RoC: Die Sieger und was aus ihnen wurde

Von Juha Kankkunen über Colin McRae bis hin zu Filipe Albuquerque: Wir erinnern uns, welche Fahrer das RoC gewonnen haben und wie es mit ihnen weitergegangen ist

(Motorsport-Total.com) - Beim Race of Champions (RoC) wird schon seit 1988 der Champion der Champions ermittelt, wenn die Besten der Besten nach dem Ende der regulären Motorsport-Saison mit gleichen Fahrzeugen gegeneinander antreten. Seit 2004 findet die Veranstaltung nicht mehr unter freiem Himmel, sondern in großen Stadien statt, was dem Event einen enormen Popularitätsschub verliehen hat.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Seit 1988 wird beim RoC jährlich der Champion der Champions gekrönt

Gewonnen haben das RoC große Champions ebenso wie aufstrebende Talente, sodass sich bei bisher 23 Veranstaltungen 14 Rennfahrer als Champion der Champions ins RoC-Siegerbuch eingetragen haben. Rekordsieger ist immer noch Rallye-Legende Didier Auriol, der 1993, 1994, 1996 und 1999 (jeweils auf Gran Canaria) triumphiert hat. Sebastien Loeb (2003, 2005 und 2008) sowie Mattias Ekström (2006, 2007 und 2009) konnten sich je dreimal durchsetzen.

Noch nie gewonnen haben Formel-1-Superstars wie etwa Michael Schumacher oder Sebastian Vettel, obwohl es die beiden schon mehrere Male versucht haben. Dafür sind die beiden Freunde im Nationencup ein unschlagbares Team: Seit 2007 war im "Doppel" niemand besser als sie, sodass sie mit vier Siegen Rekordhalter sind. Doch es hat auch schon Sieger gegeben, die zum Zeitpunkt ihres Triumphs kaum jemand kannte...

Juha Kankkunen

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Juha Kankkunen
1988 in Montlhery
1991 in Madrid
Zum Zeitpunkt seines ersten Triumphs im Jahr 1988 war der Finne schon zweifacher Rallye-Weltmeister. Mit 23 WRC-Siegen und vier WM-Titeln war er lange ewiger Rekordhalter, auch wenn Sebastien Loeb diese Bestmarken inzwischen in neue Sphären geschraubt hat. Noch heute ist Kankkunen aber einziger WRC-Champion, der auf drei verschiedenen Marken Weltmeister geworden ist. Derzeit lebt der 52-Jährige in Monte Carlo, allerdings besitzt er auch ein großes Familienanwesen in seiner finnischen Heimat. Zu seiner Autosammlung zählen unter anderem alle vier Fahrzeuge, mit denen er Rallye-Weltmeister geworden ist. Von seiner Ehefrau Pirjo hat er sich 2008 scheiden lassen.

Stig Blomqvist

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Stig Blomqvist
1989 auf dem Nürburgring
1990 in Barcelona
Seine größte Zeit erlebte der sympathische Schwede Mitte der 1980er-Jahre, als er 1984 Rallye-Weltmeister und 1985 Vize-Champion wurde. Seine Karriere hatte er aber schon 1964 begonnen, als er in seiner Heimat eine regionale Rallye gewann. Obwohl inzwischen 65 Jahre alt, ist Blomqvist nach wie vor gern gesehener Gast bei verschiedenen Nicht-WRC-Rallyes - und auch am Race of Champions hat er über die Jahre immer wieder teilgenommen.

Andrea Aghini

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Andrea Aghini
1992 auf Gran Canaria
Der heute vielleicht am wenigsten bekannte Champion der Champions ist der Italiener Andrea Aghini, der 1992 die erste RoC-Auflage auf Gran Canaria für sich entscheiden konnte. Aghini stand in der Rallye-WM viermal auf dem Podium und feierte seine größte Sternstunde im Jahr 1992 mit dem Sieg bei der Rallye Sanremo. Es sollte seine erfolgreichste Motorsport-Saison werden, denn beim abschließenden RoC schlug er erst im Halbfinale Carlos Sainz und dann im Finale den unvergessenen Colin McRae. Heute ist Aghini 47 Jahre alt.

Didier Auriol

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Didier Auriol
1993 auf Gran Canaria
1994 auf Gran Canaria
1996 auf Gran Canaria
1999 auf Gran Canaria
Didier Auriol war in den 1990er-Jahren einer der erfolgreichsten Rallye-Piloten überhaupt und krönte sich 1994 zum einzigen Mal zum Weltmeister. Sein Background ist ein höchst ungewöhnlicher, denn sein Fahrkönnen erlernte er als Rettungsfahrer in seiner französischen Heimat. Beim RoC ist er mit vier Triumphen Rekordsieger, doch als er sich 1993 das erste Mal durchgesetzt hat, war er bereits ein internationaler Motorsport-Star. Rekordhalter ist er auch bei der Tour de Corse, die er sechsmal gewonnen hat.

