• 01.02.2011 16:50

  • von Roman Wittemeier

Rosberg und der Heckflügel: Diese Ungewissheit...

Nico Rosberg hat bei seinen Probefahrten am Dienstagvormittag erste Erfahrungen mit dem verstellbaren Heckflügel sammeln können: "Es braucht seine Zeit"

(Motorsport-Total.com) - Der verstellbare Heckflügel soll der Formel 1 ab sofort mehr Action bescheren. Unter gewissen Umständen dürfen die Piloten im Rennen den Abtrieb am Heck kurzfristig reduzieren, um mit Tempoüberschuss am Vordermann vorbeigehen zu können. Bislang war dieses System eine große Unbekannte, weil man sich die Auswirkungen nur aufgrund von Simulationen in etwa ausmalen konnte. Am heutigen Dienstag schilderte Nico Rosberg seine ersten Eindrücke nach dem Test im neuen Mercedes.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg konnte erste Erfahrungen mit dem verstellbaren Flügel machen

"Ich habe den verstellbaren Flügel ausprobiert. Man muss sich daran erst gewöhnen", sagt der 25-Jährige. "Man drückt den Knopf, das Auto fühlt sich plötzlich leichter an. Vor der Bremszone lässt du den Knopf wieder los und du denkst: 'Jesus, was passiert eigentlich, wenn der Flügel nicht mehr in die ursprüngliche Stellung zurück geht?' In dem Fall würde man abfliegen. Man muss sich anpassen, sich daran gewöhnen. Das wird eine gewisse Zeit dauern."

"Das ist eigentlich nicht großartig anders als bei KERS. Man weiß halt nur zu Anfang nicht genau, wie schnell das Teil wieder im ursprünglichen Zustand ist, wenn man den Knopf loslässt", beschreibt Rosberg seine anfänglichen Ängste beim Einsatz des Flügels. "KERS kannst du kurz vor dem Bremsen deaktivieren, das fühlt sich alles schon ganz normal an. Beim Flügel ist so ein wenig die Unsicherheit dabei, ob auch alles richtig befestigt ist..."

Auch wenn der Mercedes-Pilot mit dem neuen System sein "Aha-Erlebnis" in Valencia hatte, so unterstützt er jedoch die Bemühungen um mehr Spektakel in der Formel 1. "Die Idee dahinter ist gut. Überholen wird damit ganz sicher einfacher. Am Ende fragt niemand danach, warum es einfacher ist", sagt der gebürtige Wiesbadener. "Wenn die Rennen dadurch wirklich spektakulärer werden, dann passt doch alles. Die Formel 1 kann ruhig etwas mehr Action vertragen."

"Man muss sich trotzdem nochmal überlegen, ob es der einzig richtige Weg ist. Mit dem Flügel und KERS zusammen passiert relativ viel auf einmal. Den KERS-Knopf muss man auch immer eine gewisse Weile gedrückt halten. Da geht im Cockpit schon einiges ab", schildert der Schumacher-Teamkollege die Arbeit am Lenkrad. Die vielen Bedienelemente hatten schon im Vorfeld für einige Diskussionen und Vorbehalte gesorgt.


Fotos: Testfahrten in Valencia


"Man braucht einfach eine Weile, um sich an die Abläufe zu gewöhnen. Es kann noch nicht sofort im natürlich Ablauf drinstecken. Man muss sich überlegen, ob einen die Bedienung vielleicht im Renngetümmel zu sehr ablenken könnte. Damit müssen wir ganz offen umgehen. Die FIA hat ohnehin gesagt, dass sie Anmerkungen jederzeit gern haben", meint Rosberg.

"Im Qualifying ist es doch eigentlich egal. Die Reihenfolge wird sich kaum dadurch ändern, ob ich es zulasse oder nicht. Im Qualifying bin ich nicht im Getümmel, da ist es nicht so kompliziert. In Rennsituationen sieht das anders aus. Okay, der Speed auf der Geraden wird in der Qualifikation höher. Ich weiß nicht, ob das sein muss im Qualifying. Darüber muss man auch mal nachdenken."

Aus Sicht des Mercedes-Piloten könnte es zu etwas chaotischen ersten Rennrunden kommen. "Aber so etwas will doch jeder sehen. Es könnte interessant werden", meint er. "Vor allem in den ersten Runden, wenn die Abstände ohnehin kaum über eine Sekunde betragen. Das kann hektisch werden. Aber ich finde das gut. Man muss sich auch zum Beispiel fragen, wie viel KERS-Energie ich schon beim Start verpulvern soll. Man könnte sich auch etwas für die Gegengerade aufsparen. Es gibt viele neue Herausorderungen."