• 31.01.2006 10:52

Bob Bell: "Wollen auch 2006 an der Spitze bleiben"

Renaults Technischer Direktor über das neue Auto, die Schwierigkeiten der Entwurfsphase, die Details der Regelumsetzung und die Erwartungshaltung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wurde der Renault R26 einer bestimmten Philosophie entsprechend entworfen?"
Bob Bell: "Der R26 ist eine aggressive Entwicklung einer bewährten und erfolgreichen Designphilosophie. Der R25 hatte keine offensichtlichen Schwächen, das zeigte auch unser Sieg in der Meisterschaft. Die Aufgabe für 2006 war es daher, die Auswirkung der Änderungen der Motorenregeln auf das Chassis abzuschätzen, alle neuen Herausforderungen zu integrieren und unsere Entwicklungsrichtung mit stabilen Chassisregeln weiterzuverfolgen. Wir haben daran gearbeitet, Gewicht einzusparen, die Steifheit zu erhöhen und das Auto auf jedem Gebiet zu verbessern."

Titel-Bild zur News: Renaults Technischer Direktor Bob Bell

Renaults Technischer Direktor Bob Bell glaubt an eine Fortsetzung des Erfolges

Frage: "Welche Herausforderungen ergaben sich für das Chassisdesign durch die Einführung der V8-Triebwerke?"
Bell: "Die Offensichtlichste war das Problem des Einbaus. Der V8-Motor ist maßgeblich kürzer als der V10, daher wurde die mechanische Architektur zuvor neu festgelegt, ehe die großen Entscheidungen bezüglich des Designs getroffen wurden. Danach mussten wir auch die verstärkten Vibrationen eines V8 mit einbeziehen, als es um das Design der Nebenaggregate und der Verbindungspunkte ging, damit diese den neuen Bedingungen widerstehen konnten. Und dann mussten wir - allerdings auch nur wir bei Renault - das mechanische Layout des Autos verändern, denn der V8 mit dem 90°-Winkel der Zylinderbänke ist offener als unser alter Motor."#w1#

Auswirkungen des neuen Motors gering

Frage: "Wir gravierend waren die Auswirkungen der geänderten Motorenregeln auf das Chassis?"
Bell: "Um ehrlich zu sein, die Änderungen am Motor machten keine riesigen Unterschiede für die Autos aus. Bei den Chassisregeln gibt es eine Kontinuität, und der Austausch zwischen den Teams in Enstone und Viry ist offen und effektiv, daher konnten wir die bestmögliche Integration des Motors in das Chassis sicherstellen. Ich glaube, dass ein Auto, welches 2005 schnell war, auch 2006 schnell ist."

Frage: "Was sind die Hauptunterschiede, wenn man den R26 mit seinen Vorgängern vergleicht?"
Bell: "Sichtbar ist, dass das Aerodynamikpaket komplett neu ist. Am markantesten sind die schmaleren Seitenkästen, da die geforderte Kühlung für einen V8 geringer ausfällt. Aber auf diesem Gebiet werden ohnehin keine Teile übernommen. Unter der Oberfläche ist der größte Unterschied die erstmalige Verwendung eines Siebengang-Titan-Getriebes. Der V8 hat weniger Drehmoment als die bisherigen Motoren, ein Siebenganggetriebe ermöglicht es uns daher, die Kraft und das Drehmoment des neuen Motors sehr effektiv zu nutzen."

Renault plant erneut viele Entwicklungsschritte ein

"Wir waren auf keinem Gebiet selbstgefällig." Bob Bell

Frage: "Im Vorjahr ging die Entwicklung des Autos bis zum letzten Saisonrennen weiter. Wird das Programm für 2006 ähnlich aggressiv sein?"
Bell: "Absolut. Wir haben bereits sehr viel versprechende kurz- und mittelfristige Entwicklungsprogramme für das Auto geplant. Schon beim zweiten Test hatten wir zwei R26-Chassis im Einsatz, was die Laufleistung mit dem neuen Auto fast verdoppelte. Und das stellte auch sicher, dass beide Fahrer sich beim Auftaktrennen sehr wohl darin fühlen werden. Zudem kommt noch vor den ersten Rennen ein großes Aerodynamikupdate. Das Auto, welches in Bahrain fahren wird, wird sich stark von den Testfahrten unterscheiden."

Frage: "Der R26 muss nun dem Ansehen gerecht werden, die Meisterschaft verteidigen zu können. Kann das Auto diese Erwartungen erfüllen?"
Bell: "Wir denken schon. Aber es trifft stärker als bisher zu, dass die Leistungsverteilung nicht vor dem ersten Rennen einzuschätzen ist. Ich denke also nicht, dass es viel wert wäre, schon im Vorfeld Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber wir sind uns bewusst, dass es nach einer siegreichen Saison schwierig ist, weiter zu gewinnen. Auf keinem Gebiet waren wir selbstgefällig, und unsere Herangehensweise an das Design war sicher nicht konservativ. Das trifft auch in Viry zu, wo das Motorenteam fantastisch gearbeitet hat, eine Balance zwischen Zuverlässigkeit und Leistung zu finden. Der R26 ist vom Team eine aggressive Aussage: Wir wollen auch 2006 an der Spitze bleiben."