Francois Delecour

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Francois Delecour
1995 auf Gran Canaria
Im Gegensatz zu Didier Auriol wurde Francois Delecour nie Rallye-Weltmeister, doch half er dabei, den französischen Rallyesport in den 1990er-Jahren maßgeblich zu prägen. Viele sind heute noch der Meinung, dass 1994 seine große Stunde hätte schlagen können, doch nach dem Vize-WM-Titel 1993 und dem Auftaktsieg bei der Rallye Monte Carlo setzte ihn ein privater PKW-Unfall außer Gefecht. Als er seine Karriere 1995 mit dem Sieg beim RoC krönte, hatte er seine vier WRC-Siege schon alle errungen. 2011 hat der 49-Jährige bei der Rallye Monte Carlo auf IRC-Ebene ein Comeback gegeben - und zwar ein beachtliches: Platz fünf.

Carlos Sainz

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Carlos Sainz
1997 auf Gran Canaria
Auch der Spanier war eine der prägenden Figuren der Rallye-WM der 1990er-Jahre. 1990 und 1992 gewann er auf Toyota den Titel, vier weitere Male wurde er Vize-Weltmeister. Ende 2005 beendete er seine WM-Karriere, um sich dem Langstrecken-Rallyesport zu widmen. Seit 2006 ist er für Volkswagen Fixstarter bei der Rallye Dakar, die er 2010 für sich entscheiden konnte. An ein Ende seiner aktiven Karriere denkt der 49-Jährige noch lange nicht. Sollte er jedoch eines Tages in Rente gehen, kann er immer noch seinen Sohn Carlos jun. betreuen, der eine Formelkarriere gestartet hat und 2012 in der Britischen Formel-3-Meisterschaft an den Start gehen wird.

Colin McRae

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Colin McRae
1998 auf Gran Canaria
Der Schotte, jüngeren Lesern wahrscheinlich vor allem durch das gleichnamige Rallye-Computerspiel bekannt, ist der einzige Champion der Champions, der nicht mehr lebt. Im September 2007 kam er bei einem tragischen Hubschrauberabsturz ums Leben und riss seinen Sohn Johnny sowie zwei Freunde mit in den Tod. Davor war er einer der beliebtesten und erfolgreichsten Rallye-Champions der 1990er-Jahre: 1995 krönte er sich auf Subaru zum ersten britischen Weltmeister der Geschichte, auch 1996 und 1997 verhalf er Subaru zum Markentitel. Nicht zuletzt wegen seiner Freundschaft zu David Coulthard zog McRae in den 1990er-Jahren nach Monte Carlo, später verbrachte er aber wieder mehr Zeit mit seiner Familie in Schottland. McRae hinterließ nach seinem Tod Ehefrau Alison und Tochter Hollie.

Tommi Mäkinen

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Tommi Mäkinen
2000 auf Gran Canaria
Zwischen 1996 und 1999 gab es keinen anderen Rallye-Weltmeister als Tommi Mäkinen. In der ewigen WRC-Rekordliste ist er bei den WM-Titeln Nummer zwei hinter Sebastien Loeb und bei den Einzelsiegen die Nummer fünf. Als sich seine Karriere schon auf dem absteigenden Ast befand, erlitt er 2001 einen schweren Schicksalsschlag, als sich sein Beifahrer bei einem Unfall auf Korsika das Rückgrat brach. Seinen letzten großen Sieg feierte der Finne bei der Rallye Monte Carlo 2002. Ende 2003 beendete er seine Karriere. Seither ist er von der internationalen Motorsport-Bühne untergetaucht.

Harri Rovanperä

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Harri Rovanperä
2001 auf Gran Canaria
Der Finne war bis 2006 in der Rallye-WM aktiv und feierte seinen einzigen Sieg bei der Rallye Schweden 2001. Rovanperä galt stets als Schotterspezialist und beendete seine Laufbahn im Jahr 2006. Beim RoC trug er sich 2001 in die Siegerliste ein - übrigens in jenem Jahr, in dem der damalige Minardi-Formel-1-Rookie Fernando Alonso mit dem Team Spanien erstmals den RoC-Nationencup gewann. Seine bisher letzte Sternstunde feierte der 45-Jährige 2010, als er mit einem 1953er-Studebaker die legendäre Carrera Panamericana als Erster abschloss.

