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  • 10.07.2011 21:05

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Begräbt Renault das Front-Auspuffsystem?

Eric Boullier will die Saison 2011 noch nicht abschreiben, sehr wohl aber das Front-Auspuffsystem - Premiere der neuen Variante schon am Nürburgring

(Motorsport-Total.com) - Testbestzeit durch Robert Kubica, Podium durch Witali Petrow in Melbourne, Podium durch Nick Heidfeld in Sepang - Renault hatte einen hervorragenden Start in die Saison 2011. Doch von diesem Schwung ist relativ wenig übrig geblieben und das Wochenende in Silverstone war von der Performance her sogar der bisherige Tiefpunkt.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Teamchef Eric Boullier kündigt Einschnitte an, um die Performance zu steigern

Kein Wunder, dass Eric Boullier trotz Nick Heidfelds respektabler Aufholjagd vom 16. auf den achten Platz niedergeschlagen ist: "Das überstrahlt die Enttäuschung über das Qualifying und die Pace nicht", gibt sich der Renault-Teamchef enttäuscht. "Klar, wir haben uns vom 16. auf den achten Platz verbessert, aber dabei haben uns auch einige Rennzwischenfälle geholfen. Den vierten WM-Platz haben wir auch verloren. Das ist nicht gut genug."

Regeländerung trifft Renault

"Es war das schlechteste Qualifying, die Pace im Nassen war nicht gut und wir hatten auch in der Box Probleme", kritisiert er. Das (vorübergehende) Verbot der Zwischengas-Motorenmappings sei "nicht der Faktor, aber ein Faktor" für die schlechte Vorstellung gewesen: "Das neue Mapping trifft uns definitiv, denn unser Konzept war darauf ausgelegt. Wir leiden sehr darunter", bezieht sich Boullier auf das revolutionäre Front-Auspuffsystem.

Nun will man in der Fabrik in Enstone reagieren: "Wir wissen, warum wir das Auto nicht so schnell weiterentwickeln können wie die anderen. Vielleicht müssen wir unsere technische Strategie ein bisschen ändern, eventuell durch eine Änderung der Auspuffkonfiguration", sagt Boullier und kündigt an: "Das werden wir in Deutschland auf jeden Fall ausprobieren. Zunächst einmal im Training am Freitag, dann sehen wir weiter."

Dabei ist nicht allzu hilfreich, dass Renault derzeit auf der Strecke "nicht die gleichen Fortschritte" erreicht, "die der Windkanal verspricht", gibt der Franzose zu. Außerdem hat Genii Capital (Teameigentümer) mehrere Millionen Euro für eine Modernisierung der Anlagen in Enstone in die Hand genommen. Das soll sich langfristig rechnen, war für die laufende Saison aber eher eine Ablenkung vom Tagesgeschäft.


Fotos: Renault, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


"Ich glaube, wir werden die Früchte dieser Arbeit erst nächstes Jahr ernten", gibt Boullier zu Protokoll. Grundsätzlich in Frage stellt er die Entscheidung für eine teure Modernisierung nicht, auch wenn ihm klar ist: "Solche Investments sind gut, aber sie bremsen die aktuelle Weiterentwicklung. Der Windkanal ist ein gutes Beispiel, denn den mussten wir für ein paar Tage schließen. In dieser Zeit konnten wir nicht arbeiten."

2011 abschreiben ist kein Thema

Die Saison abzuschreiben und alle Ressourcen schon für 2012 in die Waagschale zu werfen, kommt momentan noch nicht in Frage: "Ich will nicht einfach aufgeben, sondern ich will die Probleme verstehen und richtig darauf reagieren. Ich glaube, unser Team kann das", gibt sich Boullier kämpferisch, räumt jedoch ein: "Irgendwann müssen wir entscheiden, ob wir aufhören, weil wir in der Weltmeisterschaft zu weit hinten liegen."

Personelle Revolutionen sind ebenfalls nicht geplant, obwohl mit Jason Somerville (zu Williams) und Tim Densham (aus persönlichen Gründen) zwei wichtige Ingenieure gekündigt haben. Zumindest prominente Neuzugänge wird es in den nächsten Monaten nicht geben: "Wir brauchen keinen großen Namen, denn wir sind nicht schlecht aufgestellt. Aber wir müssen einige Schlüsselbereiche in der Firma stärken", erklärt Boullier.

Witali Petrow

Renault fuhr in Silverstone nur hinterher, egal bei welchen Bedingungen Zoom

Der Franzose lässt übrigens durchblicken, dass er auch mit der Leistung von Heidfeld und Witali Petrow nicht hundertprozentig zufrieden ist: "Wenn das Auto nicht gut genug ist, musst du die Fahrer motivieren und antreiben. Ich erwarte mehr, aber das gilt für alle - für die Fahrer wie auch für das Team", so Boullier. Umso mehr freut er sich auf die Rückkehr von Robert Kubica, für die es jedoch noch kein konkretes Datum gibt...