersten Autos mussten eine Gummispur legen, in der dann alle anderen Autos fahren konnten. Vielleicht hat das einen Unterschied gemacht, wer weiß, aber im Nachhinein betrachtet können wir mit dem Resultat ja doch recht zufrieden sein."#w1#

Am Start: "Hatte einfach keinen Grip"

Frage: "Fehlte dir Grip? Was genau war das Problem am Start?"
Schumacher: "Wir sind zurückgefallen und die anderen Fahrer haben aufgeholt. Ich hatte einfach keinen Grip. Ich denke, dass bis auf mich und Jenson alle gut weggekommen sind. Alle sind regelrecht an uns vorbeigeflogen. Ich glaube nicht, dass das nur die Renaults betraf, sondern alle anderen Autos."

Frage: "Mit der Dreistoppstrategie und dem Safety-Car ist das Rennen recht glücklich für dich verlaufen, aber wie waren die letzten Runden, als du hinter Kimi Räikkönen fuhrst?"
Schumacher: "Ich schätze, dass ich ungefähr gleich schnell oder sogar einen Tick schneller war als er, aber in einer normalen Situation reicht das zum Überholen nicht aus. Ich hoffte natürlich, dass er mir einen Gefallen tun würde, aber er hat nicht lange genug gewartet, als dass ich nahe genug dran gewesen wäre. Dennoch sind wir froh über dieses Resultat, speziell auch wegen Rubens (Barrichello; Anm. d. Red.) der nach seinem unglücklichen Qualifying noch Dritter wurde."

"Wir müssen noch an unserem Paket arbeiten"

Frage: "Was bedeutet das nun für die kommenden Rennen?"
Schumacher: "In manchen Phasen des Rennens hatten wir die Pace, um den Schnellsten folgen zu können. Am Freitag war davon noch nicht viel zu sehen, aber seither haben wir das Auto in eine positive Richtung weiterentwickelt. Wir müssen aber noch an unserem Paket arbeiten, damit wir unter allen Bedingungen schnell und konstant werden."

Frage: "Wie funktionierten die Bremsen während des Rennens?"
Schumacher: "Wir hatten überhaupt keine Probleme. Die Bremsen waren gut, die Reifen auch."

Frage: "Warst du mit der Performance der Reifen zufrieden?"
Schumacher: "Je länger das Rennen dauerte, desto besser wurde die Performance der Reifen. Wir hatten zu Beginn, als die Strecke noch rutschig war, gewisse Schwierigkeiten, aber dann wurde es immer besser."

Frage: "Am Ende kamst du Kimi Räikkönen nahe, aber es reichte nicht ganz..."
Schumacher: "Ja. Ich habe ein bisschen Zeit beim Überrunden verloren, wollte es aber trotzdem noch mal wissen. Er war in Kurve vier einmal fast neben der Strecke, und da dachte ich mir, wer weiß, was noch alles passieren kann. Er hat mir aber keinen zweiten Gefallen mehr getan."

Schumacher rechnete nicht mehr mit Platz zwei

Frage: "Du scheinst mit dem Resultat aber sehr zufrieden zu sein, oder?"
Schumacher: "Ja, das müssen wir sein. Alles hat gut begonnen, aber nach der ersten Runde konnte man wirklich nicht mehr mit einem zweiten Platz rechnen. Daher müssen wir in dieser Hinsicht sehr glücklich sein."

Frage: "Was erwartest du nun von deinem Ferrari in Indianapolis? Freust du dich schon auf die Atmosphäre dort?"
Schumacher: "Ich denke, der Enthusiasmus der Fans in Indy ist großartig, manchmal sogar mehr als in Europa. In den USA leben viele ausgewanderte Europäer, die die Formel 1 verfolgen, aber ansonsten keine Möglichkeiten haben, ein Rennen live zu erleben. Diese Leute sind so heiß auf die Rennen, dass es manchmal schwierig ist, überhaupt zur Strecke zu kommen. Ich freue mich aber darauf. In der Vergangenheit ist es dort meistens gut für uns gelaufen."

"Wissen, dass wir im Regen ziemlich stark sind"

Frage: "Hast du auf Regen gehofft?"
Schumacher: "Irgendwie schon. Wir wissen, dass wir im Regen ziemlich stark sind. In manchen Phasen des Rennens hat es sogar leicht genieselt, um das Safety-Car herum. Es war ein bisschen getröpfelt. Ich habe im Cockpit für Regen getanzt (lacht)!"

Frage: "Sind die Fortschritte, die Bridgestone seit dem letzten Rennen gemacht hat, ermutigend?"
Schumacher: "Ja, wir haben Fortschritte gemacht, und wir sind ziemlich zuversichtlich, dass wir früher oder später wieder konstant konkurrenzfähig sein werden."

Frage: "Wie hielten die ausgebesserten Stellen im Asphalt dem Rennbetrieb stand?"
Schumacher: "Das war überhaupt kein Problem. Die Strecke befand sich in einem guten Zustand."

Pace wurde nach dem ersten Boxenstopp besser

Frage: "Heute hat euch die Tatsache geholfen, dass die Renaults ausgeschieden sind, aber wo siehst du euch in näherer Zukunft?"
Schumacher: "Es ist schwierig, dazu eine fundierte Aussage zu machen, denn ich fuhr mein eigenes Rennen und konnte nicht sehen, wie die anderen Fahrer unterwegs waren. Die Pace nach dem Start war angesichts unserer Benzinmenge definitiv nicht gut, aber nach dem ersten Boxenstopp hatte ich das Gefühl, relativ schnell zu sein. Im Vergleich zu den anderen Teams weiß ich es aber nicht. Dazu muss ich erst das Rennen studieren."

Frage: "Gab es während des Rennens eine Sekunde, in der du an den Sieg geglaubt hast?"
Schumacher: "Ja, schon. Kimi wäre in der vierten Kurve beinahe abgeflogen, aber er fing das Auto ab und fuhr problemlos weiter."