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Sam Michael hofft auf weiteren Aufschwung
Sam Michael, Chefingenieur bei BMW-Williams, über die neue Strecke in Bahrain, den Sand, das Qualifying und Scott Dixon
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wir schätzt du die Leistung deines eigenen Teams in den ersten beiden Saisonrennen ein?"
Sam Michael: "Ferrari hat in Melbourne dominiert, und nicht nur Williams sondern das ganze Starterfeld, und wir haben ziemlich große Anstrengungen unternommen, um in Malaysia wieder in Form zu sein. Dort waren wir viel stärker als in Melbourne, und obwohl uns Ferrari wieder besiegt hat, so waren wir im Ziel immerhin nur zehn Sekunden dahinter und nicht über eine halbe Minute. Der Start in dieses Jahr war wesentlich stärker als im letzten Jahr, aber richtig gut ist er immer noch nicht. Ich bin sicher, das, wenn wir in diesem Jahr die Meisterschaft verlieren sollten, dann werden wir diese ersten Rennen sehr kritisch beäugen. Aber alles, was man tun kann, ist, es so hart wie möglich zu versuchen und das Team macht einen guten Job. Es gibt keine speziellen Probleme oder Charakteristiken am Auto, die falsch sind. Das hilft etwas, weil man sich daher darauf konzentrieren kann, den Grip der Reifen zu verbessern und den Abtrieb, die Stabilität und die Motorleistung zu erhöhen. Da gehört das ganze Paket dazu. Es ist nichts Spezielles falsch, und wir hoffen, dass wir den Aufschwung auch hier in Bahrain aufrecht erhalten können."#w1#

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BMW-Williams-Chefingenieur Sam Michael fürchtet den feinden Sand
Frage: "Kommen wir zur neuen Strecke in Bahrain. Welches sind die Hauptherausforderungen, mit denen man auf einem neuen Kurs wie diesem konfrontiert wird?"
Michael: "Im Grunde betritt man beim benötigten Setup bereits Neuland. Man kann Simulationen durchführen, man kann Vorhersagen treffen, aber letztendlich sehen wir erst, wo wir stehen, wenn man auf dem Kurs fährt, wie der Kurs die Reifen beansprucht und wie sich alles im Verlauf des Wochenendes ändert. Selbst jetzt, wo nur das Pace-Car fährt, sieht man, dass es viel Staub aufwirbelt, und das hat weit weniger Abtrieb als ein Formel-1-Auto. Aber das sind neue Herausforderungen. Es ist für jeden dasselbe, es geht nur darum, das Rennwochenende anzugehen und zu sehen, wo wir stehen."
Probleme mit dem Wüstenstaub
Frage: "Du sprichst den Sand an, aber der scheint eher als Staub in der Luft zu liegen. Was verursacht mehr Kopfzerbrechen, der Sand wegen den Reifen oder der Staub in der Luft?"
Michael: "Beides. Jeder wird hier mit verschiedenen Luftfiltern arbeiten, um zu sehen, was bei einer verschiedenen Anzahl von Lagen passiert. Ein weiteres Problem ist der Staub, der über Nacht auf die Piste geweht wird. Auch wenn der Kurs ab Freitag an Grip zulegen wird, dann wird er am Samstagmorgen wieder rutschig sein, und dann wahrscheinlich auch am Sonntag. Es ist kein so großes Problem, jedenfalls nicht von den Reifen her. Der Staub könnte sich so auswirken wir in Ungarn. Man erinnere sich an den Start dort im letzten Jahr. So könnte es im Rennen auf jeder Geraden sein. Dass der Sand an den Reifen haften bleibt, ist wahrscheinlich kein so großes Problem viel schwerer wird es im Auto sein, für die mechanischen Komponenten wie die Antriebswelle, das Lenkgetriebe oder die Dämpfer. All diese Teile können sehr kleine Artikel absorbieren, kann kommt der Dreck unter die Dichtungen und bricht sie auf. Mit diesen Problemen wird man bei diesem feinen, keineswegs groben Sand, konfrontiert werden."
Frage: "Wie kann man sich auf solche Dinge vorbereiten?"
Michael: "Bei gefährdeten Gebieten kann man alles doppelt abdichten. Worauf wir uns aber am meisten konzentrieren, ist, wenn wir in der Box das Getriebe ausbauen. Wir haben einige Plastikabdeckungen, welche die Vorderseite des Getriebes verschließen, damit kein Sand hineinkommt. Es gibt noch weitere zwei oder drei Dinge, die wir bisher getan haben."
Frage: "Hat dich hier etwas überrascht? Die Umgebungs- und Asphalttemperaturen zum Beispiel?"
Michael: "Nein. Die Simulationen sind ziemlich grundlegend, weil man nur das Streckenlayout betrachtet, ein CAD-Modell daraus baut und Simulationen darauf fährt. Daraus kann man Kurvengeschwindigkeiten und Traktion oder auch die Bremslast herausarbeiten."
Kaum Änderungen im Qualifying
Frage: "Werden die kleinen Änderungen beim Qualifying Auswirkungen auf die Teams haben?"
