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Das Interview zum Rennen mit Michael Schumacher
AKTUALISIERT: Schumacher nach Platz zwei in Montréal über fehlenden Speed, den schwachen Auftakt und weitere Tests vor Indianapolis
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, wie lautet dein Fazit nach diesem Rennen?"
Michael Schumacher: "Nachdem wir ein ganz gutes Qualifying hingebracht und unser Ziel, nämlich die erste Startreihe, erreicht hatten, hatten wir uns natürlich ein bisschen mehr erwartet. Wir wollten am Rennbeginn vorne dabei sein und den Abstand ausbauen, um unsere Strategie zum Tragen zu bringen. Das ging natürlich in die Hose, nachdem Jenson und ich am Start überhaupt nicht vom Fleck kamen. Insofern war das Rennen natürlich ein wenig eingebremst für mich, einfach schwieriger."

© xpb.cc
Michael Schumacher stand erstmals nach 49 Tagen wieder auf dem Podium
"Auf der anderen Seite haben wir trotzdem einen guten Job gemacht und unsere Position verteidigt. Wir haben Jenson unter Druck gesetzt, und das Safety-Car hat uns dann noch etwas weiter nach vorne gespült. Insofern sind wir glücklich, heute auf zwei und drei ins Ziel gekommen zu sein. Damit können wir zufrieden sein. Danke auf jeden Fall ans Team!"#w1#
Schumacher freut sich: "Ein schönes Gefühl!"
Frage: "Konntest du dich an den Geschmack des Champagners überhaupt noch erinnern?"
Schumacher: "Ja. Imola war ja das letzte Mal. Das ist aber doch schon zu lange her gewesen. Dennoch: Ein schönes Gefühl!"
Frage: "Wer hat denn heute die bessere Vorstellung von euch Ferrari-Piloten geboten? Rubens Barrichello hat heute auch eine Superleistung abgeliefert, sich aus der Boxengasse auf Platz drei nach vorne gekämpft..."
Schumacher: "Rubens hat eine hervorragende Leistung gebracht, ganz klar, aber das zeichnet uns ja aus: dass wir nie aufgeben und es bis auf das Podium durchziehen."
Frage: "Was war am Start los?"
Schumacher: "Nicht viel, würde ich sagen..."
Frage: "Warum?"
Schumacher: "Keine Ahnung. Es ging einfach nicht vorwärts. Im Verhältnis zu den anderen Fahrern bin ich fast rückwärts gefahren. Es war einfach kein Grip da."
Frage: "War der Kofferraum voll mit Benzin?"
Schumacher: "Wäre schon gewesen, wenn im Kofferraum viel drin gewesen wäre, aber so viel war es dann auch wieder nicht."
Dreistoppstrategie war von Anfang an geplant
Frage: "War dein Stopp in der zwölften Runde planmäßig?"
Schumacher: "Ja. Wir hatten eine Dreistoppstrategie geplant. Wir hatten in unseren Augen einen guten Speed, aber den konnten wir natürlich nach dem schlechten Start nicht ausspielen."
Frage: "Gab es bei dir dann einen richtigen Adrenalinschub, als beide Renaults draußen waren?"
Schumacher: "Das habe ich gar nicht so richtig mitbekommen, um ehrlich zu sein. Ich war mit Jenson (Button; Anm. d. Red.) so beschäftigt, und das war in dem Moment für mich das Wichtige. Irgendwann habe ich dann erfahren, ich bin P3 - aber ohne zu wissen, wer jetzt draußen war und wer nicht. Quatsch, da war ich noch P4, aber als dann Jenson weg war, war es auf einmal P3. Insofern dachte ich mir: 'Klasse, das läuft für uns!'"
Frage: "Hast du jetzt das Gefühl, dass der Knoten geplatzt ist, dass es wieder vorwärts gehen könnte?"
Schumacher: "Nein, das kann man nicht sagen, denn die Geschwindigkeit, um ein Rennen zu gewinnen, hatten wir dieses Jahr schon öfter. Uns fehlt aber immer noch die Leistungskonstanz. Wir können es nicht zu jeder Zeit auf die Piste bringen."
