• 30.05.2004 10:47

Renault-Testfahrer Montagny als "Strecken-Spion"

Renault-Testfahrer Montagny stellte sich am Samstag an die Strecke und verglich den Renault mit den Autos der Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - - gleich vier verschiedene Rennställe lieferten sich ein spannendes Qualifying-Duell und dürfen nun als Anwärter auf eine Podiumsplatzierung gelten. Franck Montagny, der Test- und Reservepilot des Renault-Teams, beobachtete während der freien Trainingssitzungen das Treiben auf der Strecke aus einer für ihn ungewohnten Perspektive: vom Streckenrand aus - und er gewann dabei einige überraschende Erkenntnisse.

Titel-Bild zur News: Franck Montagny

Franck Montagny nahm am Samstag die Autos der Konkurrenz unter die Lupe

"Ich habe mich zwischen die erste und zweite Kurve gestellt", erläuterte der Franzose. "Dieser Abschnitt erlaubt eine sichere Analyse, wie gut die einzelnen Formel-1-Boliden ausbalanciert sind. Denn vor der Rechts am Ende der Start- und Zielgeraden müssen die Fahrer hart verzögern, während die Biegung selbst sich stark zuzieht. Zudem sorgt ein kleiner Höhenunterschied kurz nach dem Scheitelpunkt dafür, dass das rechte Vorderrad kurzfristig in der Luft schwebt. Am Kurvenausgang ist exzellente Traktion gefragt, da es leicht bergauf geht, während die zweite Kurve bereits wieder an einem leichten Gefälle liegt."#w1#

Auf den Einsatz einer Stoppuhr konnte Montagny beruhigt verzichten: Schon mit bloßem Auge erkannte er das unterschiedliche Fahrverhalten der Autos. "Die Williams liegen sehr gut in der ersten Ecke. Trotz eines leichten Untersteuern am Kurvenausgang sind sie ziemlich schnell in diesem Abschnitt", so der Formel-1-Profi. "Auch die Renault R24 hinterließen bei mir einen tadellosen Eindruck: sehr gute Traktion bei der Beschleunigung, keinerlei Anzeichen für Nervösität. Der McLaren von Kimi Räikkönen hinterließ bei mir ebenfalls einen sehr konkurrenzfähigen Eindruck."

Seine Meinung zu den BAR? "In der ersten Kurve fand ich sie nicht sonderlich beeindruckend", überrascht Montagny. "Dafür lagen sie in der zweiten Biegung sehr gut. Jenson Button und Takuma Sato fuhren sehr schnell in die Kurve hinein, beim Herausbeschleunigen blieben sie mit dem linken Fuß auf der Bremse stehen - dadurch konnten sie ihre Autos stabilisieren, ohne dass die Traktionskontrolle zuviel Motorleistung abschnitt. Jarno und Fernando haben diese Passage einen Gang höher passiert, um ein ruhiges Fahrverhalten unter Vollast zu garantieren."

Und wie schlugen sich die Ferrari? "Michael Schumacher und Rubens Barrichello erweckten bei mir nie den Eindruck, als müssten sie besonders hart mit ihren Autos kämpfen", erläuterte der Testpilot. "In der Tat war es schwierig herauszufinden, ob sie sich nun auf einer schnellen Runde befanden oder nicht. Alles, was sie machen, sieht unheimlich relaxt aus: Die Autos versetzen nicht beim Anbremsen, die Lenkräder teilen keine Stöße aus, sie lenken einfach in die Kurve ein und gehen wieder aufs Gas. Alles wirkte extrem unscheinbar - bis auf die Rundenzeiten, die anschließend auf den Zeitmonitoren aufflimmerten..."

Dem Rennen blickt Montagny optimistisch entgegen: "Wir sind ja bekannt für unsere außergewöhnlich guten Starts", wagt er eine Prognose. "Darum hat speziell Jarno Trulli gute Chancen. Bis zur ersten Kurve könnte er sich bereits die Führung geschnappt haben, dann würde er zumindest in der Anfangsphase des Rennens den Anderen sein Tempo aufzwingen können und ihre Rennstrategie untergraben. Hauptsache ist für mich aber, dass alle Fahrer nach dem Start ohne Zwischenfälle durch die erste Kurve kommen - denn da geht es bekanntlich ziemlich eng zu!"