• 21.07.2003 13:26

Pistenläufer: Einst Friedenstanz für Hussein angeboten

Nach der Anhörung durch die Polizei sind weitere Details zum "Pistenrennner" von Silverstone bekannt geworden

(Motorsport-Total.com/sid) - Der Formel-1-Pistenläufer von Silverstone war ein selbst ernannter Priester namens Neil Horan. Mit seinem Amoklauf auf der Rennstrecke wollte er Gottes Botschaft verbreiten. "Lest die Bibel. Die Bibel hat immer Recht" stand auf den Plakaten, die der Mann im Schottenrock den nur um Zentimeter vorbeirasenden Boliden entgegenstreckte. Der ursprünglich aus dem irischen Kerry stammende Londoner wurde am Montag von der Polizei in Northampton verhört. Der 56-Jährige muss sich wegen "unerlaubten Betretens" verantworten. Ihm droht eine Haftstrafe oder die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt.

Titel-Bild zur News: Pistenläufer

Der "Pistesnläufer" von Silverstone erschreckte alle Beteiligten

Nach Recherchen britischer Zeitungen war Horan 1995 aus der katholischen Kirche geflogen, nachdem er eine "glorreiche neue Welt" gepredigt hatte. Vor sechs Monaten machte er an Iraks Diktator Saddam Hussein per Brief das Angebot, einen "Friedenstanz" in einem traditionellen irischen Kostüm aufzuführen. Im letzten Jahr hatte Horan vor dem britischen Parlament einen Friedenstanz gegen den Krieg aufgeführt und im Rahmen seiner Kampagne selbst einen Brief vom britischen Premierminister Tony Blair erhalten.

Horan war beim Großen Preis von England nach einer Kletterpartie über den Zaun in der 12. Runde auf die Strecke gestürmt und hatte die Fahrer zu riskanten Bremsmanövern gezwungen. Erst ein herbeigeeilter Streckenposten warf den Mann zu Boden und zerrte ihn von der Piste. Die nachfolgende Safety-Car-Phase wirbelte das komplette Klassement durcheinander.

Einen ähnlichen Zwischenfall hatte es 2000 am Hockenheimring gegeben, als ein Mann mit seinem Sturm auf die Strecke gegen seine Entlassung bei Mercedes-Benz protestierte. Beide Male hieß der Sieger Rubens Barrichello: "Jetzt werden wieder alle Kollegen sagen, dass das ein Brasilianer war."

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte weniger Humor und forderte eine harte Bestrafung des Pistenläufers von Silverstone: "Das war ein Anschlag, kein Kavaliersdelikt. Da muss man strikt durchgreifen, dieser Mann darf nicht ungeschoren davonkommen. Man muss halt in Zukunft alle fünf Meter einen Sicherheitsmann an den Zaun stellen."

Die Fahrer sahen die spektakuläre Aktion gelassener. "Ich musste diesem Menschen ausweichen, aber wirklich gefährlich war das nicht. Der wollte nur seine Show abziehen. Ich weiß nicht, was solche Leute treibt", sagte Michael Schumacher.

Nach dem Zwischenfall ist die Zukunft des britischen Grand Prix unsicherer denn je. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone fordert Investitionen von 60 Millionen Euro, damit Silverstone auch im nächsten Jahr im Kalender steht. Ansonsten, so Ecclestone, könnte das Rennen künftig auf der Konkurrenzstrecke in Brands Hatch stattfinden oder in ein anderes Land verlegt werden.