• 18.06.2004 11:09

Schumacher: "Habe einfach nur Spaß"

Der Ferrari-Star über seine Entspanntheit, den bisherigen Verlauf der Saison, Jenson Button und den Rennsportort Indianapolis

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, ist der US-Grand-Prix ein spezielles Rennen für dich?"
Michael Schumacher: "Ja, ist es. Vor allem im letzten Jahr. Ich freue mich natürlich darauf, dass es in diesem Jahr wieder ein spezieller Grand Prix werden wird. Die Emotion der Fans war großartig, auch der Empfang, und auch die Show des Rennens war sehr gut."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hat einfach Spaß daran, ein Seriensieger zu sein

Frage: "Du scheinst in Nordamerika immer sehr entspannt zu sein, warum?"
Schumacher: "Vielleicht, weil ich einfach so bin. Das liegt nicht an Nordamerika, ich bin allgemein ziemlich entspannt."#w1#

Frage: "Das Rennen findet in diesem Jahr im Sommer statt. Könnten die höheren Temperaturen zu einem noch spannenderen Rennen führen?"
Schumacher: "Nun ja, derzeit regnet es. Wenn es so bleibt, dann werden wir sehen, was das bedeutet. Ansonsten müssen wir abwarten. Wir sind noch nie bei sehr heißen Bedingungen gefahren. Noch ist es ja nicht ersichtlich, ob es sehr heiß werden wird. Ich habe gehört, dass es am Wochenende eher etwas kühler ist."

Michael Schumacher fühlt sich nicht unbesiegbar

Frage: "Dein Bruder Ralf wurde in Montreal disqualifiziert. Hast du mit ihm darüber gesprochen? Wie geht er damit um?"
Schumacher: "Für ihn ist das sicher eine große Enttäuschung. Seine Saison verlief bisher nicht sehr gut. Er war schon etwas enttäuscht, da er dachte, er könnte das Rennen gewinnen, dann aber nur Zweiter wurde. Auch das war ein gutes Ergebnis für ihn. Und dann wurde ihm das auch noch weggenommen. Das passt zu seiner bisherigen Saison. Er hat seine Sache gemacht, alles Weitere liegt außerhalb seiner Reichweite."

Frage: "Fühlst du dich in diesem Jahr unbesiegbar?"
Schumacher: "Nein, überhaupt nicht, ich fühle mich ziemlich normal. Ich tue, was ich kann."

Frage: "Bist du in den USA etwas anonymer? Fühlst du dich daher hier so entspannt?"
Schumacher: "Ich bin auch in Europa entspannt, auch wenn es schön ist, umherzureisen und nicht erkannt zu werden."

Frage: "Ist es wahr, dass du vor zwei Jahren am 'Texas Motor Speedway' eine Stunde in der Schlange für eine Fahrt in einem NASCAR-Auto anstandest, aber nicht erkannt wurdest?"
Schumacher: "Ja, das ist wahr."

Frage: "Fandest du das ungewöhnlich?"
Schumacher: "Ich fand das schön."

Die Hauptsache ist, Spaß zu haben

Frage: "Was steckt hinter den ganzen Erfolgen, die du erreicht hast?"
Schumacher: "Am Ende geht es nur darum, schneller im Kreis zu fahren. Aber ich habe ein gutes Jahr, aus welchen Gründen auch immer. Das erklärt aber nicht das letzte Jahr, da war es viel schwieriger als in anderen Jahren. Jetzt ist es wieder so, wie ich es gewohnt bin."

Frage: "Jenson Button wartet auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Kannst du dich daran erinnern, wie frustrierend es ist, wenn dieser erste Sieg auf sich warten lässt?"
Schumacher: "An dem Punkt, an dem er sich derzeit befindet, und mit den Möglichkeiten, die er hat, wartet er einfach, bis es passiert. Man kann nie vorhersagen, wann es passieren wird. Ich glaube, dass er sehr motiviert ist, da er es ja noch nicht geschafft hat."

Frage: "Gibt es nach sechs Weltmeistertiteln noch andere Gebiete, die du erobern möchtest?"
Schumacher: "Ich habe einfach nur Spaß daran, das ist die Hauptsache."

