Barrichello: "Konnte die ganze Zeit attackieren"
Rubens Barrichello nach Platz drei in Kanada über seine Aufholjagd nach dem Start aus der Boxengasse und sein gutes Gefühl für Indianapolis
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, das war eine Superfahrt von ganz hinten, aber das haben wir von dir ja schon öfter gesehen. Das war nicht das erste Mal, oder?"
Rubens Barrichello: "Doch, nach mehr als 200 Grands Prix war das das erste Mal, dass ich aus der Boxengasse gestartet bin. Ich schätze daher, dass ich noch ziemlich jung bin und noch einiges erleben kann, wenn es nach 200 Rennen noch etwas Neues für mich gibt. Ich hatte ein fantastisches Rennen."

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Freude bei Rubens Barrichello über den dritten Platz beim Grand Prix von Kanada
"Zu Beginn war es sehr schwierig, den ersten Minardi zu überholen, denn der war entlang der Geraden sehr schnell, während ich ziemlich viel Benzin im Tank hatte. Ich kam dann aber doch an ihm vorbei und holte anschließend ständig auf. Ich konnte die ganze Zeit attackieren, ein paar Autos überholen, und auch die Boxencrew hat einen fantastischen Job gemacht und mich hinter dem Safety-Car so früh wie möglich reingeholt. Der Funk funktionierte von der ersten Runde an nicht mehr, ebenso die Trinkflasche, aber das waren heute meine einzigen Probleme."#w1#
Hinterreifen von Barrichello waren am Limit
Frage: "Wie fuhr sich das Auto mit der schweren Benzinlast zu Beginn?"
Barrichello: "Ich schätze, dass durch die hohe Benzinmenge meine Hinterreifen ein wenig zu schnell verschlissen sind, denn das Auto hat übersteuert und dabei blockierte ich die Hinterreifen immer wieder. Dadurch war ich ein bisschen gehandicapt, aber es lief trotzdem ganz gut. Beim Restart hatte ich dann Glück, als Webber die erste Kurve zu schnell anfuhr, Massa ihm ausweichen musste und ich an beiden vorbeigehen konnte. Das war gut."
Frage: "Trotz der beiden Getriebeschäden an den Trainingstagen war die Zuverlässigkeit bei euch heute gegeben..."
Barrichello: "Ja, absolut. Irgendwie finde ich es jetzt schade, dass es im Qualifying nicht besser gelaufen ist, denn wer weiß, was heute alles möglich gewesen wäre? Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass ich trotzdem extrem glücklich bin, denn vom letzten auf den dritten Platz zu fahren, das ist schon ein toller Erfolg."
Frage: "Vor dem Rennen hast du gesagt, dass du schon vom 18. Startplatz aus ein Rennen gewonnen hast - und jetzt stehst du nach dem 20. Startplatz tatsächlich auf dem Podium! Dennoch konnte man damit nicht rechnen, oder?"
Barrichello: "Ich glaube, im Leben muss man mit allem rechnen. Wenn ich nicht damit gerechnet hätte, heute auf das Podium zu kommen, hätte ich auch ebenso gut gestern nach Hause fahren können. Im Leben geht es um das Experimentieren. Okay, gestern ist es wegen des Getriebeschadens nicht so gut gelaufen, aber wir hatten immer noch eine Chance. Wenn es in der ersten Runde des Rennens passiert wäre, wäre das viel schlimmer gewesen, denn so hatten wir noch Gelegenheit, das Handicap auszumerzen, was uns ja auch gelungen ist. Platz drei ist wirklich nicht schlecht."
Funkprobleme wurden durch Improvisieren umgangen
Frage: "Du bist aus der Boxengasse gestartet. Hat das eure strategischen Pläne sehr verändert?"
Barrichello: "Ja, ich habe etwas mehr Benzin getankt, denn zum selben Zeitpunkt wie alle anderen Fahrer hereinzukommen, das hätte keinen Sinn gemacht. Der Beginn des Rennens war sehr schwierig, noch dazu ging der Funk kaputt. Ich habe zwar mit dem Team gesprochen, bekam aber nie Antwort. Dann habe ich sie irgendwann doch gehört, aber sie konnten mich nicht hören. Wir haben uns mit Gesten verständigt. Einmal auf den Knopf drücken bedeutete dann 'Ja', zweimal drücken bedeutete 'Nein'. So ging es dann irgendwie."
Frage: "Wie glaubst du, dass der Ferrari nächste Woche in Indianapolis laufen wird?"
Barrichello: "Ich denke, es wird sehr gut laufen, denn wir waren dort immer schnell. Ich glaube, dass wir dieses Jahr noch zu McLaren und Renault aufschließen können. Man muss aber abwarten. Jetzt müssen wir erst einmal die richtigen Reifen für Indy auswählen. Die Atmosphäre wird sicher fantastisch, denn die war schon die letzten Jahre gut, aber diesmal werden sicher viele Amerikaner kommen, um Scott Speed fahren zu sehen."

