Schumacher: "Befinden uns in einem neuen Zeitalter"

Mercedes-Fahrer Michael Schumacher über die Rückkehr nach Monza, die Situation bei Silber und die Lage von WM-Kandidat Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - 2006 verkündete Michael Schumacher im Königlichen Park seinen Rücktritt, 2010 kehrt der 41-Jährige als Mercedes-Pilot an den legendären Rennkurs im Norden Italiens zurück. Dieses Mal aber nicht in Rot und vermutlich auch ohne Siegchance, wie der Deutsche in seiner Medienrunde vor dem ersten Freien Training erläutert. Schumacher hat es bei seinem Comeback in Monza in erster Linie auf gute Punkte abgesehen - und schwelgt ganz nebenbei in Erinnerungen an frühere Glanztaten...

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist in Monza guter Dinge und freut sich auf den Grand Prix

Frage: "Michael, in Spa warst du in deinem 'Wohnzimmer' unterwegs. Ist Monza gewissermaßen das 'Emotionszimmer' in deinem Formel-1-Haus?"
Michael Schumacher: "Das ist vielleicht gar kein so schlechter Vergleich. Dieser Ort ist sicherlich mit vielen Emotionen und schönen Momenten verbunden, die wir hier während der Ferrari-Zeit gemeinsam erlebt haben."#w1#

"Das merkt man auch, wenn man zur Strecke kommt und auf die Tifosi trifft. Die haben ihren 'Michele' nicht vergessen. Das freut mich natürlich. Dennoch: Jetzt befinden wir uns in einem neuen Zeitalter - mit einer neuen Farbkonstellation, die logischerweise ebenfalls ihren Erfolg haben möchte."

"Ich glaube, dass auch wir Unterstützung bekommen werden. So wie ich das bisher bei den anderen internationalen Rennen gesehen habe, waren die Ferrari-Fans eine große Hilfe für ihr Team. Das ist schon etwas wert."

"Die Tifosi haben ihren 'Michele' nicht vergessen." Michael Schumacher

Frage: "Beschreibe doch einmal, wie es war, als du am Donnerstag an die Strecke gekommen bist. Du trägst zwar nicht mehr Rot, doch die Fans werden dich schon erkannt haben..."
Schumacher: "Definitiv. Dafür haben wir gemeinsam wahrscheinlich zu viele schöne und erfolgreiche Jahre verbracht."

"Wir hatten in Monza einige tolle Rennen. 2006 konnte ich meinen Abschied mit einem Sieg feiern und genießen. Das sind Erinnerungen, die natürlich auch hängengeblieben sind."¿pbvin|512|3112|inside|0|1pb¿

Keine WM-Chance, keine Siege, keine Lust? Von wegen!

Frage: "Du kannst das Monza-Rennen 2010 recht entspannt angehen. Als du noch bei Ferrari warst, waren diese Grands Prix meist sehr entscheidend. Nun kämpft Fernando Alonso um den Titel - und in Monza vielleicht nach seiner letzten Chance. Verfolgst du diese Ereignisse?"
Schumacher: "Ja. Sicherlich beobachte ich die generelle Situation, habe aber natürlich auch immer ein Auge auf meine alten Kumpels bei Ferrari. Was den Titelkampf anbelangt, befinden sie sich nicht in der besten Position."

"Insofern ist das Rennen hier gewiss entscheidend. Wenn es nicht gut läuft, kann man die Meisterschaft mehr oder weniger als abgeschrieben ansehen. Das hat Ferrari auch betont. Dennoch sehe ich das in diesem Jahr eher skeptisch. Es gibt zwei Teams, die gut aufgestellt sind, die das wahrscheinlich unter sich ausmachen werden."

"In der Meisterschaft sprechen wir in diesem Jahr leider keine großen Wörtchen mit, doch wir hoffen trotzdem auf ein paar wichtige Punkte. Uns geht es nach wie vor darum, den vierten Platz in der Konstrukteurswertung halten zu können. In dieser Hinsicht machen wir Druck und hoffen, dass das gelingt."

