• 31.01.2006 11:55

Rob White: "Eine neue Herausforderung"

Der Technische Direktor von Renaults Motorenabteilung über die Arbeiten der vergangenen Monate und die Vor- und Nachteile der V8-Motoren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie war die Herangehensweise des Teams an das Entwicklungsprojekt des RS26-Motors?"
White: "Wir haben das Projekt enthusiastisch begonnen, mit sehr viel Ehrgeiz: Wir wollen gewinnen. Darüber hinaus ist unsere Herangehensweise bei Renault pragmatisch. Wir sind also durchaus aggressiv, aber auch realistisch. Wir müssen in der Position sein, gewinnen zu können, wofür man ein gutes Paket benötigt: einen kraftvollen, zuverlässigen Motor und ein schnelles und einfach zu fahrendes Auto. Wir haben dabei mit zwei Prioritäten gearbeitet: die technische Herausforderung des V8 zu meistern und die bestmögliche Integration des Motors in das neue Auto zu erreichen."

Titel-Bild zur News: Rob White, Technische Direktor von Renaults Motorenabteilung

Rob White: "Wir streben natürlich immer an, überhaupt keine Defekte zu haben"

Frage: "Hat das Design des V8 die Entwickler dazu gebracht, ihre Arbeit grundlegend neu zu gestalten?"
White: "Überhaupt nicht. Die festgelegte Architektur unterscheidet sich zwar, aber wir nutzen dennoch eine ähnliche Technologie. Ein V8 des Jahres 2006 wird mehr mit den V10-Triebwerken des Vorjahres gemeinsam haben als mit den V8-Aggregaten der Vergangenheit oder aus anderen Rennserien. Beim RS26 war es eine besondere Herausforderung, die internen und externen Vibrationen zu verstehen und damit umzugehen. Hinzu kamen natürlich alle anderen Feinheiten eines Motors und das Umgehen mit allen Regeländerungen, darunter die Einschränkungen der Materialien und das Verbot der variablen Einlasstrompeten."#w1#

Enge Kooperation zwischen Chassis- und Motorentruppe

Frage: "Welche Arbeitsphilosophie steckt hinter dem RS26?"
White: "Einen Prototypen des V8-Motors ließen wir sehr früh auf dem Prüfstand laufen, um unsere Designstudien zu bündeln, erste Vorgaben bezüglich der Leistung festzulegen und die Grundlagenentscheidungen sehr früh treffen zu können. Ein erfolgreiches Projekt wird effektiv geführt, und man kann keine Entwicklungsphase einfach umgehen. Wir haben das Design und die Produktionsaufgaben geplant, um einen starken und zuverlässigen Motor im Januar einsatzbereit zu haben, um möglichst viel testen zu können. Der RS26 ist vorab auf dem Prüfstand schon viel gelaufen, ehe er das erste Mal auf der Strecke eingesetzt wurde."

"Dass der Motor ein V8 ist, ist nur ein Detail." Rob White

Frage: "Was sind die Hauptcharakteristiken des neuen Motors?"
White: "Zunächst einmal ist es ein völlig neuer Motor, der entwickelt wurde, um die neuen Regeln maximal auszunutzen. Aber die neuen Regeln bürden uns mehr Parameter als in der Vergangenheit auf. Es gibt nun ein Mindestgewicht für den Motor, 95 Kilogramm, eine festgelegte Architektur und der Schwerpunkt muss in einem festgelegten Bereich liegen. Unser Ziel war es daher, diese Regeln an die Grenze zu trieben, um einen maximalen Vorteil zu gewinnen. Aber man kann einen Motor nicht isoliert entwerfen. Wir haben uns seit Ende 2004 mit unseren Kollegen in Enstone ausgetauscht, um eine optimale Einbindung des Motors in das Chassis zu erreichen und die Auswirkungen der Änderungen auf das Gesamtpaket abzuschätzen. Es war ein sehr produktiver Dialog, der uns große Schritte auf diesem Bereich ermöglichte."

Keine besonderen Herausforderungen bei einem V8-Triebwerk

Frage: "Sind die Herausforderungen bezüglich der Zuverlässigkeit größer und kleiner als beim V10?"
White: "Wir streben natürlich immer an, überhaupt keine Defekte zu haben. Dass der Motor ein V8 ist, ist dabei nur ein Detail. Das ändert nur die Grundlagen, mit denen wir arbeiten. Wir mussten die geänderte Architektur und den geänderten Hubraum beachten, aber das gehört zum normalen Prozess."

Frage: "Wird der V8-Motor höher drehen als der bisherige V10?"
White: "Ich denke, wie werden in der Formel 1 auch weiterhin sehr hohe Drehzahlen sehen, trotz der einschränkenden Regeln. Das Anheben der maximalen Drehzahl wird weiter in Kernaspekt der Motorenentwickler bleiben. Der V8 stellt keinen klaren Schnitt im Bereich der Technologie dar, und die Randbedingungen, die wir beim V10 hatten, behalten ihre Gültigkeit. Aber ein V8 ist kürzer, was auch die Dynamik verändert. Die neue Architektur bringt daher Vor- und Nachteile mit sich. Ich schätze, dass sich die maximalen Drehzahlen zu Saisonbeginn ähnlich darstellen werden wie zu Saisonende 2005. Dann werden sie im Laufe des Jahres weiter ansteigen."

Frage: "Sind große Entwicklungen des RS26-Motors geplant?"
White: "Wir haben ein Entwicklungsprogramm geplant, welches sich in die Rahmenbedingungen der Motoren für zwei Grand-Prix-Wochenenden einpasst. Unsere Erfahrung mit dem RS25 war dabei besonders hilfreich, und wir arbeiten bereits an Entwicklungen."