• 23.03.2011 15:31

Renault rechnet mit Aufwärtstrend

Nach dem vom Kubica-Crash überschatteten Winter reist das Renault-Team zuversichtlich nach Melbourne - die Truppe hofft auf Podestplätze

(Motorsport-Total.com) - Renault ist dieses Jahr die große Unbekannte. Der R31 ist innovativ und zeigte bei den Wintertests teilweise viel Potenzial, der letzte Schritt zur Spitze scheint dem Rennstall, der dieses Jahr im klassischen schwarz-goldenen JPS-Lotus-Design an den Start geht, aber nicht gelungen zu sein. Ein enormer Rückschlag für das Team war der schwere Rallyecrash des polnischen Piloten Robert Kubica, der vermutlich die gesamte Saison ausfallen wird. Statt dem Mann, um den der Rennstall aufgebaut wurde, sitzt nun sein ehemaliger Teamkollege Nick Heidfeld im Cockpit.

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Der R31 überzeugte optisch, doch wie schnell ist Heidfelds neuer Renner?

Der Mönchengladbacher hat sich beim Team aus Enstone bereits gut eingelebt: "Vom ersten Test an habe ich versucht, das Auto in die richtige Richtung zu pushen und ich habe die Arbeit mit dem Team sehr genossen. Ich habe das Gefühl, dass ich hier mehr Einfluss habe als ich es von anderen Teams gewohnt war, denn jeder ist sehr offen und interessiert daran, was ich sage."

Heidfeld glaubt an den R31


Fotos: Großer Preis von Australien


Doch wo steht der R31 wirklich? "Wir haben eine Idee davon, wo wir stehen", sagt Heidfeld. "Niemand weiß es aber ganz genau. Wenn alles glatt läuft, dann hoffe ich, dass wir von Saisonbeginn an um Podestplätze kämpfen können. Das Auto ist schnell, doch wie bei allen Teams hat es auch bei uns ein paar Probleme gegeben, vor allem im Bereich der Zuverlässigkeit. Wir haben aber auch einige sehr vielversprechenden Teile entwickelt."

Der ehemalige Sauber-Pilot rechnet beim Saisonstart mit vielen Boxenstopps: "Die Reifen werden den größten Einfluss haben und werden die Strategie sehr interessant machen. Wir werden zumindest drei Stopps pro Rennen sehen, auch das Boxenstopp-Fenster wird schmäler sein. Das liegt daran, dass der Reifen schneller verschleißt. Da hat man keine andere Wahl, als schnell an die Box zu kommen, sonst verliert man zu viel Zeit." Auch wenn über dem wahren Potenzial noch ein Fragezeichen steht, ist für Heidfeld eines fix: "Das Auto sieht traumhaft aus. Ich weiß, dass das sehr subjektiv ist, aber den R31 muss man wirklich gesehen haben."

Petrow besser vorbereitet als 2010

Lockerer als noch vor einem Jahr geht Witali Petrow in die neue Saison. 2010 erlebte der Russe im Albert Park sein Formel-1-Debüt, jetzt setzt er auf seine Routine: "Ich bin jetzt ein andere Mensch. Ich habe Erfahrung, kenne das Team sehr gut und ich verstehe mehr von der Formel 1. Allein meine Streckenkenntnisse machen die Sache schon viel leichter. Ich fühle mich jetzt viel besser vorbereitet."

Petrow attestiert dem R31 viel Potenzial: "Wir haben im Winter viel gelernt. Der R31 ist mit Sicherheit ein großer Schritt vorwärts, gleichzeitig müssen wir aber mit den neuen Reifen zurechtkommen, die einen massiven Einfluss auf die Performance haben. Mit diesen Reifen wird es unruhiger, sie sind aggressiver, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind."

Blackberry, Spiegelei und Schuhbänder

Auch die neuen Überholhilfen KERS und der verstellbare Heckflügel werden die Rennen laut dem Renault-Piloten anspruchsvoller machen: "Multitasking wird das Wort des Jahres werden. Mit all den Knöpfen am Lenkrad bei 300 km/h herumzuspielen ist wie wenn man am Blackberry drei Nachrichten beantwortet und gleichzeitig Spiegelei macht und sich die Schuhbänder zubindet. Wir werden sehen, wie es läuft."

Petrow ist wie sein Teamkollege der Ansicht, dass der Rennstall näher an die Spitze herangerückt ist: "Das Auto ist stark, aggressiv und innovativ - wir werden während der Saison noch viele neue Dinge bringen. Ich will nicht sagen, wo wir stehen, denn niemand weiß das derzeit wirklich. Wir glauben aber, dass wir näher an der Spitze dran sind als vergangene Saison. Nach dem zweiten oder dritten Rennen werden wir beginnen zu verstehen, wie es aussieht."¿pbvin|512|3434|renault|0|1pb¿

Boullier wünscht sich Platz zwei

Teamchef Eric Boullier fühlt sich bereit für die neue Saison: "Ich bin aufgeregt. Wir hatten einen harten Winter mit vielen unerfreulichen und unerwarteten Nachrichten, wir haben aber schnell reagiert und sind jetzt bereit. Man sagt eigentlich immer, dass über den Winter alle im Team sehr hart gearbeitet haben, doch es war noch nie so wahr wie jetzt. Wir haben enorm viel Arbeit in den letzten paar Wochen geleistet, um dieses Auto zu verstehen und die Performance abzurufen. Ich kann jetzt schon sagen, dass wir punkto endgültiger Performance ganz klar in besserer Form sind als im Vorjahr. Das war unser Ziel."

Vor allem die Zuverlässigkeit hatte dem Teamchef bei den Wintertests Sorgen bereitet: "Wir mussten viele neuen Technologien für unser Auto bauen, unsere Ressourcen sind aber nicht unlimitiert und es gab ein paar Probleme mit dem Auto, weshalb wir weniger Kilometer zurücklegen konnten. Wir haben uns diesen Problemen gewidmet und jetzt bin ich zuversichtlicher als noch vor drei Wochen. Für unsere Ingenieure hatte es dieses Jahr Priorität, ein schnelles Auto zu bauen, Risiken zu nehmen und innovativ zu sein. Der R31 unterscheidet sich von allem, was dieses Team jemals produziert hat. Darauf sind wir sehr stolz."

Trotz des Verlustes von Kubica zeigt sich Boullier mit seiner Fahrerpaarung zufrieden: "Nick hat sich so gut wie möglich eingelebt. Je mehr er mit dem Team arbeitet, desto einfacher wird alles. Er hat bereits zu allen eine gute Beziehung aufgebaut. Witali kennt die Leute bereits, er kennt das Auto und die Strecken. Das macht im Vergleich zum vergangenen Jahr einen großen Unterschied. Wir rechnen damit, dass er von Beginn an starke Rennen zeigt - genau so wie beim Saisonfinale in Abu Dhabi." Sein Ziel für Melbourne? "Im Vorjahr wurden wir Zweiter - mit Hilfe des Wetters. Es wäre toll, das dieses Jahr wieder zu schaffen, aber ohne fremde Hilfe."