Marcus Grönholm

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Marcus Grönholm
2002 auf Gran Canaria
"Bosse", wie Marcus Grönholm von seinen Fans genannt wird, gewann das RoC im Jahr 2002 und war zu jenem Zeitpunkt schon zweifacher Rallye-Weltmeister. 2006 gewann er gemeinsam mit Heikki Kovalainen auch noch den Nationencup. Im gleichen Jahr hatte er Riesenpech, als er die Rallye-WM nur um einen Punkt an Sebastien Loeb verlor. 2007 feierte er in einem Ford Focus seinen letzten Sieg auf WM-Ebene. Mit MINI erwog er kürzlich ein großes Comeback, letztendlich entschied er sich aber dagegen. Heute lebt er mit Ehefrau Teresa und seinen drei Kindern in Finnland.

Sebastien Loeb

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Sebastien Loeb
2003 auf Gran Canaria
2005 in Paris
2008 in London
2003, also noch vor seinem ersten Rallye-WM-Titel, feierte der Franzose einen historischen RoC-Sieg - historisch deshalb, weil das bis dahin komplett auf den Rallyesport zugeschnittene Format der Veranstaltung ab 2004 geändert und von Gran Canaria ins Stadion nach Paris verlegt wurde. Beflügelt von seiner RoC-Sternstunde setzte Loeb ab 2004 zu einem einmaligen Erfolgsrun an, der ihm acht WM-Titel auf Citroen einbrachte. Für seine Verdienste um den französischen Motorsport wurde er 2009 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Wenn er gerade nicht Rallye-Weltmeister wird, lebt der 37-Jährige mit Ehefrau Severine und Tochter Valentine in der Schweiz.

Heikki Kovalainen

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Heikki Kovalainen
2004 in Paris
Heikki Kovalainens Triumph leitete eine neue RoC-Ära ein: Erstmals nahmen nicht nur Rallye-Superstars, sondern Motorsportler aus verschiedenen Kategorien teil. Dass sich am Ende ausgerechnet der damals noch völlig unbekannte Kovalainen (nach Halbfinal-Sieg gegen Michael Schumacher, noch dazu in einem Ferrari 360 Modena) durchsetzte, stellte alle bisherigen RoC-Hierarchien völlig auf den Kopf. Im Finale besiegte Kovalainen Sebastien Loeb. Sein RoC-Sieg brachte ihm jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit ein. 2006 erhielt er einen Formel-1-Testvertrag bei Renault, 2007 stieg er anstelle von Fernando Alonso ins Stammcockpit auf. Sein größter Erfolg ist ein Grand-Prix-Sieg auf McLaren. Heute fährt er für das Lotus-Team und ist mit Catherine Hyde liiert.

Mattias Ekström

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Mattias Ekström
2006 in Paris
2007 in London
2009 in Peking
Mattias Ekström kommt aus der schwedischen Skispringer-Stadt Falun und entschied sich sehr früh gegen eine Formelkarriere und für eine Laufbahn im Tourenwagensport. 2001 stieg er in die DTM ein und erlangte daher vor allem auch in Deutschland große Beliebtheit. Der zweifache DTM-Champion (2004 und 2007, jeweils auf Audi) gilt als einer der vielseitigsten Rennfahrer der Gegenwart und ist auch schon Rallyes und NASCAR gefahren. Eines Tages könnte er für Audi auch auf den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans losgehen. Das sind allerbeste Voraussetzungen, um beim RoC erfolgreich zu sein. Kleine Randnotiz: 2007 und 2009 hat er im RoC-Finale jeweils Michael Schumacher geschlagen.

Filipe Albuquerque

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Filipe Albuquerque
2010 in Düsseldorf
Der erst 26-jährige Portugiese könnte nach Heikki Kovalainen 2004 der zweite Nachwuchsfahrer sein, der das RoC als Türöffner nutzt. Albuquerque verfolgte zunächst eine Formelkarriere und siegte 2006 die Formel Renault in Grund und Boden. 2008/09 wurde er Gesamtdritter in der A1GP-Serie, doch anschließend drohten seine Fortschritte abzuebben. Trotzdem fand er für die Saison 2011 ein Cockpit beim Rosberg-DTM-Team, für das er mit Platz zwei in Valencia sein unbestrittenes Talent aufblitzen lassen konnte. Dass er sein Handwerk versteht, war aber schon 2010 in Düsseldorf klar, als er im RoC-Halbfinale Lokalmatador Sebastian Vettel eliminierte und anschließend einen Finalsieg gegen RoC-Spezialist Sebastien Loeb feierte.