Michael: "Was sich ändert, ist die Logistik, weil man sich nicht mehr um die Tankanlagen sorgen muss, wenn der erste Durchgang zu Ende ist. Was das jetzige Format angeht, so wir das keine große Auswirkungen haben. Es geht dabei wirklich nur um die Übertragungszeiten im Fernsehen und um die Vermeidung des Einsatzes der Tankanlagen am Samstag. Weiter wird es keine großen Auswirkungen haben."
Frage: "Könnte es in Zukunft noch weitere kleine Änderungen geben?"
Michael: "Eine Kombination vom Vergangenen und vom Jetzigen. Man kann nicht auf das alte System zurückgehen, weil ja alle ihre Benzintanks geändert haben, aber es wäre eine gute Änderung für 2005 oder 2006. Ich würde jedoch weiter ein Qualifyingsystem beibehalten, beim mit dem Benzin für das Rennen gefahren wird. Das war eine positive Änderung, weil es erlaubt, sich mit wenig Sprit weiter vorne zu qualifizieren und es die Startaufstellung durcheinander wirbelt. Nun ist für das Fernsehen besser und es kommt viel auf die Verpackung an. Von außen kann es langweilig aussehen, aber vom Rennen aus selbst nicht. Selbst Melbourne, als Ferrari mit 30 Sekunden geführt hat, war kein langweiliges Rennen, jedenfalls nicht von unseren Plätzen an der Boxenmauer aus. Wenn man schlecht aussieht, auf dem zehnten Platz liegt und noch um den einen Punkt für den achten Platz kämpft, dann ist das innerhalb eines Teams sehr aufregend. Wenn man das an die Leute draußen vermitteln könnte, dann würde man davon profitieren. Und ich bin sicher, dass man auch die Ein-Runden-Qualifikation besser präsentieren kann."
Logistische Herausforderungen des Saisonbeginns
Frage: "Eure drei Autos wurden nur zwischen diesen drei Rennen transferiert und kamen nie nach Hause. Wie schwierig ist es logistisch, drei lange Flüge zu organisieren, wenn das Material nie in der Fabrik ist?"
Michael: "Das war schon eine große logistische Herausforderung, aber daran sind wir gewöhnt. Das haben wir schon in der letzten Saison gemacht, nur dass wir dann eben in Brasilien waren. Die Autos und die Teile sind nur Luftfracht, aber es gibt auch viel Handgepäck, welches zwischen Melbourne und England pendelte, dann nach Malaysia ging und wieder zurück. Da geht es um Getriebe und andere Teile, die überholt werden. Die Motoren sind ohnehin für jedes Rennen neu, die alten werden zurückgeflogen. So ist die Formel 1 heute."
Frage: "Kommen auch bei euch in Imola große Verbesserungen am Paket?"
Michael: "Wir hatten schon in Malaysia einige Teile, welche die Lücke etwas geschlossen haben und wir haben noch mehr Teile hier. Ein großes Verbesserungspaket werden wir nicht haben, aber auch für Imola sind Änderungen geplant."
Frage: "Du hast die Simulationen schon angesprochen. Welche Rundenzeiten erwarten ihr, wie viel Gangwechsel und welchen Topspeed?"
Michael: "Wir haben für das Qualifying eine Zeit von 1:33 simuliert. An Gangwechseln und Topspeed kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber zwischen den Simulationen von verschiedenen Teams kann gerne eine Sekunde liegen, weil es von den gewählten Gripfaktoren abhängt und die kann man hier nur schätzen."
Sam Michael war von Scott Dixon beeindruckt
Frage: "Die Rundenzeiten fallen insgesamt stark ab, die Geschwindigkeiten steigen, damit vielleicht auch die Gefahr. Muss in diesem Bereich etwas unternommen werden?"
Michael: "Wir haben in den späten Neunzigern die Rillenreifen eingeführt, später bekamen sie vorne noch mehr Rillen. Das hat die Rundenzeiten schon gedrückt, aber im Moment sieht man das nicht. Wenn die Reifenfirmen heute Slicks bauen würden, dann wären wir nochmals eine oder zwei Sekunden schneller. Ob es nun von den Rillen kommt oder von jemandem, der die Reifenmischungen überacht, es ist schwierig. Mit nur einem Reifenhersteller ist es einfach, da kann man eine harte Mischung entwickeln."
Frage: "Scott Dixon hat letztens für euch getestet, und er möchte in die Formel 1. Welche Chancen hat er?"
Michael: "Scott hatte auf dem Kurs Paul Ricard nur einen Testtag, um sich an die Formel 1 zu gewöhnen, an die Elektronik, die Reifen, das Setup und das Team als Ganzes. Der richtige Test findet erst nächste Woche in Barcelona statt. Dann wird er drei Tage fahren. Er kam nur zur Sitzanpassung herüber und wir haben gesagt, dann gehen wir schnell nach Paul Ricard. Er ist ein sehr vernünftiger Junge, sehr reif. Er hat sich selbst hinaufgearbeitet, und wir sind von seinen Fähigkeiten im Auto ziemlich beeindruckt, auch über sein Feedback. Er hat danach gesagt, dass er sehr aufgeregt war, im Auto hat man davon aber nichts gespürt. Er war sehr ruhig. Der Sprung in ein Formel-1-Auto ist heute sehr groß, vor allem wegen der Elektronik. Es geht nicht mehr nur um die Bremsen und die Reifen."

