• 14.07.2011 15:40

Renault: "Wir unterstützen das Downsizing in der Formel 1"

Der neue Renault-Betriebsdirektor Carlos Tavares spricht im Interview über das Engagement seiner Marke in der Formel 1 und zukünftige Strategien

(Motorsport-Total.com) - Carlos Tavares, seit Anfang Juli neuer Chief Operating Officer des Renault-Konzerns, schnupperte am vergangenen Wochenende beim britischen Grand Prix in Silverstone Formel-1-Luft. Dabei beantwortete er einige Fragen zum Engagement von Renault in der Königsklasse des Motorsports.

Titel-Bild zur News: Renault

Das Renault-Logo ist auch in Zukunft sehr gut in der Formel-1-WM vertreten

Frage: "Carlos, ihre Anwesenheit wird allgemein als gutes Zeichen für die Formel 1 verstanden. Mit welcher Absicht sind sie nach Silverstone gekommen?"
Carlos Tavares: "Aus zwei Gründen: Erstens bin ich leidenschaftlicher Rennsport-Fan. Zweitens bin ich leidenschaftlicher Anhänger von Renault - und Renault spielt in der Formel 1 eine zentrale Rolle. Deshalb bin ich auch gleich zum ersten Grand Prix nach meinem Amtsantritt gekommen."

"Ich glaube, dass die Begeisterung für Autos und speziell für den Motorsport in der gesamten Renault-Gruppe sehr ausgeprägt ist. Außerdem möchte ich durch meinem Besuch im Fahrerlager unterstreichen, dass wir diese Begeisterung für unsere Marke nutzen müssen. Jeder Mitarbeiter, jeder Händler und jeder Kunde kann von unserem Formel-1-Engagement profitieren."

Frage: "Nur drei Tage, nachdem sie Ihren neuen Job angetreten hatten, durften Sie die neue Motorenpartnerschaft mit Williams, einem guten alten Bekannten, verkünden. Die Zusammenarbeit weckt Erinnerungen an die nahezu unschlagbare Kombination Williams-Renault in den 1990er-Jahren. Damit rüstet Renault demnächst ein Drittel des Formel-1-Feldes aus. Wieso engagieren sie sich dermaßen stark in der Königsklasse?"
Tavares: "Ich freue mich sehr über diese neue Partnerschaft, auch wegen unserer großen gemeinsamen Erfolge. Renault ist als ein offenes, ehrliches Unternehmen bekannt."

"Und wir haben schon oft bewiesen, dass wir in der Lage sind, mit mehreren gleichberechtigten Partnern auf intelligente und konstruktive Weise zusammenzuarbeiten. Die Belieferung von vier Formel-1-Teams ist nichts Anderes als die greifbare Umsetzung dieser Fähigkeiten. Wir unterstreichen damit, dass wir Informationen teilen und zugleich vertrauensvolle Netzwerke aufbauen können."

"Die Welt wird immer komplexer, in kaum einer Branche kommt man noch ohne Partner zurecht. In der Formel 1 arbeiten wir mit den unterschiedlichsten Menschen mit all ihren verschiedenen Ansprüchen, Auffassungen und Mentalitäten. Das halte ich generell für eine ausgesprochene Stärke von Renault, und die können wir im Motorsport besonders gut herausstellen."


Fotos: Renault, Großer Preis von Großbritannien


Die Formel 1 als Plattform und Entwicklungslabor

Frage: "Der Automobilbau gilt als eine der innovationsstärksten Branchen überhaupt. Durch den atemlosen Wettkampf in der Formel 1 wird die kontinuierliche Suche nach Innovationen auf die Spitze getrieben. Das gilt für die Teams und ihre Chassis' ebenso wie für Motorenpartner, Reifenausrüster, Zulieferer und dergleichen. Was bedeutet dieser fortwährende technische Wettlauf für Renault und das Image der Marke?"
Tavares: "Er ist absolut zentral."

"Wir haben hervorragende Köpfe in unserer Motoren-Abteilung in Viry-Chatillon und achten darauf, dass diese talentierten Menschen ihre Fähigkeiten bei Renault einbringen können. Unsere Ingenieure leisten gute Arbeit, aber gleichzeitig wollen sie ihr Wissen immer weiter vertiefen und ihr Arbeitsgebiet noch besser verstehen."

"Wir haben hervorragende Köpfe in unserer Motoren-Abteilung in Viry-Chatillon." Carlos Tavares

"Wir bieten ihnen diese Möglichkeiten und haben einen ständigen Dialog und Know-how-Austausch zwischen unserer Formel-1-Abteilung und der Serienentwicklung eingerichtet. Auf diese Weise lernen beide Seiten voneinander und manche Technologien aus dem Motorsport können auf unsere Serienautos übertragen werden."

"Zum zweiten beteiligen wir uns seit langem an den Diskussionen um das zukünftige Motoren-Reglement und um mögliche Ansätze für Elektroantriebe in der Formel 1. Renault gehört zu den Pionieren der Elektromobilität, wir haben sehr viel Zeit und Ressourcen darin investiert und werden noch in diesem Jahr drei Elektroautos auf den Markt bringen."

"Damit sind wir der erste und einzige Autohersteller, der eine ganze Palette an alltagstauglichen, erschwinglichen Elektrofahrzeugen anbietet. Es gibt eindeutige Synergien zwischen den Technologien unserer Elektrofahrzeuge und den elektrischen Antrieben in der Formel 1. Nehmen Sie mich beim Wort: Wir werden diese Synergien ausschöpfen."¿pbvin|512|3873|inside|0|1pb¿

Renault begrüßt die neue Motorenformel

Frage: "Ab 2014 tritt mit den 1,6-Liter-V6-Turbos die neue Motorenformel in Kraft. Dabei werden Hybridlösungen, also elektrische Zusatzantriebe, eine noch größere Rolle spielen. Haben sie gezielt auf diese Lösung hingearbeitet und wie passt sie in die Strategie von Renault?"
Tavares: "Dieser Ansatz war eine der Bedingungen für unseren Verbleib in der Formel 1. Das haben wir unseren Partnerteams und anderen Parteien frühzeitig mitgeteilt."

"Renault stand schon immer für Innovationsfreude. Für uns ist heute entscheidend, dass jede Innovation unseren Kunden zugute kommt und der Welt, in der wir leben, nützt. Daher unterstützen wir das Downsizing in der Formel 1 ausdrücklich. Der Trend zu kleineren, effizienteren Motoren verkörpert beispielhaft die Parallele zwischen Formel-1-Technologien, den Wünschen unserer Kunden und den Bedürfnissen des Klima- und Umweltschutzes."

"Renault stand schon immer für Innovationsfreude." Carlos Tavares

"Ich glaube, dass das jetzt verabschiedete Reglement nicht der letzte Schritt in diese Richtung ist. Für den Moment sind wir damit aber sehr zufrieden und glücklich darüber, dass wir eine gemeinsame Lösung gefunden haben."

Frage: "Wie bewerten sie die aktuelle Erfolgsbilanz von Renault - die WM-Titel mit Red Bull und die Serie an Siegen und Podestplätzen in der laufenden Saison?"
Tavares: "Zuallererst sehe ich darin das Musterbeispiel einer harmonischen Zusammenarbeit von zwei Organisationen mit großem Kampfgeist."

"Das Team ist technisch herausragend, die Fahrer und die Teamführung leisten exzellente Arbeit. Ich kann dazu nur gratulieren und hoffen, dass es so weitergeht. Auch vor dem Hintergrund der jüngsten Reglements-Auslegungen bin ich fest überzeugt, dass das Team die richtigen Antworten finden wird."