Schumacher sieht sich nicht als Siegesanwärter
"Im ersten Teil des Rennens hat man gesehen, dass wir uns schwer getan haben, denn trotz weniger Benzin sind wir nicht so schnell unterwegs gewesen, aber als dann mehr Gummi auf der Strecke lag, konnte ich selbst mit mehr Benzin schneller fahren als davor mit wenig Benzin. Das heißt, unsere Reifen haben erst später angefangen besser zu arbeiten. Ich bin dann erst konkurrenzfähig geworden, was wir dieses Jahr schon öfter gesehen haben. Solange das der Fall ist, glaube ich nicht, dass wir uns als Spitzenanwärter sehen dürfen, aber wir werden weiter daran arbeiten."
Frage: "Bis zum nächsten Rennen bleibt ja nicht viel Zeit für Testfahrten, aber kannst du dieses Resultat dafür wenigstens genießen?"
Schumacher: "Genießen tun wir sowieso, arbeiten werden wir trotzdem weiterhin. Daran wird uns nichts aufhalten. Wir werden auch kommende Woche weiter im Auto sitzen - nicht wir Einsatzfahrer persönlich, aber die Testfahrer. Dann schauen wir mal, was dabei rumkommt. Vielleicht finden wir dabei den Schritt, den wir uns wünschen."
"Konkurrenz hat uns auch ein paar Gefallen getan"
Frage: "Am Freitag warst du noch zu langsam, jetzt bist du Zweiter. Wie kommt das?"
Schumacher: "Da spielen mehrere Gründe zusammen. Die Konkurrenz hat uns auch ein paar Gefallen getan. Beide Renaults sind ausgeschieden und der zweite McLaren-Mercedes auch. Am Samstag waren wir aber recht flott unterwegs und am Freitag eigentlich auch, denn wir hatten viel Benzin an Bord."
"Dass wir im Qualifying wenig Benzin getankt haben, hat sich nicht ausgezahlt, denn wir haben die erste Runde im Rennen nicht hinbekommen. Es war einfach kein Grip auf der Strecke. Die anderen Fahrer waren schnell unterwegs, aber wir hatten mit unseren Gummis alle Hände voll zu tun, das Auto auf der Strecke zu halten. Insofern sind wir im ersten Renndrittel einfach zu langsam gewesen."
Frage: "Hast du nach dem verpatzten Start noch an Position zwei geglaubt?"
Schumacher: "Nein, natürlich nicht, aber dennoch habe ich nicht aufgegeben."
Kampf bis zum Schluss hat sich gelohnt
Frage: "Was legt man sich in so einer Situation für eine Taktik zurecht?"
Schumacher: "Das Einzige, was uns übrig blieb, war, bis zum Schluss zu kämpfen - und das zu nehmen, was übrig bleibt. Das werden wir weiterhin durchziehen, solange wir taktisch nicht anders agieren können, aber unsere Zeit wird wieder kommen."
Frage: "Wann?"
Schumacher: "Das muss man abwarten. Ich bin schließlich auch kein Hellseher."
Frage: "Wie waren die letzten Runden hinter Kimi Räikkönen?"
Schumacher: "Da wäre fast noch mehr drin gewesen, denn Kimi hatte einen schönen Ausflug in Kurve vier. Wenn das etwas später passiert wäre, als ich näher dran war, hätte das für mich reichen können."
Überrundete haben "nicht die entscheidenden Sekunden ausgemacht"
Frage: "Hast du hinter den Überrundeten viel Zeit verloren?"
Schumacher: "Ja, die haben nicht unbedingt geholfen, waren heute nicht so kooperativ wie sonst. Aber das hat nicht die entscheidenden Sekunden ausgemacht. Ich meine, man muss dieses Rennen vernünftig lesen, denn ich glaube, dass wir trotz harter Arbeit heute ein bisschen glücklich zu Platz zwei gekommen sind. Unsere Zeiten werden aber wieder kommen. Wir wollen unsere Messlatte wieder ganz oben ansetzen."
Frage: "Die Fans singen schon, dass du wieder zurück bist..."
Schumacher: "Da haben sie nicht ganz Unrecht, aber wir müssen mal abwarten."
Frage: "Dein Schlussfazit?"
Schumacher: "Man muss realistisch bleiben. Wir wissen, was hätte sein können, wenn es normal gelaufen wäre. Dann wäre es wahrscheinlich Platz fünf geworden. Natürlich freuen wir uns über die Plätze zwei und drei, aber wir müssen zugeben, dass uns noch etwas fehlt, um konstant schnell zu sein. Wir sind nicht langsam im Rennen, das haben wir ja schon oft gesehen, aber es wäre schon, es auch mal vom Qualifying bis zur letzten Runde im Rennen hinzubekommen."