"Wir hoffen auf ein paar wichtige Punkte." Michael Schumacher

Frage: "Du sagst es: Du fährst nicht um die WM und auch nicht um Siege. Inwiefern trübt das deine Freude und wo holst du deine Motivation her?"
Schumacher: "Die Motivation ist ja selbstverständlich, auch wenn ich in diesem Jahr nicht um Siege fahre. Da sind die Prozesse entscheidend, dass wir in Zukunft wieder um Siege fahren werden."

"Die Motivation ist ungebrochen, das alles voranzutreiben und zu entwickeln, sodass wir in Bälde und hoffentlich 2011 wieder in einer besseren Position sind. Wenn wir alle Zügel schleifen lassen würden und nicht mehr motiviert werden, würde das logischerweise nicht mehr stattfinden."

Macht Vettel 2010 zu viele Fehler?

Frage: "Wie lautet dein Kommentar zur Fehlerserie von Sebastian Vettel in Istanbul, Silverstone, Budapest und Spa? Ist er zu jung und zu unreif für den Titelkampf und den Titelgewinn in diesem Jahr?"
Schumacher: "Nein."

Frage: "Würdest du Sebastian solche Fehler wie in Spa nachsehen oder ihm klar sagen, dass er sich im Zweifelsfall etwas mehr Zeit lassen soll beim Überholen von Button?"
Schumacher: "Natürlich verstehe ich den Hintergrund dieser Frage. Wenn ihr euch aber alle einmal an Spa 1998 erinnert, als ich David Coulthard ins Heck gerauscht bin."

"Ich kann nur nochmals wiederholen: Ich habe nichts gesehen und hatte keine Chance, diesem Unfall aus dem Weg zu gehen. Dennoch war die Mehrheit der Meinung, dass das mein Fehler war. Warum habe ich da so gepusht, warum bin ich da so schnell gefahren?"

"Weil es ein zu überrundender Fahrer war und ich kann ja nicht das ganze Rennen hinter ihm herfahren. Das geht nicht. Fakt ist: So etwas sagt sich leicht - das ist richtig, das ist falsch. Wenn du Weltmeister werden willst, dann attackierst du halt. Da passieren dann eben auch Fehler."

"Wenn du Weltmeister werden willst, dann attackierst du halt." Michael Schumacher

"Ich glaube nicht, dass man daraus einen großen Hype machen sollte. In der Aneinanderreihung der Geschehnisse - ob das stets alles ihm anzulasten ist, ist eine andere Sache - ist es für die Außenwelt nun eben so, dass man gerne alles in einen Topf wirft. Ich sehe das Ganze aber nicht so dramatisch."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Belgien


Die Nachwuchsförderung ist heute eine ganz andere

Frage: "Wenn du zurückblickst auf deine eigenen Anfänge: Warst du reifer, abgebrühter als Sebastian oder ist er im Gegenzug reifer, als du es damals warst?"
Schumacher: "Ich denke, man kann es wirklich so sagen, dass man heutzutage beim Formel-1-Einstieg wesentlich gereifter ist, als man das vor 20, 15 Jahren war."

"Da hat eine kontinuierliche Entwicklung stattgefunden. Das wird man auch im Hinblick auf die vor mir liegende Rennfahrer-Generation feststellen - speziell, nach dem, was ich erreicht habe und auf meine Kappe schreiben darf: den Formel-1-Sport in Deutschland salonfähig zu machen."

"Da ist natürlich ein großer Boom entstanden und damit auch die Motivation, Talente zu unterstützen - nicht nur durch exzellente Technik, sondern auch dabei, die Nachwuchspiloten als Person wachsen zu lassen und auf die künftigen Aufgaben vorzubereiten. Die Jungs werden heutzutage ganz anders vorbereitet als noch zu meiner Zeit."

"Die Jungs werden heutzutage ganz anders vorbereitet als noch zu meiner Zeit." Michael Schumacher

Frage: "Du liebst Testfahrten und natürlich auch die Rennen. Im kommenden Jahr stehen 20 Grands Prix im Kalender. Ist das okay für dich?"
Schumacher: "Allerdings. Es macht sicherlich großen Spaß, mehr Rennen und weniger Tests zu haben. Wobei ein gewisses Maß an Testfahrten nicht unwillkommen wäre."

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