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Räikkönen gewinnt turbulenten Grand Prix in Kanada
Doppelausfall für Renault, Montoya disqualifiziert: Räikkönen gewann heute in Montréal vor Michael Schumacher und Barrichello
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Kanada wurde bei schwülen Bedingungen und Temperaturen knapp über 30 Grad zur erwarteten Materialschlacht - und das Rennen verlief ähnlich turbulent wie in vielen der vorangegangenen Jahre: Am Ende sahen nur elf von 20 gestarteten Fahrzeugen die Zielflagge. Den Sieg sicherte sich Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes.

© xpb.cc
Erstmals in dieser Saison standen zwei Ferraris am Ende auf dem Podium
Am Start kamen zunächst die Renaults am besten weg: Giancarlo Fisichella setzte sich von der zweiten Reihe aus vor seinem Teamkollegen Fernando Alonso in Führung, Jenson Button (3./BAR-Honda) und Michael Schumacher (6./Ferrari) kamen aber schlecht weg und verloren einige Positionen. Auf Rang vier und fünf reihten sich die McLaren-Mercedes-Piloten ein, dahinter Schumacher, Jarno Trulli (Toyota) und Takuma Sato (BAR-Honda).#w1#
Das Feld kam diesmal heil durch die erste Kurve
Letzterer war nach einem Duell mit Trulli gleich in der ersten Runde neben der Strecke, konnte aber weiterfahren - und überraschenderweise gab es am Start keinerlei Kollisionen oder sonstige Zwischenfälle. Lediglich Lokalmatador Jacques Villeneuve musste sich gleich zu Beginn einen neuen Frontflügel abholen, jagte anschließend mit mehr als 50 Sekunden Rückstand dem Feld hinterher und konnte daher sein im Qualifying gezeigtes Potenzial nicht umsetzen.
Die Renaults setzten sich anfangs relativ locker von der Konkurrenz ab, doch intern bahnten sich Spannungen an: Alonso konnte schneller fahren als Fisichella und beschwerte sich mehrfach am Boxenfunk, dass man ihn doch vorbeimanövrieren solle. Der Kommandostand winkte ab: "Fernando, du musst selber überholen!" Nach dem Boxenstopp verschärfte der Spanier den Druck - und tatsächlich ging er an Fisichella vorbei in Führung.
Grund dafür war aber, dass der Führende plötzlich Hydraulikdruck verlor und in der 34. Runde an der Box aufgeben musste. Die Führung von Alonso währte aber ebenfalls nicht lange, denn nach einem selbst verschuldeten Mauerkuss in der 39. Runde musste auch er mit gebrochener Radaufhängung aussteigen. Damit lagen plötzlich die beiden "Silberpfeile" in Führung, wobei Montoya stärker wirkte als Räikkönen und auch zwischen vier und sechs Sekunden Vorsprung hatte.
Schumacher setzte Button erfolgreich unter Druck
Zu jenem Zeitpunkt fuhr Trulli auf solidem Podiumskurs. Dahinter duellierten sich aber Button und Michael Schumacher, der nach dem guten Qualifying schon in der zwölften Runde zum Tanken kommen musste. Unter dem Druck des Deutschen unterlief dem BAR-Honda-Piloten aber ein Fehler: Er fuhr innen in der letzten Schikane zu stark über den Randstein, schlitterte geradeaus in die "Wall of Champions" und musste mit gebrochener Radaufhängung aufgeben. In der 47. Runde kam daher das Safety-Car auf die Strecke.
Fast das gesamte Feld nutzte diese Gelegenheit, um ein letztes Mal an der Box nachzutanken, was Michael Schumacher entgegenkam, der so bei seinem dritten geplanten Stopp weniger Boden verlor als sonst. McLaren-Mercedes holte zuerst den an zweiter Stelle liegenden Räikkönen herein, während Montoya eine Runde draußen bleiben musste. Räikkönen ging damit erstmals in Führung, sein Teamkollege verlor wertvolle Sekunden.
Schwarze Flagge: McLaren-Mercedes sauer
Mit der Wut im Bauch fuhr Montoya just in dem Moment aus der Box heraus, als das Safety-Car das Feld durch die erste Kurve führte, und der Kolumbianer drängte sich frech am überrundeten David Coulthard (Red-Bull-Cosworth) vorbei, um sich direkt hinter seinem Teamkollegen einfädeln zu können. Allerdings übersah er beim Herausfahren aus der Box die rote Ampel - und das zog entsprechend dem Reglement die schwarze Flagge und somit die Disqualifikation nach sich.
Nach dem Restart mussten die Positionskämpfe direkt auf der Strecke ausgetragen werden, wobei zwischenzeitlicher Nieselregen keinen Wirbel verursachen konnte. Räikkönen lag nach der Aufgabe von Montoya vor Michael Schumacher, Trulli, Felipe Massa (Sauber-Petronas), Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team), dem mit vollen Tanks aus der Boxengasse gestarteten Rubens Barrichello (Ferrari), Ralf Schumacher (Toyota) und Coulthard in den Punkten. Wenige Runden vor Schluss erbte dann Christian Klien (Red-Bull-Cosworth) bei seinem Comeback noch einen Punkt, als Trulli mit einem Bremsdefekt aufgeben musste. Klien stand zwar unter Druck von Villeneuve, konnte den Kanadier aber mühelos hinter sich halten.
In der Schlussphase machte sich auch bemerkbar, dass der 'Circuit Gilles Villeneuve' eine sehr metarialmordende Strecke ist, denn nach einem fast halbstündigen Reparaturstopp ging Takuma Sato (BAR-Honda) noch einmal hinaus, aber auch ihm brach die Bremse. Insgesamt sahen nur elf Autos die Zielflagge - Karthikeyan (Jordan-Toyota/Dreher), Fisichella, Alonso, Friesacher (Minardi-Cosworth/Defekt), Sato, Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team/Motorschaden), Button, Montoya und Trulli schieden alle aus.
Beide Schumachers in den Punkterängen
Aus deutscher Sicht war Kanada 2005 durchaus ein erfolgreiches Rennwochenende, denn Michael Schumacher feierte sein Comeback auf dem Podium, ohne allerdings restlos überzeugt zu haben, während sein Bruder Ralf als Sechster immerhin in den Punkten landete. Nick Heidfeld fuhr bis zu seinem Motorschaden fehlerfrei - und mit Räikkönen gewann ein Fahrer mit einem deutschen Motor im Heck.
Auch für die Weltmeisterschaft war das heutige Resultat in jedem Fall ein Gewinn, denn Räikkönen verkürzte seinen Rückstand auf Alonso von 32 auf 22 Punkte. Alle weiteren Piloten spielen nun wohl keine Rolle mehr in der Vergabe des WM-Titels. Was das Kräfteverhältnis angeht, sind wir nicht schlauer als vor einigen Wochen: McLaren-Mercedes hat das stärkste Paket, aber auch Renault scheint weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Ferrari ist aus eigener Kraft noch nicht siegfähig.

