Pizzonia bittet um eine weitere Chance
Jaguar-Pilot Antonio Pizzonia glaubt, dass er eine weitere Chance verdient hat ? mit Rückendeckung von Head und Montoya
(Motorsport-Total.com) - Die Gerüchteküche ist in den letzten Tagen mit einem möglichen Wurz-Wechsel zu Jaguar, der inzwischen aber anscheinend geplatzt ist, völlig außer Rand und Band geraten. Sämtliche Spekulationen drehten sich dabei um Antonio Pizzonia, dessen Sitz bei Jaguar noch immer gewaltig wackelt.

© Jaguar
Pizzonia steht gehörig unter Druck, hofft aber auf eine neue Chance bei Jaguar
Der Brasilianer soll von einem anderen Piloten abgelöst werden, bekommt aber dieses Wochenende in Barcelona eine letzte Chance ? auf einer Strecke, die er bereits kennt. Genau darum hat er zuletzt auch gebeten, weil er bei den ersten vier Saisonrennen viel Pech hatte und mit einigen Defekten im Training wertvolle Zeit verlor und sich dadurch nicht optimal vorbereiten konnte. Nur einmal war er daher im Qualifying schneller als sein Teamkollege Mark Webber.
Vom möglichen Wurz-Transfer hat er gar nichts mitbekommen, behauptete er gestern gegenüber Journalisten im Fahrerlager: "Sie haben zu mir überhaupt nichts gesagt. Ich war ja nicht da, also weiß ich auch nicht viel." Aber: "All die Probleme, die ich hatte, traten wegen der Zuverlässigkeit auf. Zwei Stunden, um eine Strecke zu lernen, ist ziemlich kurz, aber es ist für alle gleich. Nur ist es bitter, wenn du diese Zeit auch noch verlierst."
Pizzonia hofft noch auf die Wende
Für Barcelona ist er dennoch "sehr zuversichtlich", weil er glaubt, einen "besseren Job als jeder andere Fahrer" machen zu können. Das Argument, er stehe jetzt bei Jaguar noch mehr unter Druck als im ersten Saisonviertel, lässt er dabei nicht gelten: "Der Druck kommt nicht vom Team, den mache ich mir schon selbst." Die drohende Gefahr einer baldigen Ablöse scheint ja dank der Wurz-Absage für ihn vorerst einmal gebannt.
Rückendeckung erhielt der 22-Jährige übrigens von Juan-Pablo Montoya, dessen Teamkollege er letztes Jahr als Testfahrer bei BMW-Williams war. Der Kolumbianer kritisierte gestern bei den üblichen Pressegesprächen vor dem Rennwochenende, dass es "typisch Jaguar" sei, auf Schwierigkeiten mit personellen Rochaden zu reagieren: "Das ist traurig, aber es wäre bei ihnen ja nicht das erste Mal, nicht wahr?"
"Er hat vier Rennen hingelegt, versteht noch gar nicht, wie alles funktioniert, aber sie wollen ihn schon wieder rauswerfen", schüttelte Montoya den Kopf. "Ich habe Antonio heute getroffen und ihm gesagt, er soll Webber vergessen und sich darauf konzentrieren, sein eigenes Auto schneller zu machen. Gelingt ihm das, ist es okay. Ich glaube aber nicht, dass bei Jaguar die richtigen Leute sind, um ihn zu führen. Er braucht jetzt jede Menge Unterstützung."
Schützenhilfe von Ex-Chef Patrick Head
Ähnlich äußerte sich auch Williams-Technikchef Patrick Head in der gestrigen Pressekonferenz: "Ich glaube nicht, dass aus einem schnellen Fahrer auf einmal ein langsamer wird und kann mir auch nicht vorstellen, dass sein Selbstvertrauen dermaßen angeschlagen ist. Die Bedingungen bei Jaguar kann ich nicht beurteilen, aber es wundert mich schon, dass sie ihn nicht mehr unterstützen und ihm nicht zuverlässigeres Material geben."
"Ich weiß nur, dass er letztes Jahr 14.000 Kilometer für uns getestet hat und dass er sofort schnell war ? nach zwei, drei Runden knallte er konkurrenzfähige Rundenzeiten hin", fuhr er fort. "Das war bei jedem unserer Tests so. Er kam sofort auf schnelle Zeiten und zeigte alle grundsätzlichen Anzeichen für einen guten Rennfahrer. Bei 14.000 Kilometern hatte er nur einen dummen Unfall mit leichtem Schaden."
Pizzonia sei konstant "und gleich schnell wie und manchmal sogar etwas schneller als unsere beiden Stammfahrer" gewesen, ergänzte Head: "Daher überrascht es mich, dass er jetzt solche Probleme hat. Aber das ist eben das Problem eines Rennfahrers. Da ist bei den Rennen zusätzlicher Druck, den er bei den Tests nie gehabt hat, aber andererseits hat Antonio schon einige Meisterschaften bestritten und gewonnen. Man kann nicht sagen, dass er immer schon unter Druck zerbrochen ist."

