• 04.07.2005 12:56

Schumacher klammert sich an die Mathematik

Auch nach der deutlichen Niederlage gegen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen gibt der Ferrari-Pilot den WM-Kampf nicht auf

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel 1 ist nach dem Skandalrennen von Indianapolis wieder zur Normalität, aber auch zu den alten Kräfteverhältnissen zurückgekehrt. Fernando Alonso und Kimi Räikkönen fahren in einer eigenen Liga, in der Weltmeister Michael Schumacher nicht mithalten kann. Beim Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours ersparte dem Champion nur die demonstrative Spazierfahrt von Alonso in den letzten zehn Runden die Schmach der Überrundung.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher wird erst aufgeben, wenn alle Chancen verstrichen sind

"Wir müssen ganz klar feststellen, dass das nicht reicht, was wir bis jetzt haben", sagte Schumacher. Die runderneuerte Aerodynamik seines Ferrari hat sich noch nicht ausgezahlt. Und da das nächste Rennen schon am kommenden Sonntag in Silverstone stattfindet, können die Teams an ihren Boliden auch nicht viel verändern. Bei Ferrari hofft man zumindest auf einen kleinen Schub durch eine neue Motorausbaustufe, die rund 15 PS mehr bringen soll.#w1#

Mathematik ist Schumacher "sehr wichtig"

Während Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn noch glaubte, ohne die verlorene Zeit hinter Toyota-Mann Jarno Trulli hätte Schumacher vielleicht sogar vor Räikkönen landen können, schätzte der Weltmeister selbst den Abstand zum McLaren-Mercedes-Piloten, der von Startplatz 13 auf Rang zwei fuhr, realistischer ein. "Man muss ganz klar sehen, wenn Kimi ein normales Rennen gefahren wäre, dann hätte er sicherlich eher gewonnen, als dass ich ihn hinter mir gelassen hätte", gab Schumacher zu.

Auch sein Teamchef Jean Todt war enttäuscht, "weil wir gehofft hatten, dass wir wettbewerbsfähiger sein würden". An diesem Wochenende habe man zwar zu den Besten im Qualifying gehört - zuvor lange eine Ferrari-Schwäche -, "aber wir waren nicht in der Lage, das mit ins Rennen zu nehmen", meinte der Franzose. Trotz jetzt wieder 29 Punkten Rückstand auf Alonso (40:69) hat Schumacher die Hoffnung auf seinen achten WM-Titel aber noch nicht begraben: "Dafür gibt es noch keinen Grund. Es gibt mathematisch noch zu viele Möglichkeiten, und wer mich kennt, weiß, dass die Mathematik mir sehr wichtig ist." Die Formel 1 sei sehr schnelllebig, erklärte der Weltmeister: "Man muss einfach weiter an sich glauben und arbeiten. Dann wird das auch irgendwann wieder anders aussehen."

Die italienischen Zeitungen teilen diese Meinung nicht. "Alonso und Räikkönen beenden die Ära Schumacher", schreibt der 'Corriere della Sera': "Nach der Illusion der Qualifikation zeigt Ferrari offen, dass das Auto im Vergleich zu Renault und McLaren-Mercedes nicht wettbewerbsfähig ist." Die 'Gazzetta dello Sport' stellt sarkastisch fest, dass "der Ferrari F2005 nur ein entfernter Verwandter des F2004 ist", und 'Repubblica' hat eingesehen: "Alonso rast in Richtung Titel."

Haug hofft auf fehlerloses Rennen in Silverstone

In der Tat werden Alonso und Räikkönen - Schumachers Durchhalteparolen zum Trotz - den Titel 2005 wohl unter sich ausmachen. Trotz des fünften Sieges des kleinen Spaniers, der ganz besonders die Atmosphäre beim ersten Renault-Heimsieg nach 22 Jahren genoss, war "Iceman" Räikkönen in Magny-Cours der Mann des Tages. Mercedes-Sportchef Norbert Haug wollte gar nicht daran denken, "was gewesen wäre, wenn Kimi als Dritter losfahren kann".

Ein Motorschaden am Freitag hatte den Finnen zehn Startplätze und damit schon die Chance auf den vierten Saisonsieg gekostet. "Das hat mein ganzes Wochenende zerstört", meinte Räikkönen, der selbst nach seiner beeindruckenden Aufholjagd noch enttäuscht war. Diesmal hatte ihn das Problem immerhin nur zwei WM-Punkte gekostet. In Imola und auf dem Nürburgring, wo er jeweils in Führung liegend ausfiel, ließ er insgesamt 20 Zähler liegen. 24 Punkte beträgt sein Rückstand auf Alonso.

"Mit dem gleichen Speed wie der Spitzenreiter acht Runden länger draußen bleiben zu können, hat in diesem Jahr noch keiner geschafft", meinte Haug. Jetzt hofft der Schwabe, dass sein Team dieses Potenzial beim McLaren-Heimspiel in Silverstone ohne Fehler voll ausschöpfen kann. Und für den Rest der Saison kündigt er noch ein bisschen mehr an: "Wir haben noch genügend Ausbaustufen, ich hoffe, dass wir uns noch steigern können."