Kein Nachteil durch die Bridgestone-Reifen

Frage: "Michelin scheint im Qualifying über eine Runde einen Vorteil zu haben. Könnte es passieren, dass, wenn McLaren und Williams ihre Probleme aussortiert haben, ihr nur noch auf den Startplätzen zehn und elf steht?"
Schumacher: "Wir hatten bisher acht Rennen. Wenn man diese betrachtet, dann gab es vielleicht zwei, bei denen wir im Qualifying einen kleinen Nachteil hatten. Bei den anderen waren wir durchaus dominant. Ich denke nicht, dass wir uns darüber große Sorgen machen müssen."

Frage: "Bekommst du im Qualifying die Bridgestone-Reifen zum Arbeiten?"
Schumacher: "Im Rennen funktionieren die Bridgestone-Reifen ohnehin. Wenn sie es also im Qualifying nicht tun, dann schaffen wir es hoffentlich im Rennen."

Frage: "Das derzeitige Punktesystem scheint den Sieger nicht sehr hoch zu entlohnen. Denkst du, dass ein Sieg auch durch die mehr Punkte gekennzeichnet werden sollte?"
Schumacher: "Ich denke 'ja', andere denken 'nein'."

Frage: "Was sollte man also machen?"
Schumacher: "Ein anderes Punktesystem einführen."

Die Erfolge in diesem Jahr kamen etwas überraschend

Frage: "Der US-Grand-Prix im vergangenen Jahr war ein wichtiges Rennen für die Meisterschaft. Welche Erinnerungen hast du an das Wochenende?"
Schumacher: "Ich hatte ein pessimistisches Gefühl und reiste danach mit wesentlich mehr ab, als ich erwartet hatte."

Frage: "Ross Brawn erklärte, dass du in diesem Jahr noch enthusiastischer bist. Warum?"
Schumacher: "Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass ich von Anfang an beim Testen schnell war, alles lief gut und ich fühlte mich wohl. Im letzten Jahr gab es hier und da Probleme mit dem Auto. Es war alles etwas schwieriger. Manchmal gibt es solche Momente, aber nun ist es wieder so, wie wir es gewohnt sind."

Frage: "Indianapolis ist in den USA ein spezieller Ort. Welchen Stellenwert hat er für dich?"
Schumacher: "Leider fahren wir ja nicht dem wirklichen Kurs in Indianapolis. Wir haben unsere eigene Strecke, die innerhalb der anderen gebaut wurde, es ist also ein Kompromiss. Bei Formel-1-Rennen wird immer von Kursen wie Spa oder Suzuka geredet. Für die Autos ist das die ultimative Herausforderung. Indianapolis ist ein schöner Grand Prix mit viel geschichtlichem Hintergrund. Es ist großartig für uns, hier zu sein. Es bietet aber nicht die Herausforderung wie die beiden genannten Strecken."

Frage: "Der Erfolg in diesem Jahr muss besonders befriedigend sein, denn zum Ende des vergangenen Jahres schrieb man Ferrari bereits ab."
Schumacher: "Wir haben nicht gedacht, dass wir so viele Rennen gewinnen würden. Als wir im Januar mit den Testfahrten begannen, waren wir sehr pessimistisch. Wir dachten, dass es ein sehr, sehr hartes Jahr werden würde. So hat es sich aber nicht entwickelt. Darüber sind wir natürlich sehr glücklich."

Frage: "Hat daran auch Bridgestone einen Anteil?"
Schumacher: "Man kann es nicht nur an den Reifen festmachen. Wir haben ein wunderbares Auto gebaut, von dem bei der Präsentation die meisten dachten, es wäre kein großer Schritt. Es sah dem alten Auto einfach so ähnlich, aber auf dem Kurs war es gut. Die Reifen, die Bridgestone entwickelt hat, waren auch gut, also sind beide Seiten für den Erfolg verantwortlich."

Frage: "Möchtest du irgendwann die 500 Meilen von Indianapolis bestreiten?"
Schumacher: "Nein."

Frage: "Es scheint, dass der Formel-1-Kalender immer länger wird. Wie denkst du darüber?"
Schumacher: "Es ist ja nur ein Rennen mehr als bisher, das ist kein Problem. Mehr Rennen, weniger Testen."

Frage: "Wären selbst 20 Rennen nicht zu viel?"
Schumacher: "Solange man weniger testet, ist das kein Problem."