Rennen "zum Vergessen" für Ferrari

Beide Fahrer durch Unfälle aus dem Rennen, fehlender Speed, Probleme mit den Reifen: Ferrari hatte sich das Melbourne-Wochenende anders vorgestellt...

(Motorsport-Total.com) - Immerhin fuhr Michael Schumacher heute in Melbourne - zwar mit mehr als einer Sekunde Rückstand - die drittschnellste Rennrunde, doch das war auch schon das einzige Highlight, das der Grand Prix von Australien aus Ferrari-Sicht zu bieten hatte: Der Weltmeister schied in der 33. Runde nach einem selbst verschuldeten Unfall aus, nachdem sein Teamkollege Felipe Massa schon nach wenigen Metern des Rennens ausgestiegen war.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher warf sein Auto auf der Start- und Zielgerade gegen die Mauer

Der Brasilianer hatte anschließend "nicht viel" zu sagen: "In der ersten Kurve waren Klien links und Speed rechts neben mir. Christian berührte mich, wodurch ich mich leicht nach rechts drehte, Rosberg traf und in die Leitplanken flog. Ich konnte nichts tun, war nur noch blinder Passagier. Natürlich bin ich sauer, denn es hätte ein gutes Rennen werden können. Das war einfach ein Wochenende zum Vergessen. Jetzt müssen wir das hinter uns lassen und uns bestmöglich auf Imola vorbereiten", gab er zu Protokoll.#w1#

Schumacher wurde sogar von Liuzzi überholt

Ferrari setzte anschließend alle Hoffnungen auf Schumacher, der allerdings nach zwei massiven Verbremsern mit Vibrationen zu kämpfen hatte und vor seinem ersten Boxenstopp sogar seinen achten Platz verlor, als er demütigenderweise von Vitantonio Liuzzi im Ex-Minardi überholt wurde. Mit dem zweiten Reifensatz lief es dann allerdings wesentlich besser, so dass er sogar auf den nicht allzu konkurrenzfähigen Jenson Button aufholen konnte.

Dann war der Zauber allerdings vorbei, als er sich in der Zielkurve verschätzte: "Ich war sehr dicht an Button dran, war auf ein Windschattenduell aus und wollte ihn am Ende der Geraden überholen. Dadurch, dass ich so eng an ihm dran war, habe ich ein bisschen Downforce verloren, was das ohnehin vorhandene Untersteuern ein bisschen verstärkt hat - und dann ging mir leider die Straße aus. Es lag ganz einfach daran, dass ich ins Gras rausgerutscht bin. Das war mein Verhängnis", gab er zu.

Nun hat auch Ferrari Schwierigkeiten mit den Reifen

Es habe "mehrere Probleme" gegeben, fügte der 37-Jährige an: "Das hauptsächliche Problem war, die Reifen auf Temperatur zu bringen, wie man das ja bei fast allen Bridgestone-Fahrern gesehen hat. Für uns war es besonders hart, da wir Reifen gewählt hatten, die zwar im Rennen besser, dafür aber kaum auf Temperatur zu bringen waren. Das war nach den ganzen Safety-Car-Phasen überhaupt nicht möglich. Nachdem wir die Reifen gewechselt haben, ging es dann einigermaßen", so Schumacher.

Felipe Massa

Für Felipe Massa dauerte das heutige Rennen nicht einmal eine Minute... Zoom

Von einem "schlechten Tag" sprach auch Ross Brawn, Technischer Direktor der Italiener: "Michael konnte wegen der Reifenprobleme nicht wie erwünscht angreifen, was auch mit den Safety-Car-Phasen zu tun hatte. Im zweiten Rennabschnitt fuhr er eine gute Pace. Schade um den Unfall, durch den kein gutes Rennresultat mehr möglich war. Jetzt müssen wir hart arbeiten und in den nächsten Wochen signifikante Weiterentwicklungen einführen", seufzte der Brite.

Auch Teamchef Jean Todt würde bei seiner Abreise aus Melbourne wohl am liebsten sein Gedächtnis löschen: "Ein ganzes Wochenende zum Vergessen! Es ist ein sehr bitteres Gefühl, ohne Punkte nach Hause zu fahren, weil wir an und für sich alles hatten, um erfolgreich zu sein", schimpfte er. "Felipe musste einen hohen Preis für seinen Fehler im Qualifying bezahlen, als er in einen der Unfälle verwickelt wurde, die in diesem Bereich des Feldes eben manchmal passieren."

Todt will den Kopf noch nicht hängen lassen

"Michael bekam seine Reifen im ersten Abschnitt nicht auf Temperatur, attackierte dann aber noch mehr und machte einige Positionen gut. Leider verlor er nach einem Ausritt über den Randstein das Auto außer Kontrolle, so dass er in der Mauer landete", sagte Todt. "Durch diese Enttäuschung ändert sich nichts an unseren Zielen, aber sie sind nun schwieriger zu erreichen. Umso mehr wollen wir mit guten Resultaten beweisen, dass wir wieder an die Spitze kommen können - am besten schon in Imola!"

Ferrari also ausgerechnet vor dem Europaauftakt auf heimischem Boden in Imola ganz tief unten, obwohl man sich gerade vom Melbourne-Wochenende so viel versprochen hatte. Die bittere Erkenntnis der vergangenen drei Tage im jeweils knapp 20 Grad kühlen Albert Park ist aber klar: Bahrain war wohl eher nur eine Sternstunde, doch in Wahrheit muss sich Schumacher wieder auf eine schwierige Saison gefasst machen...